Gartenhistorikerin erläutert Geschichte und Wirkung von Mönchspfeffer

Das "keusche Lamm"

Agnus Castus ist im Volksmund besser bekannt als Mönchspfeffer. Die Pflanze empfehlen manche Gynäkologen bei Menstruationsproblemen. Wie die Pflanze wirkt und wie sie zu ihrem männlichen Namen kam, erklärt eine Gartenhistorikerin.

Autor/in:
Uta Vorbrodt
Blühender Mönchspfeffer.  / © Meyta (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Wieso heißt die Pflanze "Pfeffer"? 

Antje Peters-Reimann / © Horst Wiedemann (privat)
Antje Peters-Reimann / © Horst Wiedemann ( privat )

Antje Peters-Reimann (Gartenhistorikerin): Die Pflanze heißt Pfeffer, weil die Früchte, die an ihr wachsen, optisch ein bisschen den Pfefferbeerchen ähneln und auch leicht pfeffrig schmecken. 

DOMRADIO.DE: Wieso importieren wir dann Pfeffer aus Madagaskar? 

Peters-Reimann: Unser Mönchspfeffer schmeckt pfeffrig und man könnte ihn auch zum Würzen nehmen, aber der aus Madagaskar ist schon deutlich leckerer und intensiver. 

DOMRADIO.DE: Wie wurde denn dieser Mönchspfeffer im Mittelalter verwendet? 

Antje Peters-Reimann

"Die Mönche glaubten, dass ihre Triebe damit ein bisschen gezügelt würden."

Peters-Reimann: Er heißt Mönchspfeffer, weil die Mönche im Mittelalter diese Pflanze benutzt haben. Salopp gesagt, durften sie ja nicht so wie normale Männer, sondern mussten irgendwie mit ihren natürlichen Trieben umgehen. Wenn man diesen Mönchspfeffer zu sich nahm, glaubten die Mönche, dass ihre Triebe ein bisschen gezügelt würden und sie besser damit zurecht kämen. Sie haben diese Beeren zum Beispiel gegessen, aber auch die Pflanze aufgegossen, wie eine Art Tee muss man sich das vorstellen. Sie haben sogar Zweige der Pflanze als Amulett und Zeichen ihrer Keuschheit um den Hals getragen.

DOMRADIO.DE: Warum heißt die Pflanze auch Agnus Castus? 

Peters-Reimann: Agnus Castus ist natürlich wie immer Latein. Agnus heißt Lamm und castus keusch, das heißt: keusches Lamm. Das deutet im Grunde schon auf diese lustmindernde Funktion hin, die man sich da erhofft hatte. 

DOMRADIO.DE: Wenn man so will, ist das Ganze schon fast medizinisch. Welche Rolle spielt denn der Mönchspfeffer heute in der Medizin, oder welche Heilwirkungen werden ihm sonst noch zugesprochen? 

Antje Peters-Reimann

"Er wird in der Frauenheilkunde gerne verwendet, wenn man keine Chemiekeule haben möchte."

Peters-Reimann: Er wird tatsächlich in der Frauenheilkunde noch gerne verwendet, um den hormonellen Haushalt von Frauen ein bisschen zu regulieren. Zum Beispiel wenn man ein prämenstruelles Syndrom hat, Menstruationsstörungen, schmerzhafte Regelblutung, dann wird gerne mal in der Gynäkologie der Mönchspfeffer verwendet.

DOMRADIO.DE: Es ist amüsant, dass so ein Frauenpflanze Mönchspfeffer heißt. 

Peters-Reimann: Ja, das kann passieren. Ich kann Ihnen auch nicht sagen, wie das bei den Mönchen gewirkt hat. Man müsste mal fragen, ob das bei Männern auch wirklich lustmindernd wirkt. Ich kenne es in der heutigen Anwendung nur aus der Frauenheilkunde. 

DOMRADIO.DE: Wenn man einmal von Medizin, Mittelalter und Mönchen weggeht - wie sieht die Pflanze aus? 

Antje Peters-Reimann

"Ich dachte, jetzt bauen die hier Hanf im Garten an!"

Peters-Reimann: Das ist eine sehr, sehr hübsche Pflanze. Sie blüht lila und ist ein Lippenblütler, da gehen also auch sehr gerne Insekten dran. Und vom Laub, muss ich ganz ehrlich sagen, erinnert sie mich an Hanf. Ich bin an Gärten vorbeigegangen und dachte, jetzt bauen die hier Hanf im Garten an! Das war noch deutlich vor der Legalisierung. Ich habe dann gefragt, was sie da im Garten haben und es war tatsächlich der Mönchspfeffer.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Quelle:
DR