Eugen Drewermann

Ex-Priester, Paderborner Kirchenkritiker und Psychotherapeut
Archivbild: Theologe Eugen Drewermann am 1. Juni 2015 in Paderborn / © Friedrich Stark/epd-bild (KNA)

Der in Bergkamen geborene Bergmannssohn zählte über Jahre zu den umstrittensten Theologen in der katholischen Kirche. 2005, zu seinem 65. Geburtstag, trat Eugen Drewermann aus der Kirche aus. Zuvor war er Anfang der 90er Jahre vom Priesteramt suspendiert und ihm die Lehrerlaubnis entzogen worden.

In seinen Büchern, die der Auflagen-Millionär weiter schreibt, legt Drewermann die Bibel vor allem tiefenpsychologisch aus. Zu seinen mehr als 80 Veröffentlichungen gehören aber auch ein Roman über den als Ketzer verbrannten Giordano Bruno, populäre Märchen-Interpretationen und Werke, die sich im Grenzgebiet von Naturwissenschaften und Theologie bewegen. 2019 erhielt er den Hermann-Hesse-Preis der Internationalen Hermann-Hesse-Gesellschaft.

Drewermann studierte katholische Theologie in Paderborn, Philosophie in Münster und Psychoanalyse in Göttingen. 1966 wurde er zum Priester geweiht. Von 1979 bis 1991 lehrte er als Privatdozent für systematische Theologie an der Theologischen Fakultät der Uni Paderborn.

Der Konflikt zwischen ihm und der Kirche schwelte schon seit den 1980er Jahren. Nach Ansicht der Bischöfe leugnete der Theologe zentrale Wahrheiten des christlichen Glaubens, etwa die Jungfrauengeburt oder dass Jesus die Sakramente eingesetzt habe.

Drewermann seinerseits wirft der Kirche vor, sie sei in dogmatischen Formeln erstarrt. Die Institution verdecke die heilende Botschaft des Evangeliums und schreibe den Gläubigen eine lebensfremde Moral vor.

Heftige Debatten löste Drewermann auch mit seinem 1989 erschienenen Buch "Kleriker" aus, in dem er "ekklesiogene Neurosen" des Priester- und Mönchsstandes ausmachte. 1991 entzog der Paderborner Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt ihm die Lehrerlaubnis. 1992 erhielt der Theologe ein Predigtverbot, wenig später wurde er vom Priesteramt suspendiert.

Zuletzt gab es einige versöhnliche Signale: 2019 lud die Theologische Fakultät in Paderborn den Theologen zu einem Vortrag an seine frühere Wirkungsstätte ein. 2018 bezeichnete der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer Drewermann als "von der Kirche verkannten Propheten".

Drewermann selber bezeichnete Papst Franziskus vergangenes Jahr als "aufrechte Person", die es allerdings oft schwer habe, sich im Vatikan durchzusetzen. Auch gegen Degenhardt hege er überhaupt keinen Groll: Der Erzbischof sei vom damaligen Kardinal Joseph Ratzinger "unter Druck gesetzt worden". (kna/20.06.2020)

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KNA

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