Papst schafft eigenen Bibelsonntag

Bezug zur Ökumene und zum Judentum

Papst Franziskus hat einen "Wort-Gottes-Sonntag" für die katholische Kirche eingeführt. Damit will er die Rolle der Bibel im Leben christlicher Gemeinden stärken. Der erste Bibelsonntag fällt auf den 26. Januar 2020. Was steckt hinter dem Erlass?

Papst Franziskus erlässt eigenen "Wort-Gottes-Sonntag" / © Gregorio Borgia (dpa)
Papst Franziskus erlässt eigenen "Wort-Gottes-Sonntag" / © Gregorio Borgia ( dpa )

DOMRADIO.DE: An diesem Montag ist das entsprechende "Motu Proprio" erschienen. Was ist das?

Mathias Peter (Liturgie-Redaktion DOMRADIO.DE): Es ist schon das vierte "Motu Proprio" von Papst Franziskus in diesem Jahr. Das kommt also durchaus häufiger vor, dass ein Papst ein solches Schreiben veröffentlicht. Im Fall eines "Motu Proprio" tut das der Papst aus eigenem Antrieb. Das Wort übersetzt heißt: aus eigenem Beweggrund. Manchmal wird der Papst auch angefragt, zu einem bestimmten Sachverhalt Stellung zu beziehen.

In diesem Fall ist das aber anders. Er hat das entsprechende apostolische Schreiben persönlich initiiert. Er unterschreibt den Text, anschließend wird er veröffentlicht und dann ist er gültig. In der Themenwahl ist er völlig frei. Wenn er meint, es müsse einen Bibelsonntag geben, dann verfasst er eben ein "Motu Proprio" – wie jetzt.

DOMRADIO.DE: Der neue Text trägt die Überschrift "Aperuit Illis": Warum verfügt der Papst jetzt einen Extra-Bibelsonntag?

Peter: Er will die Rolle der Bibel im Leben christlicher Gemeinden stärken. Das heißt, dieser Sonntag soll der Feier, dem Nachdenken und der Verbreitung des Wort Gottes gewidmet sein. Außerdem soll der neue "Wort-Gottes-Sonntag" Ende Januar auch eine Gelegenheit sein, Gemeindedienste wie die des Lektors zu stärken. Prediger sollten sich neu der Bedeutung der Predigt vergewissern und den Sinn der Heiligen Schrift allen verständlich zu erschließen.

Wichtig ist dem Papst der Gedanke, dass die Bibel für alle Christen gedacht ist. Es sollen sich also nicht nur die Priester damit beschäftigen, sondern auch die anderen Gläubigen. Die Bibel ist das Buch des Gottesvolkes, das im Hören auf die Schrift aus der Zerstreuung und Spaltung zur Einheit gelangt, so hat es der Papst ausgedrückt.

DOMRADIO.DE: Es soll durch den Bibelsonntag auch einen Bezug zur Ökumene und zum Judentum geben. Wie sieht der konkret aus?

Peter: Das liegt vor allem am Zeitpunkt, an dem der "Wort-Gottes-Sonntag" jetzt immer begangen werden soll. Das ist der dritte Sonntag im sogenannten Jahreskreis und der wird immer Ende Januar gefeiert. Nächstes Jahr ist das der Sonntag nach der weltweit gefeierten Gebetswoche für die Einheit der Christen. Der 17. Januar wird in der katholischen Kirche in Italien, Österreich, Polen und den Niederlanden als Tag des Judentums begangen. Dieser Termin liegt also auch in der Nähe des neuen "Wort-Gottes-Sonntags".

Das Alte Testament beruht auf jüdischen Schriften, das Christentum ist ohne Judentum nicht denkbar. Jesus war Jude, die ersten Apostel auch. Diese enge Verbindung, die über die Schriften besteht, wird für den neuen "Wort-Gottes-Sonntag" betont, ebenso die Verbindung zu den anderen Konfessionen, da das neue Testament für alle christliche Konfessionen von herausragender Bedeutung ist. So soll durch den "Wort-Gottes-Sonntag" also nach innen das Verständnis und die Kenntnis der Bibel gefördert und zugleich das Verhältnis zum Judentum und den anderen christlichen Konfessionen verbessert werden.

Das Interview führte Hilde Regeniter. 


Mathias Peter / © Ide Lödige (DR)
Mathias Peter / © Ide Lödige ( DR )
Quelle:
DR