Adveniat-Weihnachtsaktion 2024 nimmt Jugend in den Fokus

"Glaubt an uns, bis wir es tun"

Die Gelder der Kollekte aus den katholischen Weihnachtsgottesdiensten in Deutschland gehen traditionell an das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat. Dort steht in diesem Jahr die Jugend im Fokus, denn die ist oftmals ohne Perspektive.

Autor/in:
Ina Rottscheidt
Die kleine Monserrat Cruz (6) im Nikolauskostüm auf dem Fahrrad spielt mit einer Freundin auf den Marktgassen. Sie ist die Prinzessin der Bananen und Kohlköpfe, denn sie hat das Träumen noch nicht verlernt. / © Hans-Maximo Musielik (Adveniat)
Die kleine Monserrat Cruz (6) im Nikolauskostüm auf dem Fahrrad spielt mit einer Freundin auf den Marktgassen. Sie ist die Prinzessin der Bananen und Kohlköpfe, denn sie hat das Träumen noch nicht verlernt. / © Hans-Maximo Musielik ( Adveniat )

DOMRADIO.DE: Das Motto der diesjährigen Adveniat-Weihnachtsaktion lautet. “Glaubt an uns, bis wir es tun.” Warum glauben die Jugendlichen in Lateinamerika offenbar nicht mehr an sich? 

Martin Maier / © Julia Steinbrecht (KNA)
Martin Maier / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Pater Martin Maier SJ (Adveniat-Hauptgeschäftsführer): Die Jugendlichen in Lateinamerika leben in sehr schwierigen Lebensverhältnissen: Gewalt, fehlende Bildungsmöglichkeiten, zerrüttete Familienverhältnisse. Sie werden angeworben von Banden und von der Drogenmafia als Kuriere instrumentalisiert. Alles das sind schwierige Voraussetzungen für junge Menschen, um überhaupt Perspektiven für eine Zukunft zu haben. 

DOMRADIO.DE: Warum haben Sie in diesem Jahr mit Ihrer Weihnachtsaktion den Schwerpunkt auf das Thema Jugend gelegt? 

Maier: Weil die Jugend die Zukunft ist und weil sie Akteure und Akteurinnen für Veränderungen sein müssen. Das bringen wir in diesem Motto ja zum Ausdruck. Wir versuchen, den jungen Menschen in Lateinamerika und der Karibik Selbstvertrauen zu schenken und sie zu befähigen, dass sie für eine andere, bessere Zukunft in Lateinamerika aktiv werden. 

DOMRADIO.DE: : Wie funktioniert das konkret? Wie versucht Adveniat, jungen Menschen in Lateinamerika eine bessere Zukunft zu ermöglichen? 

Maier: Wir machen das mit unseren Partnern und Partnerinnen vor Ort. Adveniat fördert viele Projekte, wo jungen Menschen zum Beispiel Bildungsmöglichkeiten eröffnet werden. Es gibt eine chinesische Weisheit, die sagt: Wenn du ein Jahr Zeit hast, deinem Volk zu helfen, dann sähe Reis, damit die Menschen etwas zu essen haben. Wenn du zehn Jahre Zeit hast, dann pflanze einen Baum, der gibt längerfristig Früchte. Und wenn du 100 Jahre Zeit hast, bilde das Volk. Das ist die nachhaltigste Weise, um Voraussetzungen für Veränderung und für eine bessere Zukunft zu schaffen. Und das betrifft natürlich die jungen Menschen. 

DOMRADIO.DE: : Das sind eigentlich staatliche Aufgaben, wenn es nicht genug Bildungsmöglichkeiten für junge Menschen gibt oder die Armut so groß ist, dass sie arbeiten gehen, anstatt die Schule zu besuchen. Das sind strukturelle Probleme, die die Politik lösen müsste. Springt Kirche da nicht in eine Lücke, die die Politik nicht bereit oder nin der Lage ist, zu stopfen? 

Maier: Natürlich ist es eigentlich die Verantwortung des Staates, dafür zu sorgen, dass junge Menschen Schulen besuchen können, dass sie Möglichkeiten haben, ihre Fähigkeiten zu entfalten. Und das ist auch etwas, wo wir bei Adveniat aktiv sind, dass wir versuchen, auch den Menschen bewusst zu machen: Sie haben Rechte und wir füllen diese Lücke. Aber gleichzeitig schaffen wir mit unseren Programmen auch Voraussetzungen dafür, dass sich strukturell etwas verändert. 

DOMRADIO.DE: : Traditionell sind die Gelder und Spenden aus den Weihnachtskollekten hier in Deutschland für Adveniat und Projekte, die schwerpunktmäßig in diesem Jahr in das Thema Bildung und Jugend gehen. Sie bitten um Spenden. Gleichzeitig sind die Deutschen dieses Jahr sehr mit sich selber beschäftigt: Die Wirtschaft lahmt, der Krieg in Europa, der Bruch der Regierungskoalition. Warum sollten die Deutschen trotz ihrer vielen eigenen Probleme nicht die jungen Menschen in Lateinamerika vergessen? 

Maier: Die Situation in Deutschland, in Europa ist schwierig. Aber eben deswegen wissen die Menschen, was es heißt, in Unsicherheit und in Krisen zu leben. Denn die Situation der Menschen in Lateinamerika und der Karibik ist sehr viel dramatischer. Von daher hoffe und bete ich dafür, dass die Menschen in Deutschland in den Weihnachtsgottesdiensten ihr Herz und ihre Geldbeutel für Adveniat öffnen. 

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Das Interview führte Ina Rottscheidt.

Quelle:
DR