Die Würde des Menschen ist unantastbar - dieser Grundsatz wird immer wieder aufs Neue betont. Unter dem Motto "Menschen und Würde" und den damit verbundenen Herausforderungen im Osten Europas beschäftigt sich nun die neue Ausgabe der Zeitschrift "Ost-West. Europäische Perspektiven" (OWEP) mit dem Thema.
Herausgegeben wird sie vom katholischen Osteuropa-Hilfswerk Renovabis und vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).
In ihrer Einführung ins Thema legt die Sozialethikerin Ingeborg Gabriel das Augenmerk auf das christliche Verständnis der Menschenwürde. Mit seinem universalen Anspruch könne dieses einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt leisten.
Dennoch zeigt sich im ökumenischen Dialog, dass es kein einheitliches Verständnis von Menschenwürde im Christentum gibt, sondern ein Spannungsfeld zwischen politischen und religiösen Interessen, wie die finnische Theologin Heta Hurskainen darlegt.
Diskriminierung von Roma
Das Heft nennt laut Ankündigung Beispiele, die zeigen sollen, wie gefährdet die Menschenwürde ist. So analysiere der Journalist Andreas Kunz anhand des Roma-Viertels Stolipinowo im bulgarischen Plowdiw, wie diese Bevölkerungsgruppe diskriminiert werde. Der ehemalige Renovabis-Geschäftsführer Burkhard Haneke schildere das Leid der Frauen und Mädchen, die Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution würden. Nicht selten kämen sie aus dem Osten Europas nach Deutschland.
Wie unmenschlich die Haftbedingungen politischer Gefangener in Belarus seien, beschreibe die Menschenrechtsanwältin Natallia Vasilevich. Die Historikerin Sabina Ferhadbegovic erinnere an den Völkermord in Srebrenica von 1995. Die juristische Aufarbeitung sei weitgehend abgeschlossen, doch Serbien weigere sich bis heute, die Verbrechen als Genozid anzuerkennen.
Regina Elsner, Professorin für Ostkirchenkunde und Ökumenik in Münster, beleuchte die "Revolution der Würde" in der Ukraine, wo das fundamentale Einstehen für die Menschenwürde den Protest angetrieben habe.
Hoffnung gebende Projekte
Doch es gebe auch Hoffnung, heißt es. OWEP-Chefredakteurin Gemma Pörzgen hat demnach in Banja Luka mit der Direktorin eines Caritas-Altenheims gesprochen, in dem Versöhnung und gegenseitiger Respekt die Menschenwürde in einer multikulturellen Gemeinschaft stärken.
Zudem stellt sie ein Leuchtturmprojekt in Georgien vor: Das Tageszentrum für behinderte Menschen in Achalziche gelte als Modelleinrichtung zur Rehabilitation und Inklusion.