Die katholische Kirche in Deutschland stellt auch künftig keine Beratungsscheine aus, die Voraussetzung für einen straffreien Schwangerschaftsabbruch sind.
"Ich glaube nicht, dass wir diese Debatte jetzt wieder öffnen", sagte der Limburger Bischof und Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, in einem Interview der "Welt am Sonntag". Die Kirche sei hier in einem Dilemma, räumte Bätzing ein.
Er erinnerte daran, dass der Vatikan vor 25 Jahren die Ausstellung jener Scheine durch katholische Beratungsstellen untersagt hatte, weil sie die Mitwirkung der Kirche an der Tötung eines Menschen bedeuten könnten.
Zugleich lobte Bätzing aber das bestehende Recht wegen der"Abwägung zwischen den beiden Grundprinzipien, dass einerseits die Frau in einem existenziellen Konflikt das Recht auf Selbstbestimmung haben muss, andererseits eine Abtreibung die Tötung eines Menschen ist".
Lob für Donum Vitae
Der Bischof lobte die Beratungen, die katholische Verbände bei Schwangerschaftskonflikten anbieten. "Ich beziehe das ausdrücklich auch auf Donum Vitae", sagte er.
Der von prominenten Katholiken vor 25 Jahren gegründete uanbhängige Verein stellt - entgegen dem Willen des Vatikana - Beratungsscheine aus und war dafür innerkirchlich lange heftig kritisiert worden. Bätzing wandte sich gegen eine Veränderung der Gesetzeslage bei der Abtreibung.
Als "für uns nicht zustimmungsfähig" bezeichnete er den jüngst im Bundestag debattierten Gesetzentwurf, wonach eine Abtreibung bis zum Ende des dritten Monats gänzlich straffrei sein und in späteren Schwangerschaftsphasen nicht mehr im Strafrecht geregelt werden soll.
"Er verändert die Grundlage dessen, was das bisherige Gesetz prägt, sehr erheblich und stellt keinesfalls nureine moderate Weiterentwicklung des geltenden Rechts dar", sagte der Bischof. Zudem kritisierte er, dass versucht werde, die Reform so kurz vor der vorgezogenen Neuwahl noch durchzupeitschen.
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz räumte ein, dass die katholische Kirche in der Abtreibungsdebatte derzeit weniger Gehör finde als noch vor 20 Jahren.
Das liege auch daran, dass die Kirche wegen des Missbrauchsskandals weiter in einer Glaubwürdigkeitskrise stecke "und man uns nicht zutraut, in diesem gesellschaftlich relevanten Diskurs einen wichtigen Beitrag liefern zu können".
Suche nach guten Argumenten
"Ich wünsche mir nicht eine Zeit zurück, in der maßgebend war, was die großen Kirchen beitrugen", betonte der Limburger Bischof. "Wir müssen gute Argumente vortragen.
Auf allen politischen Ebenen wird uns dabei auch gesagt: Wir brauchen eure Orientierung. Deshalb beteiligen wir uns nachdrücklich, aber auch bewusst sachlich und differenziert an der aktuellen Debatte."