Indigener Priester und Menschenrechtsaktivist in Mexiko getötet

Nach Gottesdienstbesuch erschossen

Pater Marcelo Perez hat sich in der südmexikanischen Unruheprovinz Chiapas für den Frieden eingesetzt. Nach Verlassen eines Gottesdienstes wurde er erschossen. Die Tat löst große Bestürzung im ganzen Land aus.

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Tobias Käufer
Marcelo Pérez war am Sonntag nach Ende eines Gottesdienstes in der südmexikanischen Unruheprovinz Chiapas von Unbekannten in seinem Auto erschossen worden. / © Tobias Käufer (KNA)
Marcelo Pérez war am Sonntag nach Ende eines Gottesdienstes in der südmexikanischen Unruheprovinz Chiapas von Unbekannten in seinem Auto erschossen worden. / © Tobias Käufer ( KNA )

Entsetzen in Mexiko nach der Ermordung des indigenen katholischen Priesters Marcelo Perez (51): Wie lokale Medien berichten, wurde der Menschenrechtsaktivist am Sonntag (Ortszeit) nach einem Gottesdienst in Cuxtitali in der südmexikanischen Unruheprovinz Chiapas in seinem Auto von mutmaßlichen Auftragsmördern erschossen. Pressefotos zeigen Einschusslöcher auf Kopfhöhe in der Fensterscheibe seines Fahrzeugs. In den Berichten ist von zwei mutmaßlichen Tätern die Rede.

Perez warnte noch: "Chiapas ist eine Zeitbombe"

In einem seiner letzten Interviews hatte der in den Medien stets präsente Geistliche über die wachsende Macht der organisierten Kriminalität in der Region gesprochen: "Chiapas ist eine Zeitbombe, es gibt viele Verschwundene, viele Entführte, viele Ermordete aufgrund der Präsenz des organisierten Verbrechens", sagte Perez Mitte September am Rande eines Friedensmarsches, an dem mehrere Tausend Personen aus den drei Diözesen von Chiapas teilgenommen hatten. Wegen seines Engagements hatten bereits 2015 Menschenrechtsorganisationen Schutzmaßnahmen für den Priester aus der Diözese San Cristobal de las Casas gefordert.

Claudia Sheinbaum spricht während einer Veranstaltung auf dem Zocalo, um ihren Sieg bei den Präsidentschaftswahlen zu feiern. / © Jair Cabrera Torres (dpa)
Claudia Sheinbaum spricht während einer Veranstaltung auf dem Zocalo, um ihren Sieg bei den Präsidentschaftswahlen zu feiern. / © Jair Cabrera Torres ( dpa )

Keine Straffreiheit

Der Mord an Perez sorgte für Entsetzen bis in die Führungsspitze des Landes. Die seit drei Wochen im Amt befindliche mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum will sich am Montag (Ortszeit) ausführlich zu dem Vorfall äußern. Die zuständigen Behörden hätten die Ermittlungen aufgenommen und stünden bereits in Kontakt mit den kirchlichen Institutionen. Innenministerin Rosa Icela Rodriguez versicherte auf "X" der katholischen Gemeinschaft "ihre Solidarität" und unterstrich die Verpflichtung der mexikanischen Regierung, "dass es keine Straffreiheit" geben werde. Das Büro des UN-Hochkommissars für Menschenrechte in Mexiko nannte den Anschlag ein "inakzeptables Verbrechen".

Altbischof hebt Leistungen des Aktivisten hervor

Kardinal Felipe Arizmendi Esquivel, emeritierter Bischof von San Cristobal de Las Casas (Mexiko)  / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Felipe Arizmendi Esquivel, emeritierter Bischof von San Cristobal de Las Casas (Mexiko) / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

Kardinal Felipe Arizmendi Esquivel, Altbischof von San Cristobal de las Casas, erklärte, Perez habe sich beständig für Gerechtigkeit und Frieden eingesetzt und Opfer von Gewalt begleitet. "Er hat sich nie in die Parteipolitik eingemischt, sondern immer dafür gekämpft, dass die Werte Gottes in den Gemeinden gelebt werden." Der Mord beweise einmal mehr, dass in Chiapas und weiteren Teilen des Landes ein Klima der Gewalt entfesselt worden sei. "Die Regierung und wir alle, auch die Kirchen, sind überfordert. Es ist uns nicht gelungen, die Gewalt zu stoppen, stattdessen nimmt sie zu", schrieb der Kardinal.

"Streiter für Frieden und Gerechtigkeit"

Der Lateinamerikanische Bischofsrat CELAM würdigte Pater Marcelo als einen "unermüdlichen Streiter für Frieden und Gerechtigkeit in seinem Volk". Die Mexikanische Bischofskonferenz schrieb, Perez sei "ein lebendiges Beispiel für priesterliches Engagement für die Bedürftigsten und Schwächsten der Gesellschaft". Diese Gewalttat treffe nicht nur die Diözese San Cristobal, sondern verletze die gesamte Kirche in Mexiko und die Gesellschaft als Ganze, insbesondere in einer Region, die derzeit unter heiklen Situationen von Gewalt und Konflikten zwischen Gruppen des organisierten Verbrechens leide.

Bischofskonferenz fordert Aufarbeitung

Papst Franziskus feiert eine Messe mit der indigenen Bevölkerung von Chiapas in San Cristobal de Las Casas (Mexiko) am 15. Februar 2016 / © Paul Haring/CNS photo (KNA)
Papst Franziskus feiert eine Messe mit der indigenen Bevölkerung von Chiapas in San Cristobal de Las Casas (Mexiko) am 15. Februar 2016 / © Paul Haring/CNS photo ( KNA )

Die Bischofskonferenz forderte eine gründliche und transparente Untersuchung des Anschlags. Notwendig seien auch wirksame Maßnahmen, um die Sicherheit von Priestern und pastoralen Mitarbeitern zu gewährleisten, die in gefährdeten Gebieten an der Seite der Verwundbarsten stünden. Die Anstrengungen zur Bekämpfung der Gewalt und der Straflosigkeit, die die Region Chiapas und Mexiko heimsuchten, müssten verdoppelt werden. Die Jesuiten-Universitäten stellten heraus, Pater Marcelo habe sein Leben der Begleitung von Gemeinden, der Verteidigung ihrer Rechte und der Suche nach Frieden in einem von Gewalt geprägten Umfeld gewidmet.

Bandenkrieg sorgt für hohe Kriminalität im Land

In Mexiko tobt ein blutiger Krieg von rivalisierenden Kartellen und Banden. Während der Ende September zu Ende gegangenen sechsjährigen Präsidentschaft des Linkspopulisten Andres Manuel Lopez Obrador wurden mehr als 170.000 Menschen getötet. Insbesondere in der Grenzregion zu Guatemala ist der Kampf der kriminellen Banden um die Kontrolle der Routen für Drogen und Migration in den vergangenen Monaten eskaliert. 

Kirche in Mexiko

Mexiko ist nach Brasilien das größte katholische Land der Welt. Nach Vatikanangaben sind mehr als 90 Prozent der rund 120 Millionen Mexikaner Katholiken. Andere Quellen nennen etwas niedrigere Zahlen.

Unter den spanischen Eroberern erfolgte die Christianisierung der indianischen Urbevölkerung im 16. Jahrhundert oft unter Zwang und mit brutaler Gewalt. Die Methoden wurden von der Inquisition weitgehend gebilligt oder auch angeordnet.

Kathedrale in Mexiko City / © Victor SG (shutterstock)
Quelle:
KNA
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