
„Das ist der Geist, der besondere Geist, den man hier in Kloster Steinfeld spürt“, sagt Willibert und fügt hinzu: „Isso!“. Willibert ist Rentner und einer von vielen ehrenamtlichen Helfern, die für das Kloster Steinfeld arbeiten. Willibert macht Dienst an der Pforte. „Da zünde ich zuerst immer die große Kerze im Eingang an“, sagt er, „denn die Kerze muss brennen“.
Und wie erlebt er die Bischofskonferenz, mit den über 50 Bischöfen in Kloster Steinfeld? „Ach wissen sie, es ist in dieser Woche so viel ruhiger hier“, sagt er, „sonst ist hier doch viel mehr Trubel.“ Das für die Bischöfe reservierte Kloster verfügt über 140 Gästebetten. Klar, dass da besonders am Wochenende viel mehr Trubel ist.

Willibert, prächtiger Rauschebart und verschmitztes Lächeln, weiß alles über Steinfeld. Er hat nicht nur einmal in der Woche Pfortendienst, sondern bietet auch Führungen durchs Kloster an. In der Basilika treffe ich ihn wieder. Er möchte uns die Kirchenmäuse zeigen. Kirchenmäuse?
Willibert lacht in seinen grauen Bart. „Dort in der Ecke“, sagt er, und da sitzt tatsächlich eine Maus, eine kleine Mausfigur aus Gold. Wie sie dahin kommt? Keiner weiß es genau, aber es wird vermutet, dass der Ortspfarrer Pater Wieslow hinter dieser Schelmerei steckt. Wieslow kommt aus Polen und dort liebt man so kleine, feine Geheimnisse mit versteckten Figuren.
Willibert stellt uns Pater Lambertus vor. Der Salvatorianer ist der Geschäftsführer des Klosters. Er ist froh, dass Steinfeld mit dem neu eingerichteten großen Gästehaus nach schwierigen Zeiten finanziell wieder auf stabilen Füßen steht. Dass alle katholischen Bischöfe sich hier zur Vollversammlung treffen, empfindet er als große Wertschätzung und Auszeichnung für das Kloster. Aber er sieht das auch nüchtern: „Wir sind ja Gäste gewohnt“, sagt er.
Neben den Salvatorianern leben noch 11 Trapistinnen auf der weiten Anlage des Klosters. Denen begegnen wir immer wieder, und sie erklären uns freundlich und geduldig den Weg, wenn wir uns wieder einmal im Gemäuer verlaufen haben.

Es war ein ereignisreicher Tag heute, mit vielen Begegnungen. Was besonders hängenbleibt: Die Aussichten auf eine düstere Zukunft, vor der Militärbischof Franz-Josef Overbeck warnt. Es sei schon einmal passiert, dass eine Demokratie demokratisch abgewählt worden sei, warnt er. Bischof Gerhard Feige aus Magdeburg erlebt gerade in Sachsen-Anhalt, wie die AFD die Demokratie attackiert und öffentlich zum Kirchenaustritt aufruft. Das erinnere ihn an seine Vergangenheit in der DDR.
Im kommenden Jahr sind in Sachsen-Anhalt Landtagswahlen, da könnte die AFD die Landesregierung übernehmen, sagt er. „Die haben bei der Bundestagwahl fast 40 Prozent der Stimmen bekommen“. Umso mehr kommt es auf die Kirchen an, mutig zu sein, Stellung zu beziehen, wie es die Bischofskonferenz tut.
Was man sonst noch alles erlebt, wenn man durch das Kloster läuft – und die ein oder andere Tür öffnet. Da sitzt Bischof Karl-Heinz Wiesemann aus Speyer an einem Klavier, um ihn herum viele Kameras, wahrscheinlich wird gerade ein Musikvideo aufgenommen. Und der Bischof am Klavier ist schon bald ein TikTok-Star.
Oder es begegnet einem der Botschafter des Papstes Nikola Eterovic, der sich auch gerade verirrt hat. Wenig später taucht er unangemeldet und kurz vor Beginn der Messe in der Sakristei auf, um mit den Bischöfen, die für diesen Tag vorgesehen sind, die Messe zu zelebrieren. Natürlich hat man schnell für ihn ein Gewand gefunden, ist doch klar, da ist man christlich großherzig, findig und flexibel. Irgendetwas ist da wohl kommunikationstechnisch schiefgelaufen.

Man muss kein Experte für die katholische Bischofskonferenz sein, um mitzukriegen, dass sich Eterovic mit den meisten deutschen Bischöfen schwertut. Er kommt vom Balkan und lebt und predigt eine Spiritualität, die der deutschen Kultur und Tradition fremd sind. Viele sagen, dass er als Botschafter des Papstes für Deutschland nicht die Idealbesetzung sei. Er ist bereits am Mittwoch abgereist.
Und dann, wie geht es dann weiter, wenn alle Bischöfe aus Steinfeld am Donnerstag abgereist sind? „Da werden wir durchatmen“, sagt Pater Lambertus, der froh ist, dass alles so gut geklappt hat und die Bischöfe sich in Steinfeld wohl gefühlt haben.
Aber lang kann und darf dieses Durchatmen nicht dauern. Am Wochenende ist schon wieder normaler Gästebetrieb, jetzt im angehenden Frühling ist das Haus fast ausgebucht. Gott sei Dank, es bleibt also viel zu tun.