Aachener Bischof kontert Kritik an Strukturreform

Am Ende einer Ära

Gegen den Plan, im Jahr 2028 im Bistum Aachen acht Großpfarreien zu bilden, hat eine Initiative Protest in Rom eingelegt. Bischof Helmut Dieser verteidigt das Modell und übt seinerseits Kritik an den Kritikern.

Aachener Dom / © Julia Steinbrecht (KNA)
Aachener Dom / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der katholische Aachener Bischof Helmut Dieser weist Kritik an der geplanten Strukturreform in seinem Bistum zurück. 

Bischof Helmut Dieser / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Helmut Dieser / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Er sei verwundert über die Behauptung der Initiative "Kirche bleibt hier", das vorgesehene Modell sei ohne Beteiligung entwickelt worden, sagte Dieser der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

"Das Gegenteil ist der Fall: Die Regionen sowie die Kirchengemeinden waren im vergangenen Jahr intensiv in die Diskussion einbezogen, und sie haben am Ende mit großer Mehrheit votiert."

Statt der bisher 326 Pfarreien nur noch acht Großpfarreien

In vier Jahren soll es in der Diözese statt der bisher 326 Pfarreien nur noch acht Großpfarreien geben. Dazu sagte Dieser, dass dies nur der Zielpunkt einer länger angelegten Entwicklung sei. 

"Zunächst geht es erst mal nur darum, 44 pastorale Räume als soziale Einheit für die Seelsorge zu bilden." Auf der Ebene der Vermögensverwaltung seien noch kleinere Einheiten vorgesehen - zwei und teils sogar drei Kirchengemeinden pro pastoralem Raum. Dies vergesse "Kirche bleibt hier". 

Initiative hat im Vatikan Beschwerde

Die Initiative hat im Vatikan Beschwerde gegen die Strukturreform eingelegt. Aus ihrer Sicht dienen die Pläne nur dazu, die Wirtschaftlichkeit des Bistums zu stabilisieren. "Reformen im Sinne der Glaubensvermittlung und dessen Weitergabe an zukünftige Generationen sind sie aber gewiss nicht."

Kreuzgang am Aachener Dom / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kreuzgang am Aachener Dom / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Das Bistum ist laut Dieser mit Rom im engen Austausch: "Bereits im vergangenen Jahr haben wir im Vatikan unsere Vorschläge vorgestellt." Dort sei die Erwartung geäußert worden, bei der Strukturreform schrittweise vorzugehen, möglichst viele mitzunehmen und nichts vom grünen Tisch aus umzusetzen.

 "Das haben wir getan. Und werden das weiterhin tun. So auch in weiteren Gesprächen mit der Initiative", sagte der Bischof. "Kirche bleibt hier" und andere Kritiker bildeten aber nicht die Mehrheit im Bistum ab. Zu dem Votum der Initiative, 85 Pfarreien entsprechend den Einheiten der Vermögensverwaltung zu bilden, sagte Dieser: "Vielleicht wird es grundsätzlich solche Zwischenschritte brauchen."

Kirche am Ende einer Ära

Nach den Worten des Bischofs ist die Kirche am Ende einer Ära, in der sich das Bisherige nicht einfach mehr verlängern lässt. "Die klassische Pfarrei - mit eigenem Pfarrer, Pfarrkirche, Pfarrheim oder Kirchenchor und so weiter - ist in der jungen Generation nur noch eingeschränkt anschlussfähig." 

Für sie brauche es viele andere Orte von Kirche. Die Pfarrei, die entsprechend dem Kirchenrecht von einem Priester geleitet werden müsse, solle künftig die übergeordnete Verwaltungseinheit für vielfältige Seelsorgeangebote sein, die noch weiter zu entwickeln seien. "Klar ist: Wir werden unterschiedlich starke vitale Orte haben. Es wird weiße Flächen, und es wird Hotspots geben."  

Bistum Aachen

Die Spitze des Aachener Doms / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Die Spitze des Aachener Doms / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Das Bistum Aachen mit einer Fläche von 4.022 qkm liegt im Westen von Deutschland. Es erstreckt sich von der Nordeifel (Mechernich, Schleiden) bis zum Niederrhein (Krefeld). Die angrenzenden Diözesen sind Köln, Münster, Essen, Trier, Lüttich (Belgien) und Roermond (Niederlande).

Das Bistum Aachen umfasst insgesamt 57 Kommunen. In den drei Großstädten Aachen, Mönchengladbach und Krefeld leben 383.319 von 1.037.352 Katholikinnen und Katholiken, die anderen in den 54 weiteren Kommunen.

Quelle:
KNA