Drei Jungjournalisten erhalten Pater-Wolfgang-Seibel-Preis 2021

Datingportale, Dissidenten und Transfrauen

Drei Journalistinnen und Journalisten sind am Samstag mit dem Pater-Wolfgang-Seibel-Preis ausgezeichnet worden. Für ihre Recherchen haben sie mit Chatmoderatorinnen, Dissidentinnen und Transfrauen gesprochen. 

Katholische Journalistenschule ifp / © Matthias Balk (dpa)
Katholische Journalistenschule ifp / © Matthias Balk ( dpa )

Ein Absolvent und zwei Absolventinnen der katholischen Journalistenschule ifp ("Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses") teilen sich den Pater-Wolfgang-Seibel-Preis 2021. Franziska Martin, Miriam Dahlinger und Leonard Scharfenberg erhielten am Samstagabend beim ifp-Jahrestreffen in München die mit insgesamt 3.000 Euro dotierte Auszeichnung, die der Förderverein des ifp alle zwei Jahre vergibt.

Recherche zu Ausbeutung auf Datingportalen

Leonard Scharfenberg wurde mit dem ersten Preis ausgezeichnet für "Das Geschäft mit gebrochenen Herzen", erschienen in der taz. Darin geht es um Datingportale, die falsche Profile einsetzen, um Kunden auf ihren Seiten zu halten. Und hinter diesen falschen Profilen stehen unterbezahlte Chatmoderatorinnen.

Die Jury lobte vor allem Scharfenbergs umfangreiche Recherchearbeit. Er zeige, was es für die Menschen - Kunden wie Moderatorinnen - bedeute, auf diese Weise ausgebeutet zu werden, finanziell wie emotional. Der junge Autor ermögliche Einblicke in eine verborgene Welt, ohne zu bewerten oder zu verurteilen: "Erzählerisch, sprachlich, handwerklich passt alles."

Dissidenten und Transfrauen

Den zweiten Preis erhielt Miriam Dahlinger für "Topfgefühle" im Magazin der "Süddeutschen Zeitung". Dafür hatte sie sich mit vier Dissidentinnen aus Äthiopien, der Türkei, China und Russland jeweils zum Kochen und Essen verabredet.

"Über einen scheinbar banalen Zugang lotet die Autorin tiefe existenzielle Fragen aus", so die Jury. Die "schnörkellosen und immer wieder herzzerreißenden" Texte wirkten nach, "weil sie geschickt die sinnliche mit der gefühlvollen, persönlichen Ebene verbinden".

Der dritte Preis ging an Franziska Martin für ihre Geschichte "Gestern Anzug, heute Kleid" in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Darin erzählt sie die Geschichte von zwei Transfrauen, die als Polizistin und als Anwältin arbeiten. Die Autorin beschreibe darin, so die Jury, den inneren und äußeren Kampf, "sich vom angeborenen Geschlecht weg und zur eigenen Identität hin zu entwickeln".

Der seit 2004 verliehene Preis ist nach dem Jesuitenpater Wolfgang Seibel (93) benannt, dem Gründer des ifp. Zur Jury gehörten Anne Reidt (ZDF), Vanessa Wormer (SWR), Björn Odendahl (katholisch,de), Kassian Stroh ("Süddeutsche Zeitung") und Wilm Hüffer (SWR).

Das ifp wurde 1968 im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz gegründet. Seither absolvierten mehr als 2.500 Journalistinnen und Journalisten hier Aus- und Fortbildungen.


Vorlesung in der Katholischen Journalistenschule ifp / © Matthias Balk (dpa)
Vorlesung in der Katholischen Journalistenschule ifp / © Matthias Balk ( dpa )
Quelle:
KNA