DOMRADIO.DE: Was sagen Sie zu diesem wahrscheinlichen Wahlsieg des Republikaners Donald Trump?
Bartosz Dudek (katholischer Journalist): Das war für mich keine Überraschung. In diesen zwei Wochen, die ich in den USA zum Endspurt der Kampagne in den USA verbracht habe, zeigten alle Indikatoren in diese Richtung. Unter anderem war die traditionell wichtige Gruppe der katholischen Wählerinnen und Wähler mehrheitlich für Trump.
DOMRADIO.DE: Es wäre seine zweite Amtszeit. Was käme dann auf die USA, auf Europa und auf Deutschland zu, mit Donald Trump?
Dudek: Das werden schwierige Zeiten. Wir haben in Washington auch mit deutschen Diplomaten gesprochen und unser Eindruck war, dass dort ein gewisser Realitätsverlust vorhanden war. Sie setzten alles auf den Sieg von Kamala Harris, und ich glaube, es gibt es ein böses Erwachen. Sie schienen auf diese Variante gar nicht vorbereitet zu sein.
DOMRADIO.DE: Sie sind Mitglied der RIAS Berlin Kommission und haben in dieser Funktion auch gerade erst den katholischen Präsidenten Biden im Weißen Haus getroffen. Was war das für eine Begegnung?
Dudek: Das sind schon seine letzten Monate im Amt. Er sah ein bisschen müde aus. Aber es war sehr schön und interessant, ihm persönlich zu begegnen. Ich war auch in der Gemeinde, wo der Präsident sonntags hingeht. Das ist eine Jesuitengemeinde an der Georgetown University in Washington. Da habe ich auch mit Leuten gesprochen. Sie waren natürlich sehr angetan, dass der Präsident sich ab und zu die Zeit nimmt, sonntags in die Kirche zu gehen.
DOMRADIO.DE: Wie haben Sie die USA erlebt in den vergangenen zwei Wochen?
Dudek: Ich habe Amerika als eine gespaltene Nation erlebt, auch übrigens in der Kirche. Ich war auch in einer schwarzen, protestantischen Gemeinde. Da gab es eine flammende Rede für Kamala Harris und gegen Trump. Da schien es auch innerhalb der Evangelikalen so eine Spaltung zu geben: Schwarze Gemeinden waren für Kamala Harris und weiße Evangelikale ganz eindeutig für Donald Trump.
Entscheidend war hier natürlich die Frage der Immigration. Die Christen, auch mehrheitlich Katholiken, sind gegen diese unkontrollierte illegale Immigration in die USA. Das schien hier auch eine wichtige Rolle gespielt zu haben bei der Wahl. Aber natürlich auch die Frage der Abtreibung, die Kamala Harris sehr in den Mittelpunkt gestellt hat. Das hat erwartungsgemäß viele Katholikinnen, Katholiken, aber auch weiße Protestanten abgeschreckt.
Das Interview führte Carsten Döpp.