DOMRADIO.DE: Was bringt so eine riesige Veranstaltungen an Herausforderungen mit sich?
Werner Kleine (Pastoralreferent der Citykirche Wuppertal): Die Herausforderungen sind so groß, dass wir das zentral organisieren. Viele Veranstalter bekommen das gar nicht mehr hin. Alleine ein Pferd mitzuführen ist mittlerweile mit dermaßen hohen Auflagen verbunden, dass man einen hohen Stapel Papier bearbeiten muss. Kleinere Anbieter können sowas organisatorisch fast gar nicht stemmen. Man muss vorher lange mit der Stadt verhandeln, Versicherungen abschließen, das Pferd muss schuss- und straßentauglich und was weiß ich was sein. Da arbeiten wir schon seit Anfang an mit dem Reiterhof Biesenbach aus dem Bergischen Land zusammen. Die kommen jedes Jahr und bringen auch den Martin mit.
Man muss jede Menge Auflagen erfüllen. Es kommen Ehrenamtliche, jedes Jahr zur Hilfe kommen. Das Technische Hilfswerk Wuppertal ist am Start, die Freiwillige Feuerwehr Wuppertal, die den Zug sichert. Die Polizei natürlich. Dieses Aufgebot allein ist schon imposant, wenn die alle mit ihren Dienstwagen auf den Laurentiusplatz fahren, um den Zug zu sichern. Dazu kommen noch etwa 100 Ordner, die dann den Zug nach rechts und links absichern.
DOMRADIO.DE: Gibt es einen ganz besonderen Moment, auf den sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen an dem Tag freuen?
Kleine: Für mich ist es der Moment, wenn ich den Zug eröffne. Ich stehe dann oben auf den Stufen und habe einen wunderbaren Blick über den Laurentiusplatz. Die Dämmerung hat schon eingesetzt, es dunkelt leicht und ich spreche die ersten Worte. Dann bitte ich die Kinder mal die Fackeln hochzuhalten und drum herum blinken die Blaulichter. Das ist für mich der schönste Moment des ganzen Tages. Für die Kinder ist es sicherlich das Martinsspiel. Wir haben den Hans Osterberg, der immer ganz hervorragend den Bettler spielt. Und danach gibt es dann Weckmänner. Die Bäcker der IG Friedrich-Ebertstraße, das ist eine Interessengemeinschaft der Einzelhändler hier im Luisenviertel, stiften über 1000 Weckmänner. Vier Bäckereien sind das. Boggräfe, ck, Gräfe, Behmer, Steinbrink und Pollicks. Man glaubt gar nicht, was das mit Kindern macht, wenn man denen einen Weckmann schenkt. Das ist einfach schön.
Das ist in den letzten Jahren immer größer geworden. Vor zwei Jahren wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass auch viele Kinder dabei sind, die ein Hörproblem haben, die schwerhörig oder taub sind. Deshalb haben wir seit zwei Jahren auch einen Gebärdendolmetscher dabei. Alles was ich sage, auch das Martinsspiel übersetzt sie. Das ist einfach eine tolle, große Aktion, bei der wir versuchen möglichst viele anzusprechen.
DOMRADIO.DE: Was bedeutet der heilige Martin für Sie persönlich?
Kleine: Als Kind des Ruhrgebietes wird man mit der Ruhrgebiets-Martinsradition groß. Ich kann mich noch erinnern, wie ich als ganz kleines Kind sehr stolz mit einer Brezel um den Hals mitgelaufen bin. Natürlich ist dieser Mann mit dieser Mantelteilung ein Vorbild. Er gibt einem Menschen, den er gar nicht kennt, etwas, aus purer Menschenfreundlichkeit. Diese Mantelteilung ist schon für sich imposant. Aber dann mit der Erzählung aus Matthäus 25. Das Jesus ihm im Traum erscheint und sagt: 'Den Mantel hast du mir gegeben.' Oder: 'Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, habt ihr mir getan.' Das ist für mich in meiner pastoralen Arbeit ein ganz prägendes Moment. Ich weiß nicht, ob das allein auf Martin zurückgeht. Es gibt viele Gründe, warum ich da so bin, wie ich bin. Aber der Martin hat zumindest in meiner Kindheitserinnerung, sehr erheblichen Anteil daran.
DOMRADIO.DE: Kann man da noch unterstützen und helfen bei dem Event?
Kleine: Wir können jede helfende Hand gebrauchen. Wir suchen noch ehrenamtliche Helfer. Wir haben viele vom THW, viele von der Freiwilligen Feuerwehr. Aber wir können noch mehr ehrenamtliche Helferinnen und Helfer gebrauchen, die bei der Zugsicherung helfen und bei der Austeilung der Weckmänner. Wer da noch mithelfen will, kann einfach kommen. Am 10 November geht der Zug um 17 Uhr los. Um 16.30 muss man da sein, wenn man mithelfen will. Dann gibt es von mir die Einweisung und eine gelbe Jacke, damit man auch weiß, dass diese Menschen ein bisschen was zu sagen haben, an dem Tag.
Das Interview führte Lara Burghardt.