Citykirche in Wuppertal feiert Gottesdienst für Radfahrer

Mit Segen und Madonna

Vor acht Jahren hatte Pastoralreferent Werner Kleine die Idee, in Wuppertal eine Fahrradkirche zu gründen. Am Gedenktag der Madonna del Ghisallo, der Fahrrad-Patronin, öffnet sie seit Jahren ihre Pforten für Fahrradpilger.

Autor/in:
Carsten Döpp
Symbolbild Fahrrad / © ViDI Studio (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Bevor wir auf diesen Gottesdienst schauen, gehen wir noch einmal zurück ins Jahr 2016. Da waren Sie maßgeblich daran beteiligt, aus der Kirche Sankt Ludger eine Fahrradkirche zu machen. Wie kam das damals? 

Pastoralreferent Dr. Werner Kleine / © Christoph Schönbach (Citykirche Wuppertal )

Dr. Werner Kleine (Pastoralreferent der City-Kirche Wuppertal): Das ist eine relativ skurrile Geschichte. Wir hatten 2015/16 die großen Flüchtlingsbewegungen aus dem Nahen Osten. Auch nach Wuppertal sind damals sehr viele Syrer gekommen, darunter sehr, sehr viele christliche Syrer. Mit denen haben wir uns schon 2015 immer wieder zusammengesetzt. 

Es gab die Idee, eine arabischsprachige Gemeinde von Christen zu gründen. Das gibt es auch mittlerweile hier in Wuppertal. Damals wollten wir dazu ein Video in der Krypta in St. Ludger drehen. Ich stand also vor der Kirche und wartete auf das Kamerateam, das sich verspätete. Und dabei sah ich Radfahrer von links kommen und Radfahrer von rechts kommen. Da fiel mir auf: 'Aha, links geht es zur Solinger Korkenziehertrasse und rechts zur Wuppertaler Nordbahntrasse'. Ich stand genau an der Schnittstelle.

Am östlichen Ende der Nordbahntrasse hatte die evangelische Kirche schon eine Fahrradkapelle gebaut, die Wichernkapelle. Ich habe dann gesagt: 'Wir haben hier als katholische Kirche schon eine Kirche stehen. Warum machen wir daraus nicht eine Fahrradkirche?' Und das war der Anfang der Idee. Der Kirchenvorstand, insbesondere das Ehepaar Schuhmann aus Wuppertal Vohwinkel und der damalige Pfarrer Baumhof, hat das begierig aufgenommen.

Und dann sind wir sehr schnell zu Potte gekommen. Wir haben eine Fahrradkirche eingebaut. Heute gibt es eine sehr schöne Fahrradkapelle in St. Ludger, die immer wieder geöffnet ist und worin Radfahrer einkehren können. 

DOMRADIO.DE: Anlass für die Wallfahrt und die Fahrradsegensfeier ist der Gedenktag der Madonna del Ghisallo. Sie wurde am 13. Oktober 1949 von Papst Pius XII. zur Schutzpatronin der Radfahrer erhoben. Was sind da noch mal die geschichtlichen Hintergründe? 

Kleine: Für unsere Kapelle haben wir natürlich nach einem Patronat gesucht. Und wir dachten, hervorragend wäre es, wenn wir einen Patron oder eine Patronin der Radfahrer hätten. Dann haben wir etwas recherchiert und sind auf diese Madonna del Ghisallo gekommen. 

Der Eingang zur Wallfahrtskapelle / © Roland Juchem (KNA)
Der Eingang zur Wallfahrtskapelle / © Roland Juchem ( KNA )

Ghisallo ist ein Ort oberhalb des Comersees, wo der Giro d'Italia vorbeiführt. Das Spezielle daran ist, dass es vorher eine 14 prozentige Steigung gibt und wie das bei solchen Radrundfahrten ist, wird sie natürlich auch von vielen Amateuren nachgefahren. 14 Prozent Steigung sind schon Hammer. Die Amateure, die den Giro d'Italia gefahren sind, haben dann aus lauter Dankbarkeit oben erst einmal eine Pause gemacht. Und genau am Ende der Steigung steht eine Kapelle, die der Madonna del Ghisallo geweiht ist.

Heute befinden sich in dieser Kapelle ganz viele Radfahrdevotionalien und Trikots und vieles mehr. Papst Pius XII. ist so auf die Idee gekommen, dieser Madonna ein eigenes Patronat zu geben. Deswegen ist die Madonna del Ghisallo die Schutzpatronin der Radfahrer. Es ist die Muttergottes, die sich aber in besonderer Weise den Radfahrern zuwendet.

DOMRADIO.DE: Die dann auch am Samstag bei ihnen eine Rolle spielen wird? 

Kleine: Ja, wir haben für die Kapelle eine eigene Ikone gestalten lassen, die die Madonna del Ghisallo zeigt; eine Muttergottes, die Jesus auf dem Arm hält. Um sie herum als Heiligenschein sieht man Speichen und einen Radkranz. Es sind viele Fahrradsymbol in diesem Bild drin.

Wir begehen diesen Gedenktag der Madonna del Ghisallo nicht am 13.10. selbst, weil womöglich nur wenige Radfahrer tagsüber unterwegs sind, sondern immer am Samstag danach. Manchmal ist es dann auch der 13.Oktober.  

DOMRADIO.DE: Dieser Fahrradgottesdienst findet bereits zum achten Mal statt. Vorher fahren viele mit ihren Rädern noch von der Wichernkapelle nach Vohwinkel, entlang der sogenannten Nordbahntrasse. Wie genau läuft dieser Tag ab? 

Pastoralreferent Werner Kleine bei der Segnung von Motorrädern (Citykirche Wuppertal )

Kleine: Wir haben oft Leute gehabt, die richtige Wallfahrten organisiert haben. Oft von der Wichernkapelle aus, manchmal sogar von Wipperfürth, wo es auch eine Fahrradkirche gibt. Das ist dann ein weiterer Weg. Und jetzt laden wir eben dazu ein, dass man die Nordbahntrasse fährt. In diesem Jahr wird es keine geführte Wallfahrt geben. Man kann theoretisch also auch über die Korkenziehertrasse oder aus anderen Gegenden in Wuppertal mit dem Fahrrad kommen. 

Um 15 Uhr ist Ankunft an der Ludgerkirche. Dann werden wir einen Gottesdienst feiern, bei dem wir die Räder und die Radfahrenden segnen. Danach gibt es in St. Ludger wie immer einen hervorragenden Imbiss, den die Eheleute Schumann und ihr Team vorbereiten haben. 

DOMRADIO.DE: Und was geben Sie den Radlerinnen und Radlern bei der Segensfeier mit auf den Weg? 

Sr. Werner Kleine

"Lasst uns aufeinander Rücksicht nehmen, damit wir alle gesund nach Hause kommen."

Kleine: Das sind die guten Worte – wie immer, wenn wir Menschen sehen die am Verkehr teilnehmen, das gilt auch für Motorradfahrer – dass man natürlich achtsam im Verkehr miteinander umgeht. Gerade bei Radfahrern sieht man das sehr gut. Wenn man Radfahrer ist, schimpft man über die Autofahrer, und wenn man sich ins Auto setzt, schimpft man über die Radfahrer. Vielleicht kann man einfach mal diese Perspektive einnehmen: Morgen bin ich das, heute bin ich das; lasst uns aufeinander Rücksicht nehmen, damit wir alle gesund nach Hause kommen. 

DOMRADIO.DE: Sind E-Bikes auch willkommen? 

Kleine: E-Bikes sind auch willkommen. Von mir aus auch E-Scooter, auch wenn ich die persönlich nicht mag, weil die überall rumfliegen. Aber alles was auf zwei Rädern unterwegs ist und nicht direkt motorisiert ist. Für Motorräder haben wir im April die Motorradsegnung. 

DOMRADIO.DE: Wie war die Resonanz bei den vergangenen Fahrradgottesdiensten in Wuppertal? 

Kleine: Das war bisher sehr unterschiedlich und wetterabhängig. Wir haben schon mal "nur" 15 gehabt, aber wir hatten auch schon 50, 60 Leute da. Es kommt immer ein bisschen auf die Witterung an. 

Das Interview führte Carsten Döpp.

Katholische Citykirche Wuppertal

Die Katholische Citykirche Wuppertal richtet sich von ihrem Selbstverständnis primär an Kirchen- und Gemeindeferne. Ihr Ziel ist es, "im Vorübergehen" Begegnungsmomente und niederschwellige, aber qualitätsvolle Kontakte zu ermöglichen. Sie reagiert flexibel auf aktuelle Ereignisse, wobei sie profiliert aus Sicht der katholischen Kirche Stellung bezieht.

Neben Angeboten, mit denen die Katholische Citykirche Wuppertal flexibel auf tagesaktuelle Ereignisse reagiert, bietet sie eine Reihe von Projekten an, die regelmäßig stattfinden. (Quelle: Katholische Citykirche Wuppertal)

Wuppertal / © Ilia Platonov (shutterstock)
Quelle:
DR