Mitglieder der Christlichen Gewerkschaft Metall mahnen Autoindustrie

Mitarbeiter sind keine Schachfiguren

Auch Mitglieder der Christlichen Gewerkschaft Metall demonstrieren gegen die geplanten Werkschließungen und Kündigungen bei Volkswagen. Sie seien von Existenzängsten getrieben.

Neuwagen vom Elektrobus Volkswagen ID / © Julian Stratenschulte (dpa)
Neuwagen vom Elektrobus Volkswagen ID / © Julian Stratenschulte ( dpa )

Der Bundesvorsitzende der Christlichen Gewerkschaft Metall, Sebastian Scheder, fordert für die Beschäftigten von Volkswagen schnelle Klarheit. "Nichts zermürbt Menschen mehr, als nicht zu wissen, woran sie sind", sagte Scheder im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). 

Am Montag und Dienstag waren nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall rund 100.000 VW-Beschäftigte an neun Standorten in den Warnstreik getreten, um im aktuellen Tarifstreit gegen angedrohte Lohnkürzungen, Werkschließungen und Stellenabbau zu demonstrieren.

Blick auf das VW-Werk Kassel in Baunatal / © Uwe Zucchi (dpa)
Blick auf das VW-Werk Kassel in Baunatal / © Uwe Zucchi ( dpa )

Von der Christlichen Gewerkschaft (CGM) haben sich eigenen Angaben zufolge einige Hundert Beschäftigte an verschiedenen VW-Standorten an den Ausständen beteiligt. Die CGM macht keine genauen Angaben zu ihren Mitgliederzahlen, sie bewegen sich den Arbeitnehmervertretern zufolge im fünfstelligen Bereich. Die Gewerkschaft sehe sich als kleinere Ergänzung zur IG Metall, die rund 2,1 Millionen Mitglieder verzeichnet, erklärte Scheder.

Die CGM schließt eigene Tarifverträge ab, übernimmt dabei aber inhaltlich den Flächentarifvertrag für die Metall- und Elektroindustrie von der IG Metall. Den Haustarifvertrag bei Volkswagen zeichnet die CGM zwar nicht nach, dennoch werden die Mitglieder der Gewerkschaft nach VW-Haustarifvertrag bezahlt. Die nächste Verhandlungsrunde zwischen VW und der Arbeitnehmerseite ist für kommenden Montag anberaumt.

CGM-Mitglieder mit Existenzängsten

Wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage will Europas größter Autobauer einen massiven Sparkurs fahren. "Die geplanten Einschnitte sind der Hammer", sagte Scheder. Dass Volkswagen zudem den Beschäftigungssicherungsvertrag aufgekündigt habe, habe ein "Erdbeben" in der gesamten Autoindustrie ausgelöst. "Kein Beschäftigter fühlt sich mehr sicher, wenn Volkswagen so eine Maßnahme ergreift."

Mitglieder der Gewerkschaft seien geschockt und berichteten den Arbeitnehmervertretern von Existenzängsten. "Die Stimmung ist miserabel", sagte Scheder. VW hatte angekündigt, ganze Werke schließen zu wollen; offenbar stehen die Standorte Emden, Osnabrück und Dresden zur Disposition. "Dass der Vorstand gleich drei Werke nennt und keine Salamitaktik fährt, ist für mich ein Zeichen, dass er es ernst meint", erklärte der CGM-Bundesvorsitzende.

Möglicherweise werde mindestens ein Werk seine Tore schließen. "Aber als CGM stehen wir fest an der Seite der Beschäftigten und hoffen, dass kein Werk aufgegeben wird." In puncto Kündigungen zeigte sich der Vorsitzende der christlichen Gewerkschaft zuversichtlich: "Sie werden es auch dieses Mal ohne betriebsbedingte Kündigungen schaffen."

"Mitarbeiter sind keine Schachfiguren"

Nicht nur VW, auch andere Autobauer und Zulieferer befinden sich aktuell im Krisenmodus. So kündigte etwa Ford in Köln den Abbau von knapp 3.000 Arbeitsplätzen an, Bosch will deutschlandweit ebenfalls tausende Stellen streichen. CGM-Chef Scheder fordert von der Industrie mehr Technologieoffenheit und verstärkte Investitionen in Deutschland. 

"Drittens müssen die Manager an die Menschen denken und ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden. Sie können Mitarbeiter nicht wie Schachfiguren hin- und herschieben, an jedem einzelnen hängt auch eine Familie - und nicht zuletzt Kaufkraft."

Quelle:
KNA