Als Abt der Benediktinerabtei Dormitio auf dem Berg Zion im Herzen Jerusalems und des Priorats Tabgha am Nordwestufer des Sees Gennesaret lebt und wirkt Nikodemus Schnabel an zwei der interessantesten Orte der Welt.
1978 wurde er als Claudius Schnabel in Stuttgart geboren, wuchs in einer Künstlerfamilie auf und hatte eine bewegte Kindheit und Jugend, geprägt von vielen Ortswechseln. Er studierte Theologie in Fulda, Jerusalem, München, Münster und Wien.
In die Stadt Jerusalem verliebte er sich während eines Theologischen Studienjahres an der Dormitio-Abtei im Jahr 2000 und 2001. Und er beschloss, Benediktiner zu werden und fortan als Mönch in der Dormitio-Abtei auf dem Zionsberg zu leben.
2003 trat er in die Benediktiner-Abtei Dormitio auf dem Berg Zion im Herzen Jerusalems ein, die völkerrechtlich gesehen im Niemandsland zwischen Israel und Palästina liegt. Im Jahre 2013 wurde er dort zum Priester geweiht. Im Jahr 2023 wählten ihn die Brüder vom Zion und von Tabgha zu ihrem Abt. Als promovierter Liturgiewissenschaftler und Ostkirchenkundler ist Abt Nikodemus seit 2011 auch Direktor des Jerusalemer Instituts der Görres-Gesellschaft und lehrt diese Fächer am Theologischen Studienjahr Jerusalem, für das er als Delegierter des Päpstlichen Athenäum Sant'Anselmo in Rom auch die Letztverantwortung trägt.
Lange war Pater Nikodemus "Außenminister" und Pressesprecher seines Klosters, bevor er von 2016 bis 2018 die beiden Klöster der Abtei in Jerusalem und am See Gennesaret als Oberer leitete. Ab Oktober 2018 arbeitete er für ein Jahr im Auswärtigen Amt in Berlin als Berater "Religion und Außenpolitik". Neben der Wissenschaft und der Seelsorge ist seine dritte große Leidenschaft die Medienarbeit, so moderierte er im ZDF etwa einige Jahre das Format "Ein guter Grund zu feiern ...".
Während der Corona-Krise lebte Abt Nikodemus im Benediktinerpriorat Saint-André de Clerlande in Belgien, um intensiv Französisch zu lernen, die offizielle Amtssprache des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem, danach ein Jahr in Rom in Sant'Anselmo auf dem Aventin, der internationalen Hochschule der Benediktiner, mit der das Theologische Studienjahr Jerusalem affiliiert ist, und zwar zusammen mit dem damals wegen Corona im "römischen Exil" befindlichen Studienjahr.
Während seiner Zeit in Rom ernannte ihn der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa, zu seinem Patriarchalvikar für die Migranten und Asylsuchenden des Lateinischen Patriarchats, eine Gruppe von über 100 Tausend Katholikinnen und Katholiken, vor allem aus den Philippinen, Indien und Sri Lanka. Dieses Amt übte Nikodemus Schnabel fast zwei Jahre aus, bis er an Pfingstsonntag 2023 von Patriarch Pierbattista Pizzaballa am Pfingstort, in der Dormitio-Basilika, zum Abt der beiden Klöster geweiht wurden, die sich einerseits am Ort der Entschlafung Mariens, des Letzten Abendmahls und von Pfingsten und zum anderen am Ort des biblischen Wunders der Brotvermehrung und der Speisung der 5000 erheben.
Schnabel ist der achte Abt der Dormitio. Das Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Kloster zählt – wie auch das abhängige Priorat Tabgha am See Gennesaret – zu den meistbesuchten christlichen Stätten im Heiligen Land. Die Abtei ist bekannt für ihre Kulturarbeit als Ort für Ausstellungen und Konzerte, als Ort des ökumenischen und interreligiösen Dialogs und für ihre wissenschaftlichen Aktivitäten. Das Priorat Tabgha genießt sowohl in Israel als auch in Palästina eine hohe Bekanntheit durch seine Jugend- und Behindertenbegegnungsstätte "Beit Noah". Abt Nikodemus ist nicht zuletzt auch einer von zwei Mönchen der Abtei der sich im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz als Seelsorger um die deutschsprachige Katholische Auslandsgemeinde im Heiligen Land kümmert. Aber nicht nur um diese, sondern gerade in diesen Kriegszeiten wurden die beiden Klöster zu Hoffnungsinseln und Anlaufstellen auch für viele Einheimische in dem gegenwärtigen Ozean von Leid.