Laut Georg Gänswein hatte sein ehemaliger Chef Benedikt XVI. eine "haarschneidende" Intelligenz. Er habe nie einen bescheideneren Menschen als ihn gekannt, mit einer Intelligenz, die "Haare schneidet" und einem Glauben von unglaublicher Tiefe, sagte der Erzbischof laut Joseph-Ratzinger-Stiftung bei einer Buchvorstellung am Donnerstagabend in Rom.
"Meine innerste Überzeugung ist, dass Joseph Ratzinger zu kennen, bedeutet, einen Schatz in den Händen zu halten", so der langjährige Privatsekretär des deutschen Papstes. Benedikt habe sich selbst nie in den Mittelpunkt gestellt, sondern habe sein Herz und seine Augen für Gott öffnen wollen, so Gänswein weiter. "Er wollte sich nicht selbst einen Namen machen, sondern zum guten Ruf der Kirche und des Glaubens beitragen."
Neuer Interviewband
Der Vatikan-Botschafter im Baltikum äußerte sich anlässlich der Vorstellung des Interviewbandes "Joseph Ratzinger im Dialog mit seiner Zeit". Ab Montag ist es auf Italienisch im Buchhandel erhältlich.
Joseph Ratzinger habe sein ganzes Leben lang die Wahrheit gesucht, gefunden und auf jede erdenkliche Weise verkündet - obwohl er sich damit nicht nur Freunde gemacht habe, so Gänswein. "Aber das ist die Stärke, die Joseph Ratzinger vom ersten Tag seines Lebens an, als sehr junger Professor, bis zu seinem letzten Tag, in allen Bereichen, ob akademisch, kirchlich oder sogar politisch, gezeigt hat." Er habe gesagt, was er zu sagen hatte, "aus Pflichtgefühl und ohne Furcht".
Tage im Zeichen Benedikts XVI.
Die Buchvorstellung war nicht der einzige Termin für Gänswein in Rom. Am Freitagmorgen feierte der 68-Jährige eine Gedenkmesse am Grab des früheren bayerischen Papstes in den Vatikanischen Grotten des Petersdoms. Am Abend wird der diesjährige Ratzinger-Preis verliehen. Ausgezeichnet werden der irische Theologe Cyril O'Regan und der japanische Bildhauer Etsuro Sotoo. Den Preis hatte Ratzinger 2011 selbst gestiftet.
Darüber hinaus empfing Papst Franziskus Gänswein. Ihre Beziehung gilt als schwierig, dennoch treffen sich Papst Franziskus und eher regelmäßig. Auch jetzt wieder Zeit für eine Privataudienz. Das teilte der Vatikan ohne weitere Angaben mit.