Bischof Kramer warnt vor Naivität gegenüber der AfD

"Totschläger der 90er sitzen in den Büros der AfD"

Der mitteldeutsche evangelische Landesbischof Friedrich Kramer hat die Kirchen davor gewarnt, den Umgang mit der AfD auf die leichte Schulter zu nehmen. AfD-Vertreter etwa zu Podiumsgesprächen einzuladen, berge "ein hohes Risiko".

AfD-Landesparteitag in Thüringen / © Michael Reichel (dpa)
AfD-Landesparteitag in Thüringen / © Michael Reichel ( dpa )
Friedrich Kramer / © Heike Lyding (epd)
Friedrich Kramer / © Heike Lyding ( epd )

Das sagte der evangelische Theologe am Mittwochabend in Osnabrück beim Friedensdialog der Evangelischen Friedensarbeit und der katholischen Organisation "Justitia et Pax". "Die Idee, die fachlich zu stellen, kann auch schiefgehen", erklärte Kramer.

Keine Bühne bieten

Der Bischof verwies auf mehrere sogenannte Wahlforen der mitteldeutschen Landeskirche vor der Thüringer Landtagswahl: Dabei habe sich gezeigt, dass AfD-Leute in kurzer Zeit viele Anhänger mobilisieren könnten. Auf solche "Raumergreifungs-Strategie" am Veranstaltungsort müsse sich der Gastgeber einstellen. Auch die inhaltliche Vorbereitung dürfe nicht unterschätzt werden. Der AfD gelinge es zunehmend, "Leute zugewinnen, die du nicht einfach bloßstellst".

Tarnung als "Friedenspartei" 

Eine weitere Herausforderung sei, wie die Neue Rechte "Gewaltlosigkeit als Strategie" übernommen habe. Die AfD trete als Friedenspartei auf, "was sie faktisch nicht ist", warnte Kramer. "Die haben gemerkt: Mit Springerstiefeln und Schlägern wird man keine Macht übernehmen." Indes habe es die Partei geschafft, "die Totschläger der 90er Jahre sozial zu integrieren". "Die sitzen jetzt in den Büros, die kann man im Ernstfall auch mal wieder losschicken."

Studie: AfD weniger christlich als vor sieben Jahren

Die AfD beschwört in Reden immer wieder das "christliche Abendland". Gleichzeitig halten Wissenschaftler die Positionen der rechten Partei für nicht vereinbar mit einer christlich verstandenen Politik. Das geht aus der Neuauflage einer Studie der Universität Münster hervor. Die Positionen der AfD und der katholischen Kirche lägen vielmehr noch weiter auseinander als vor einigen Jahren, sagt einer der Autoren der Studie, der Sozialethiker Alexander Filipovic.

Eine Papiertasche der Partei AfD hängt an einem Haken in einer Kirchenbank / © Harald Oppitz (KNA)
Eine Papiertasche der Partei AfD hängt an einem Haken in einer Kirchenbank / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
epd