Weihnachten und Advent ist auch die Zeit der Türen

"Macht hoch die Tür"

Der Adventskalender hat Türchen, beim vorweihnachtlichen Shoppen geben sich die Kunden die Klinke in die Hand und dann gibt es ja noch dieses Lied: "Macht hoch die Tür". Die Advents- und Weihnachtszeit strotzt vor lauter Türmetaphern.

Autor/in:
Joachim Heinz
Adventskalender mit Türchen / © Hauke-Christian Dittrich (dpa)
Adventskalender mit Türchen / © Hauke-Christian Dittrich ( dpa )

An dieser Stelle wollen wir nicht mit der Tür ins Haus fallen wie jener seit dem 16. Jahrhundert im Sprichwort verewigte Tölpel aus der Plumpardey. Der platzt nämlich ins traute Heim "wie ein Sau in Rübenacker, wie ein Pfeiffer ins Wirtshauß". Nein, wir nähern uns der Sache ganz behutsam und rufen uns in den Sinn, was so alles die Advents- und Vorweihnachtszeit ausmacht. Ein Kranz mit Kerzen erscheint vor dem geistigen Auge, Süßgebäck aller Art und vielleicht auch ein Adventskalender.

Der will mit seinen 24 Türchen das Warten auf das Weihnachtsfest erleichtern. Wie überhaupt Pforten, Tore und Türen die Wochen bis zu jenen Tagen prägen, an denen Christen die Geburt Jesu feiern. In der biblischen Weihnachtsgeschichte, die der Evangelist Lukas überliefert, landen Josef und die schwangere Maria schließlich an einer Krippe, "weil in der Herberge kein Platz für sie war".

"Wer klopfet an?" und andere Ohrwürmer

Die vergebliche Zimmersuche hat ein vor allem im alpenländischen Raum verbreitetes Adventslied aufgegriffen. Es handelt von letztlich erfolglosen Verhandlungen zwischen dem Paar und den örtlichen Wirtsleuten. "Wer klopfet an?" - "O zwei gar arme Leut!" - "Was wollt ihr denn?" - "O gebt uns Herberg heut!" Ein Stressmoment, den vielleicht der ein oder andere Panikkäufer nachempfinden kann, der kurz vor dem 24. Dezember in überfüllten Läden nach passenden Geschenken sucht - zwischen Tür und Angel sozusagen.

Aus den Lautsprechern rieselt derweil Musik auf die Kundschaft herab, meist englische Evergreens wie "Do They Know It's Christmas" (Band Aid), "All I Want for Christmas Is You" (Mariah Carey) oder "Last Christmas" (Wham). Doch auch im Bereich des Kirchenliedes gibt es All-Time-Classics. Zum Beispiel "Macht hoch die Tür". Da ist es also wieder, das "bewegliche Bauelement zum Verschließen einer Öffnung" (wikipedia). Im Evangelischen Gesangbuch trägt "Macht hoch die Tür" sogar die Nummer 1 - im katholischen Gotteslob findet es sich unter der Rubrik "Advent" mit der Ordnungsziffer 218.

Seit wann gibt es überhaupt Türen?

Der Text stammt aus der Feder des evangelischen Pfarrers Georg Weissel (1590-1635), der sich dafür aus einem Psalm im Alten Testament bediente. "Ihr Tore, hebt eure Häupter, hebt euch, ihr uralten Pforten, denn es kommt der König der Herrlichkeit!" Anlass war eine vorweihnachtliche Kirchweihe im ostpreußischen Königsberg. Mit der Wahl seiner Zeilen rannte Weissel offene Türen ein: Im Advent warten die Christen auf die Ankunft Jesu, des Gottessohnes.

Aber: Seit wann gibt es überhaupt Türen? "Seit der Mensch eine sichere Behausung gesucht hat", weiß Kunsthistorikerin Martina Pall. Bis 2021 leitete sie die Schell Collection im österreichischen Graz. Das private Museum beherbergt die weltweit bedeutendste Sammlung von Schlössern und Schlüsseln. Der Stein vor der Höhle oder die prächtige Palasttüre symbolisierten die Schwelle zwischen privat und öffentlich.

Klinken und "Seelenretter-Ringe"

"An der Tür beginnt der Frieden des Hauses, an der Kirchentür hing der 'Seelenretter-Ring', der dem Bedrängten - durch bloßes Berühren - Schutz und Asyl bot", erklärt Pall. Zugleich entwickelten sich Türen mit polierten Messingklopfern oder Hinweisschildern zu Statussymbolen. "Bereits an der Haustür oder gar dem Haustor, durch das Kutschen in den Innenhof gelangten, konnte der Stand des Besitzers abgelesen werden." Wer nicht aus gleichem Holz geschnitzt war, aber trotzdem vorsprechen wollte, musste "Klinken putzen" - oft vergeblich.

Einen Eindruck von Prunk- und Prachtportalen vermittelt zum Beispiel ein Rundgang durch die malerische Altstadt von Erfurt. Das Standardwerk zu Thüringens Türen muss noch geschrieben werden, aber in der Landeshauptstadt wohnt einer, der wiederum den Bogen zur Musik schlagen kann: Silvius von Kessel, Domorganist und -kantor in Erfurt. Warum ist ein Lied wie "Macht hoch die Tür" auch 400 Jahre später noch so populär? Weil Weihnachten mit besonderen Emotionen verbunden sei, so der Musiker. "Folglich singen die Leute zuhause eher Weihnachtslieder als Osterlieder." Das funktioniert übrigens nicht nur hinter verschlossenen Türen, wie von Kessel hinzufügt. "Viele Weihnachtslieder werden sehr gut von der Gemeinde im Zusammenspiel mit der Orgel gesungen."

Fragen und Antworten zum Advent

Was bedeutet das Wort Advent?

Advent kommt vom lateinischen "adventus" und bedeutet "Ankunft". Für Christen ist der Advent die Zeit der Vorbereitung auf die Ankunft Jesu auf Erden, die an Weihnachten gefeiert wird. In den Gottesdiensten werden häufig Texte aus dem Alten Testament verwendet, die die Ankunft des Erlösers prophezeien.

Ist der Advent heute noch Fasten- oder Bußzeit?

Symbolbild Adventskranz in einer Kirche / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Adventskranz in einer Kirche / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA