Ja, wir gehen jetzt für uns hier deutlich spürbar aus der "Pionierphase" in eine neue Phase des Aufbaus! So ein Baby kommt ja bereits mit einer eigenen Persönlichkeit und einem eigenen Charakter auf die Welt. So ist es auch mit unserer Neugründung: Sie hat bereits ein eigenes Profil, das sich immer klarer entfalten will…
Was ist hier anders als in Köln? Am meisten staunen wir über die unmittelbare Nähe zu den Menschen und die wachsende Gottesdienstgemeinschaft in ihrer außergewöhnlichen Lebendigkeit und der Freude, die in der gemeinsamen Eucharistiefeier an den Sonn- und Feiertagen so spürbar ist. Das ist für uns ein großes Geschenk, das uns immer wieder neu bereichert und motiviert.
Natürlich ist das Zusammenleben in einer kleinen Gemeinschaft etwas anderes als in einer größeren. Es kommt dabei stärker auf jede Einzelne an und wir lernen uns dabei auch noch einmal neu kennen.
Inzwischen haben wir uns – abgesehen von Sr. Clara, die gerade ihre Zelle und ihre Kräuterei einrichtet – längst an den neuen Tagesrhythmus gewöhnt. Ich würde es schon gar nicht mehr anders wollen! Auch viele andere "Experimente" werden und wurden bereits ganz schnell zur "Tradition". Unsere Exerzitien in der ersten Fastenwoche und unsere gemeinsamen Ferien vor Christi Himmelfahrt: Da sind wir uns schon einig, dass wir das wieder so machen wollen. Selbstverständlich geworden sind solche kleineren "Neuerungen" wie z.B., dass manchmal bei Abendessen Rekreation ist, dass hier nicht "geklopft" wird als Signal zum "Weitermachen", sondern die zuständige Schwester einfach aufsteht und anfängt, dass alle immer reihum den Segen am Ende Rekreation sprechen und vieles andere mehr…
Das Klostergebäude selbst prägt dabei mehr, als wir erwartet haben. Es ist spürbar vom Geist des Zweiten Vatikanums erfüllt. Hier gibt es keine hohen Mauern und alles ist zur gemeinsamen Mitte hin zentriert. Wir haben eine klar definierte Klausur und brauchen diese auch; dennoch gibt es hier nicht diesen starken Kontrast zwischen "Innen" und "Außen" wie in einer neogotischen Klosteranlage. Längst haben wir das Sitzen im Kreis in der Kirche mit den Gästen hinter uns schätzen gelernt und wollen es gar nicht mehr anders. Das Oratorium mit seinem Chorgestühl nutzen wir zur Liturgie nur bei besonderen Anlässen, z.B. als es im Winter in der Kirche zu kalt war.
Die Nähe zur Natur ist eine große Bereicherung, auch wenn uns letzte Woche die vielen Mücken zugesetzt haben 😉. Das Leben "auf einem Dorf" mit seiner größeren Verbundenheit, Freundlichkeit und Ruhe haben wir längst liebgewonnen. Angermund ist ein schöner Ort, den wir nun bereits zu jeder Jahreszeit erleben durften! Unsere Erkundungen in den "Klosterferien" haben uns geholfen, uns noch besser zu orientieren, was wir wo finden und wie wir dahinkommen.
Natürlich gab und gibt es auch "Grenzerfahrungen", wie z.B. das immer noch sehr große Arbeitspensum. Und längst hat es auch erste Reibereien und so manches kleinere "Gewitter" gegeben. Das gehört einfach zum gemeinsamen Leben. Der Grundton dieser neun Monate aber war und ist Dankbarkeit und Freude verbunden mit der klaren Entschiedenheit: Ja, das ist unser Ort, an den wir uns gesandt fühlen. Und wir sind davon überzeugt, dass sich Gottes Geist, der Creator Spiritus, der "Schöpfergeist", darin zeigt, der das Leben will!
In diesem Sinne wünschen wir allen einen frohes, vom Feuer des Heiligen Geistes erfülltes Pfingstfest!