DOMRADIO.DE: Wo sind Sie derzeit?
Benjamin Marx (Begründer der Milieukrippe von Sankt Maria in Lyskirchen, Köln): Sie erreichen mich in der Jugendkirche eli.ja in Saarbrücken. Das ist die Jugendkirche des Bistums Trier. Hier wird sehr viel mit Jugendlichen und mit Kindern gearbeitet. Und hier bin ich momentan aktiv.
DOMRADIO.DE: Das heißt, Sie tragen jetzt die Idee Ihrer Milieukrippe in eine andere deutsche Stadt? Solche Anfragen haben Sie immer mal wieder bekommen. Warum haben Sie jetzt ausgerechnet bei der aus Saarbrücken Ja gesagt?
Marx: Ich habe über die Jahre insgesamt sieben Anfragen von Städten und auch von bedeutenden Kirchen bekommen, um eine weitere Milieukrippe zu initiieren. Eine dieser Anfragen kam von der Sankt Elisabethkirche, die jetzt die Jugendkirche eli.ja ist, hier in Saarbrücken.
Ich habe mich dann mal mit dieser Kirche beschäftigt und bin darauf gestoßen, dass diese Kirche am 19. September 1954 geweiht wurde. Das ist mein Tauftag.
DOMRADIO.DE: Und da haben Sie gedacht, das ist ein Zeichen, da kann ich nicht anders.
Marx: Ja, das war für mich ein eindeutiger Hinweis. Dass Sankt Elisabeth an dem Tag geweiht wurde, als ich getauft wurde, das fand ich dann schon beeindruckend.
DOMRADIO.DE: Zu den Figuren Ihrer Kölner Krippe gehören zum Beispiel der jüdische Apotheker, der Hering-Verkäufer, der Matrose und auch die Prostituierte. Wer wird denn jetzt zum Beispiel an der Krippe in Saarbrücken stehen?
Marx: In Saarbrücken stehen in der Krippe Figuren saarländischer Persönlichkeiten aus verschiedenen Zeiten, die sehr mutig und auch sehr eigenwillig gearbeitet haben und so Menschen mitgeprägt haben. Unter anderem Nikolaus Warken, der im 19. Jahrhundert gelebt hat und ein katholischer Arbeiterführer war.
Er war Bergmann, und er hat sich sehr für die Rechte der Arbeiter eingesetzt. Dann wird Willi Graf in der Krippe stehen. Willi Graf war hier in Sankt Johann Messdiener. Er wurde aufgrund seiner Beteiligung an der Weißen Rose hingerichtet. Und er war hier Messdiener unter anderem zu der Zeit als Kardinal Höffner hier in St. Johann Kaplan war.
Und dann ist da die Autorin Esther Bejanaro, deren hundertster Geburtstag dieses Jahr am 15. Dezember wäre. Eine Holocaustüberlebende, die nur deshalb überlebt hat, weil sie vorgegeben hat, Akkordeon spielen zu können, weil man im KZ-Orchester eine Akkordeonspielerin gesucht hat.
DOMRADIO.DE: Also wir hören, da werden viele Geschichten auftauchen, die mit dem Saarland zu tun haben. Was erhoffen Sie sich? Wen und was wollen Sie jetzt mit dieser neuen Saarbrücker-Milieukrippe erreichen?
Marx: Also in erster Linie sehr viele Jugendliche, weil hier sehr viele Schulklassen immer wieder vorbeikommen. Hier sind immer wieder Aktionstage. Hier war auch über zwei Monate eine Anne Frank Ausstellung, die sehr stark besucht worden ist.
Das Motto der Krippe in Saarbrücken heißt: Was hat das mit mir zu tun? Und die Geschichten, die in der Krippe erzählt werden, darüber soll dann vielleicht der eine oder andere nachdenken. Was hat das mit mir zu tun?
DOMRADIO.DE: Und was ist jetzt mit Köln? Das fragen sich bestimmt viele hinsichtlich der ursprünglichen Milieukrippe, also der von Sankt Maria in Lyskirchen. Kümmern Sie sich auch weiter um Köln?
Marx: Ja klar, die Krippe in Lyskirchen steht schon mit dem ersten Adventbild und auf der Seite krippe-online.de kann man auch verfolgen, wie sich diese Krippe weiter entwickelt. Lyskirchen ist meine Herzensangelegenheit und wird nicht vernachlässigt.
DOMRADIO.DE: Aber da werden sie dann in diesem Advent ziemlich viel zwischen Köln und Saarbrücken unterwegs sein, oder?
Marx: Ja, ich komme ja aus dem Saarland und ich fahre jetzt im Grunde genommen immer diese Strecke, die ich auch in der Vergangenheit immer gefahren bin, als meine Mutter noch lebte.
Das Interview führte Hilde Regeniter.