Hinter den Kulissen der Bischofskonferenz in Kloster Steinfeld

Dürfen Bischöfe und Journalisten in der Fastenzeit so schmausen?

Rund sechzig Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz versammeln sich dieser Tage im Kloster Steinfeld zur Frühjahrs-Vollversammlung. Johannes Schröer ist für DOMRADIO.DE vor Ort und beschreibt das Pressegespräch vom Dienstagabend.

Autor/in:
Johannes Schröer
Der Frühstücksraum ist Kloster-typisch. / © Johannes Schröer (DR)
Der Frühstücksraum ist Kloster-typisch. / © Johannes Schröer ( DR )
Johannes Schröer / © Nicolas Ottersbach (DR)
Johannes Schröer / © Nicolas Ottersbach ( DR )

"Freilich ist es auch kein Vorteil für die Herde, wenn der Schäfer ein Schaf ist". Goethe hat das gesagt und wird hier zitiert von Marliese Kalthoff, der Pressesprecherin des Bistums Aachen. Ihr Bistum ist Gastgeber der Bischofskonferenz und hat Bischöfe und Journalisten am Dienstag zum Abendessen und Hintergrundgespräch eingeladen. 

Dass Marliese Kalthoff ihre Begrüßung mit dem Goethezitat schmückt, passt gut, denn der Abend findet im "Schafstall" des Klosters Steinfeld statt. Schafe gibt es in dem schmucken Gewölbe schon lange nicht mehr. Jetzt sind die Tische feierlich gedeckt, frische bunte Blumen, opulente Kandelaber, alles in vornehmen weiß – und die Speisekarte verspricht neben vegetarischen Gerichten rosa gebratene Schweinefilets und Herrencreme mit Physalis. (Physalis?) 

Festlich gedeckt ist es zum traditionellen Presseabend während der Vollversammlung. / © Johannes Schröer (DR)
Festlich gedeckt ist es zum traditionellen Presseabend während der Vollversammlung. / © Johannes Schröer ( DR )

Dürfen Bischöfe und katholische Journalisten in der Fastenzeit so schmausen? Ja!, dürfen sie, denn auf Reisen sind die Speiseregeln der Fastenzeit aufgehoben, klärt uns ein Bischof auf, und bis auf den Heimatbischof Helmut Dieser sind ja alle auf Reisen. Der arme Bischof Dieser, er muss also fasten. Ich sitze leider nicht an seinem Tisch und kann deshalb nicht sagen, ober er tatsächlich auf das Schweinefilet verzichtet. 

Außerdem darf ich über den Abend gar nichts sagen. Denn für Hintergrundgespräche gilt die Schweigepflicht. Journalisten fragen, Bischöfe antworten. Matthias Kopp, der Pressesprecher moderiert das Gespräch, dabei wird kein Thema ausgespart. Es geht um die Verjährung von Missbrauch, um das Verhältnis der Kirche zur CDU, um Migration, um AFD, um Aufrüstung, um die Glaubenskrise, um den Papst … . Brisante Themen, die klar machen, dass die Kirche in vielen Bereichen auf der Suche ist – und um Antworten ringt.

Aus vollen Kehlen singt der Klerus bei der morgendlichen Messe. / © Johannes Schröer (DR)
Aus vollen Kehlen singt der Klerus bei der morgendlichen Messe. / © Johannes Schröer ( DR )

Danach bleibt noch genug Zeit für Gespräche an den einzelnen Tischen. Bischof Bätzing gesteht, dass er den Konklave-Film noch nicht gesehen habe. Wir versuchen ihn zu überzeugen, das unbedingt nachzuholen. Schließlich erzählt man sich, dass der Münchner Kardinal Marx von dem Film hellauf begeistert gewesen sei und nachher gesagt habe: "Genauso isses". Apropos Kardinal Marx, der fehlt leider, ein komplizierter Schulterbruch ist dafür verantwortlich, gute Besserung.

Ein Lob dem Gastgeber, dem Bistum Aachen, nicht nur für den gelungenen Abend. Im Presseraum ist man begeistert, dass der Aachener Bischof Helmut Dieser persönlich vorbeischaut, sich erkundigt, ob alle zufrieden sind, in die bereitstehende Apfelkiste schaut, ob es noch genug Äpfel gibt. "Sowas Nettes hatten wir bisher auf Bischofskonferenzen nicht", sagt ein Kollege.

Direkt neben dem Presseraum gibt es im Pankratius-Zimmer Verpflegung, deftige Eintöpfe. Im Kloster begegnet man dann und wann einem Ordensbruder der Salvatorianer. Gleich am Ankunftstag, als ich mich in den tausend Treppen, Gängen, Türen und Türmen nicht zurechtfand, sagte mir ein Salvatorianer, dem ich hilflos in die Arme lief: "Wir sagen immer: die Mahlzeiten muss man sich hier erlaufen". Wie gut, dass das für die Journalisten im Presseraum nicht gilt.

Zur Fastenzeit muss selbst das gute Klosterbier im Kühlschrank bleiben. / © Johannes Schröer (DR)
Zur Fastenzeit muss selbst das gute Klosterbier im Kühlschrank bleiben. / © Johannes Schröer ( DR )

Und noch eine Bemerkung zur Fastenzeit. Sowohl für die Bischöfe als auch für die Journalisten gibt es Kühlschränke, darin locken "Steinfelder Klosterbier" oder "Eifeler Landbier". Soweit ich das beobachten kann, sind die Bierfächer bislang unberührt geblieben … obwohl, wie heißt es so schön "Flüssiges bricht das Fasten nicht". In diesem Sinne: Prosit.

Quelle:
DR

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