DOMRADIO.DE: Sie haben am Sonntag im Dom den Gottesdienst am ersten Adventssonntag gefeiert. Wie war der Start in die Adventszeit für Sie und die Menschen im Dom?
Guido Assmann (Dompropst und Generalvikar im Erzbistum Köln): Mir hat das große Freude gemacht, diesen Gottesdienst zu feiern. "Freut euch, erhebt eure Häupter, eure Erlösung ist nahe", das ist der Grundgedanke des ersten Advents. Das, meine ich, hat man auch gespürt. Es waren unheimlich viele Menschen da. Die schönen Adventslieder wurden gesungen. Das war ein ganz schöner Start.
DOMRADIO.DE: Der Advent ist für uns Christen eine besondere Zeit, sagen Sie. Beschreiben Sie dieses Besondere.
Assmann: Es ist die Vorbereitungszeit auf das Weihnachtsfest, die Stimmung ist entsprechend schön. Die Krippe wird aufgebaut im Dom. Der große Adventskranz mit dem Stern oben drauf steht im Dom, die erste Kerze ist angezündet. Ich finde die Lieder sehr schön und sehr stimmig und es macht mir immer Freude, diese Lieder zu singen mit möglichst vielen Gläubigen.
DOMRADIO.DE: Im besten Fall gehen wir jetzt ja in eine besinnliche Zeit. Besinnlichkeit ist ein beliebtes Stichwort im Advent. Was ist damit genau gemeint?
Assmann: Es gibt natürlich viel Trubel und viel Vorbereitung, das kennen wir alle. Jedes Jahr nehmen wir uns vor, etwas ruhiger die Zeit anzugehen. Ich denke, man muss sich das wirklich konkret vornehmen. Da haben wir einige schöne Angebote im Dom. Ich denke an die Werktagsmessen, die morgens und abends gefeiert werden und da ganz besonders an die sogenannten Rorate-Messen.
Das sind Messfeiern nur im Kerzenschein, dienstags abends um 18:30 Uhr, mittwochs morgens zu ganz früher Zeit um 6:30 Uhr, vielleicht eine Chance für die, die in Köln arbeiten, vor der Arbeit hinzugehen. Das sind besonders schöne Akzente. Ich denke an das musikalische Abendgebet um 17:30 Uhr am Sonntag oder einfach mal so in den Dom zu kommen, um in der Sakramentskapelle ein stilles Gebet zu sprechen.
DOMRADIO.DE: Und sich zum Beispiel die Krippe anzugucken, die verbindet die Weihnachtsgeschichte mit dem Kölner Alltagsleben. Was macht die Krippe im Dom so besonders?
Assmann: Die Krippe zieht unheimlich viele Menschen an jedes Jahr. Sie wird sehr früh aufgebaut, natürlich ist das Jesuskind noch nicht da, aber alles andere wird Stück für Stück aufgebaut. Da sind Menschen aus dem Alltag der Stadt, eine sogenannte Milieukrippe. Da ist ein Müllmann genauso wie eine Ordensschwester, da ist ein Bettler, da ist ein kleiner Junge und da sind junge und alte Menschen. Man kann sich ganz gut gedanklich daneben stellen. In unser Leben kommt Gott hinein und möchte mitten unter uns leben.
DOMRADIO.DE: Ein Karnevalist ist auch zu sehen.
Assmann: Ja, und ein Fußballverein, der 1. FC Köln. Aber Fans anderer Mannschaften dürfen sich genauso daneben stellen. Gott ist für alle Mensch geworden und das drückt sich sehr schön aus.
DOMRADIO.DE: Wie sieht es mit vorweihnachtlichen Konzerten im Kölner Dom aus?
Assmann: Wir haben immer sehr schöne Konzerte. Die Chöre singen beispielsweise vorweihnachtliche Konzerte. Es gibt Orgelkonzerte, da steht sehr viel auf unserer Homepage www.koelner-dom.de/advent. Da ist ganz viel zu finden. Da freue ich mich auch selber schon drauf.
DOMRADIO.DE: Für viele auch ganz besonders und wichtig: Wann läutet der dicke Pitter?
Assmann: Natürlich läutet der dicke Pitter die Heilige Nacht ein, also am Heiligabend und am ersten Weihnachtstag. Das ist der Höhepunkt des ganzen Festgeschehens. Viele Menschen kommen, schauen nach oben, hören das sich an und viele gehen dann auch gerne in den Dom - der im Moment natürlich immer frischer wird, also ruhig eine Decke mitbringen und sich bei uns wohlfühlen. Wenn wir gut miteinander feiern, dann erwärmt das auch das Herz.
DOMRADIO.DE: Wir haben vor einem Jahr hier im Studio am Morgen des Heiligabend gestanden und über die Sicherheitslage am Dom gesprochen. Es gab große Polizeikontrollen aufgrund von Terrorwarnungen. Was meinen Sie, wie wird das diesmal zu Weihnachten sein?
Assmann: Wir versuchen natürlich, den Dom so sicher zu halten, wie es nur irgendwie möglich ist. Da sind wir seit vielen Jahren mit den Sicherheitskräften in gutem Kontakt mit den Behörden, mit der Polizei, mit externen Dienstleistern, mit unseren eigenen Leuten, den Domschweizerinnen und Domschweizern. Wir stellen uns immer auf die jeweilige Gefahrenlage ein, haben das Sicherheitskonzept auch noch weiterentwickelt. Wir hoffen, dass wir mit großer Sicherheit und mit großer Freude feiern können.
Wir haben nun eine extra Gepäckaufbewahrung ermöglicht, direkt rechts neben dem Dom, wenn man auf den Dom zugeht, sodass jeder, der in den Dom möchte, auch dort sein Gepäck sicher aufbewahren kann für eine ganz kleine Gebühr. Wenn mal eine Notlage eintrifft, sind dann keine Gepäckstücke im Dom, über die man möglicherweise stolpert und die 20.000 Menschen, die am Tag in den Dom kommen, freie Wege haben. Ich bin dankbar, dass die meisten Menschen das akzeptieren und ein großes Verständnis dafür haben.
Das Interview führte Carsten Döpp.