Adele-Gottesdienste in Heidelberg sind schon fast ausgebucht

"Wir sind überrascht vom großen Interesse"

Mehr als 1.200 Besucher hatten im Mai an zwei Taylor Swift-Gottesdiensten teilgenommen. Ein großer Erfolg für die evangelische Heilig-Geist-Kirche. Citykirchen-Pfarrer Vincenzo Petracca spricht nun über die Fortsetzung – mit Adele.

Autor/in:
Carsten Döpp
Die Sängerin Adele bei einem Konzert in Palanga, Litauen, am 31. März 2024. / © Vytautas Kielaitis (shutterstock)
Die Sängerin Adele bei einem Konzert in Palanga, Litauen, am 31. März 2024. / © Vytautas Kielaitis ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Nach dem großen Erfolg mit Taylor Swift mussten Sie sich für einen weiteren Sänger oder eine weitere Sängerin entscheiden. Beyonce oder Billy Eilish standen zur Auswahl. Sie haben sich jetzt für Adele entschieden, die britische Sängerin. Warum Adele? 

Vincenzo Petracca (Citykirchen-Pfarrer in Heidelberg): Adele war ein Kompromiss. Bei Beyonce sind wir im Team noch unsicher, ob wir das musikalisch umsetzen können. Billy Eilish wäre musikalisch spannend gewesen, sie ist aber aus einer religiösen Perspektive weniger interessant. Auch Harry Styles stand zur Auswahl. Am Schluss wurde es dann Adele.

Sängerin Tine Wiechmann interpretiert Songs der Musikerin Taylor Swift bei einem Gottesdienst in der Heiliggeistkirche in Heidelberg / © Volker Hasenauer (KNA)
Sängerin Tine Wiechmann interpretiert Songs der Musikerin Taylor Swift bei einem Gottesdienst in der Heiliggeistkirche in Heidelberg / © Volker Hasenauer ( KNA )

DOMRADIO.DE: Der Pop-Gottesdienst, der am 22. September stattfindet, steht unter dem Motto "Oh my God". Das ist der Titel eines Songs von Adele, der auch durch ein stark religiös geprägtes Musikvideo bekannt wurde. Wie religiös ist Adele? 

Petracca: Sie kommt aus einem evangelikalen Umfeld. Sie ist in London aufgewachsen, in Tottenham, einem Stadtteil mit vielen sozialen Problemen, wo es auch starke evangelikale Kirchen gibt. Sie ging regelmäßig mit ihrer Mutter in den Gottesdienst, las in der Bibel und war, wie sie sagt, ein "Strong Believer". 

Mit zunehmender Bekanntheit hat sie sich aber von der Religion abgewendet, in dem Sinne, dass sie sich nicht mehr als explizit christlich sieht. Sie bezeichnet sich aber immer noch als spirituell. 

Vincenzo Petracca

"Es besteht die Spannung zwischen menschlichem Fehlverhalten und einer anhaltenden Beziehung zu Gott."

Ihr christliches Erbe beschäftigt sie aber nach wie vor. Davon erzählt das Lied "Oh my God". Das Lied entstand nach ihrer Scheidung und dreht sich um die Frage: Kann ich mich auf einen neuen Mann einlassen? 

Pfarrer Vincenzo Petracca / © Vincenzo Petracca (dpa)
Pfarrer Vincenzo Petracca / © Vincenzo Petracca ( dpa )

Und da kommt eben ihre christliche Identität ins Spiel. Es wird ganz stark mit dem Thema des Sündenfalls von Adam und Eva gespielt. Eva und der Apfel sind Teil des Videos. Sie erliegt der Versuchung eines neuen Mannes. 

Das Spannende: Das Lied endet in einem Gebet. Sie wendet sich an Gott. Es besteht also die Spannung zwischen menschlichem Fehlverhalten und einer anhaltenden Beziehung zu Gott. Adele glaubt an eine höhere Macht und sieht sich durchaus als christliche Bekennerin.

DOMRADIO.DE: Wie wird der Gottesdienst am 22. September dann ablaufen? Wer sorgt für Musik, Gesang und Texte? 

Petracca: Die Besetzung bleibt die gleiche wie beim Taylor Swift-Gottesdienst. Ich konzipiere den Gottesdienst zusammen mit der Sängerin Tine Wiechmann. Tine Wiechmann war früher Professorin an der Hochschule für Kirchenmusik mit der Spezialisierung auf Pop-Kirchenmusik. 

Vincenzo Petracca

"Wir bringen Musik und Streetdance zusammen."

Eine Band wird Lieder von Adele spielen. Anders als bei Taylor Swift haben wir uns einen Breakdancer geholt, und zwar einen richtig guten. Der war mal Weltmeister im Locking und Popping, Mr Quick lautet sein Künstlername. Er wird live zu den Liedern tanzen. 

Wir bringen also Musik und Streetdance zusammen. Wir werden zudem die klassischen liturgischen Teile mit Texten und Musik von Adele verbinden, so wie wir das auch schon bei Taylor Swift gemacht haben. 

DOMRADIO.DE: Ein Gottesdienst ist schon ausgebucht. Und einen zweiten hängen Sie noch dran. Hätten Sie mit so viel Interesse gerechnet? 

Petracca: Überhaupt nicht. Wir dachten, Taylor Swift sei ein einmaliger Hype. Nun sind wir völlig überrascht, dass der Gottesdienst mit Adele auch schon nach zwei Tagen vollständig ausgebucht war. 

Daher hatten wir gleich einen zweiten Gottesdienst angesetzt. Auch der ist fast ausgebucht. Wir sind jetzt bei ungefähr 1.000 Menschen, die Plätze für die beiden Gottesdienste gebucht haben. Wir freuen uns sehr darüber, sind aber sehr überrascht.

Das Interview führte Carsten Döpp.

Taylor Swift-Gottesdienste in Heidelberg

Die evangelische Heiliggeistkirche in der Heidelberger Innenstadt bietet am Sonntag, 12. Mai, zwei Messen mit Live-Musik von Popstar Taylor Swift an. Der erste Gottesdienst findet um 11 Uhr und der Zweite um 13 Uhr statt. Pro Gottesdienst stehen 423 Plätze zur Verfügung. Der Eintritt ist frei, aber es müssen Plätze reserviert werden.

Taylor Swift / © Jordan Strauss (dpa)
Taylor Swift / © Jordan Strauss ( dpa )
Quelle:
DR