Papst Franziskus öffnet Pforte im Petersdom und in einem Gefängnis

Weihnachten der Gegensätze im Vatikan

Zwei Tore, zwei Päpste. So wirkt es an den Weihnachtstagen in Rom. Während Franziskus bei der Eröffnung eines kirchlichen Jubiläumsjahres schwächelte, zeigt er sich bei einem Gefängnisbesuch wie ausgewechselt.

Autor/in:
Severina Bartonitschek
Papst Franziskus öffnet die Heilige Pforte im Rebibbia-Gefängnis / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus öffnet die Heilige Pforte im Rebibbia-Gefängnis / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Der Gesang etwas schief, die Kleidung eher leger, der Papst wesentlich lebendiger: Am zweiten Weihnachtstag zeigten sich Franziskus' wahre Prioritäten, als er das Gefängnis Rebibbia besuchte. 

Anlässlich des katholischen Jubeljahres 2025 öffnete er in der römischen Haftanstalt eine sogenannte Heilige Pforte und feierte anschließend eine Messe mit Häftlingen und Gefängnispolizei. 

Die 300 Anwesenden begrüßte er nach dem Gottesdienst persönlich und würdigte die Kunstausstellung, die Insassen gemeinsam mit einer Künstlerin für das Heilige Jahr gestaltet hatten. Das Gefängnis bezeichnete er im Anschluss als eine Basilika - wie den Petersdom.

Der Termin war ausdrücklicher Wunsch des Papstes, der in seiner Amtszeit schon zahlreiche Haftanstalten besuchte. 

Papst Franziskus posiert für ein Foto beim Gottesdienst mit Häftlingen und Gefängnispolizei in der Kapelle im Gefängnis Rebibbia am 26. Dezember 2024 in Rom (Italien) / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus posiert für ein Foto beim Gottesdienst mit Häftlingen und Gefängnispolizei in der Kapelle im Gefängnis Rebibbia am 26. Dezember 2024 in Rom (Italien) / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Die Öffnung des Tores an der Gefängniskirche solle ein Zeichen der Hoffnung sein, um das Selbstvertrauen sowie die Wertschätzung und Solidarität der Gesellschaft wiederzuerlangen, heißt es im Erinnerungsschreiben zur Papstvisite. 

Der 88-Jährige wirkte entspannt, predigte aus dem Stegreif, öffnete die Heilige Pforte stehend und durchschritt sie selbstständig, nur gestützt auf einen Gehstock - ohne Rollstuhl.

Heilig-Jahr-Eröffnung mit Hindernissen

Das war an Heiligabend bei der offiziellen Eröffnung des Heiligen Jahres 2025 anders. Der Papst schwächelte merklich wegen der Nachwirkungen einer Erkältung. 

In der zugig-kalten Vorhalle des Petersdoms kämpfte er vor der dreieinhalb Meter hohen Pforte über Minuten mit seinem Gewand. 

Vor den Augen der hochrangigen Gäste aus Kirche und Politik - auch Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni war anwesend - verschwand er plötzlich und unangekündigt. 

Papst Franziskus öffnet die Heilige Pforte zur Eröffnung des Heiligen Jahres 2025 im Petersdom. / © Remo Casilli/Pool Reuters/AP (dpa)
Papst Franziskus öffnet die Heilige Pforte zur Eröffnung des Heiligen Jahres 2025 im Petersdom. / © Remo Casilli/Pool Reuters/AP ( dpa )

Kurze Zeit später kehrte das katholische Kirchenoberhaupt zurück, betete still vor dem Portal, bis es sich schließlich nach seinem mehrmaligen Klopfen öffnete. 

Danach schoben Helfer Franziskus in seinem Rollstuhl über die Schwelle in die Basilika, wo er die Christmette feierte.

Begleitet wurde der Beginn des "Giubileo" von internationalen Medien in und vor der Basilika. Nur alle 25 Jahre finden diese katholischen Jubeljahre regulär statt. 

Archäologische Funde von Mauerwerken aus dem 9. bis 13. Jahrhundert, die möglicherweise auf das Patriarchat zurückzuführen sind, auf der Piazza San Giovanni vor der Lateranbasilika in Rom / © Ministero Della Cultura/Romano Siciliani (KNA)
Archäologische Funde von Mauerwerken aus dem 9. bis 13. Jahrhundert, die möglicherweise auf das Patriarchat zurückzuführen sind, auf der Piazza San Giovanni vor der Lateranbasilika in Rom / © Ministero Della Cultura/Romano Siciliani ( KNA )

Die Heiligen Pforten spielen dabei eine besondere Rolle: Wer nach Rom pilgert und sie in Verbindung mit Gebet und Beichte durchschreitet, dem wird die Bußstrafe erlassen, die man nach der Vergebung für seine Sünden auferlegt bekommt. Ablass heißt das in der katholischen Kirche.

Historische Pforten für Millionen

Vier historische Pforten gibt es in Rom - das Gefängnistor zählt nicht dazu. Franziskus öffnete nur jene im Petersdom, die Portale in der Lateranbasilika, Santa Maria Maggiore und Sankt Paul vor den Mauern werden ihre jeweiligen Hausherren, die Erzpriester, in den nächsten Tagen öffnen. 

Außerhalb der Heiligen Jahre sind die Pforten von innen zugemauert. Seit Paul VI. bei der Eröffnung des Jubiläums 1975 fast von einem herabfallenden Mauerstück getroffen wurde, werden die Ziegelsteine bereits vor der päpstlichen Eröffnungszeremonie entfernt.

Das aktuelle Jubiläumsjahr steht unter dem Motto "Pilger der Hoffnung" - weit mehr als 30 Millionen von ihnen werden bis zum Ende des Jubiläums am 6. Januar 2026 in Rom erwartet. Das ist auch eine Gelegenheit für die Ewige Stadt, ihr Erscheinungsbild aufzupolieren.

Zahlreiche Baustellen zeugen davon. Die größten Projekte rund um den Vatikan wurden erst kürzlich fertiggestellt. Dazu zählt die über 85 Millionen Euro teure Fußgängerzone inklusive Autotunnel-Verlängerung zwischen Engelsburg und Petersdom.

Hoffnung als zentrales Thema

Den Häftlingen in Rebibbia wünschte der Papst am zweiten Weihnachtstag ein "großartiges Jubeljahr": Die Gnade eines Jubiläums bestehe darin, die Herzen vor allem der Hoffnung zu öffnen. 

"Das ist die Botschaft, die ich euch geben will - allen, auch mir selbst: Niemals die Hoffnung verlieren!", so der Papst, bevor er allen ein gutes neues Jahr wünschte. "Möge das nächste Jahr besser werden als dieses. Jedes Jahr muss besser werden." 

Angesichts der Konfliktherde weltweit, an die er am ersten Weihnachtstag erinnerte, ist dieser Wunsch nur allzu nachvollziehbar.

Heiliges Jahr

Das Heilige Jahr ist ein Jubiläumsjahr in der katholischen Kirche. Es wird regulär alle 25 Jahre begangen. Das Heilige Jahr 2025 steht unter dem Motto "Pilger der Hoffnung". Einen Ablass von Sündenstrafen können Pilger dabei nicht nur bei Wallfahrten an eine der heiligen Stätten des Jubiläums oder eine der vier großen päpstlichen Basiliken in Rom erhalten, sondern auch beim Besuch der Verkündigungskirche in Nazareth, der Geburtskirche in Bethlehem oder der Grabeskirche in Jerusalem.

Pilger gehen durch die Heilige Pforte (2015) / © Cristian Gennari (KNA)
Pilger gehen durch die Heilige Pforte (2015) / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
KNA