Aktion "Earth Night" will gegen Lichtverschmutzung kämpfen

Es werde weniger Licht

Viele Städte und Bürger wollen am Freitagabend ein Zeichen setzen. Sie machen möglichst viele Lichter aus, um auf die wachsende Lichtverschmutzung aufmerksam zu machen. Zum vierten Mal findet diese Earth Night statt.

Autor/in:
Christoph Arens
Symbolbild Licht ausschalten / © Vladeep (shutterstock)
Symbolbild Licht ausschalten / © Vladeep ( shutterstock )

Straßenlaternen, angestrahlte Rathäuser und Kirchen, Werbetafeln und ausgeleuchtete Gärten: Deutschlands Nächte werden immer heller. Satellitenaufnahmen zeigen ein strahlendes Lichtermeer. Doch was lange als Zeichen von Fortschritt und Sicherheit galt, hat Schattenseiten. Der Sternenhimmel verblasst, Energie wird verschwendet, die Tierwelt leidet. Auch der menschliche Biorhythmus gerät durcheinander.

Sternenhimmel über Brandenburg / © Patrick Pleul (dpa)
Sternenhimmel über Brandenburg / © Patrick Pleul ( dpa )

Zum vierten Mal

Das soll sich ändern: Zum vierten Mal lädt die bundesweite Initiative "Paten der Nacht" in der Nacht von Freitag auf Samstag zur Earth Night ein. Ab Einbruch der Dunkelheit – spätestens jedoch ab 22 Uhr – heißt es dann wieder: Licht aus für eine ganze Nacht. Die Initiatoren wollen mit dieser Aktion Bewusstsein für die zunehmende Lichtverschmutzung und die daraus resultierenden Schäden für Umwelt, Natur und Menschen schaffen. 

Dunkle Nacht 

Mitinitiator und Sprecher Manuel Philipp sieht eine von Jahr zu Jahr wachsende Beteiligung: Im vergangenen Jahr seien neben Dutzenden von Gemeinden und kleineren Städte auch mehrere Großstädte dabei gewesen – darunter Hamburg, Nürnberg, Stuttgart und München sowie Innsbruck, Graz und Salzburg. "Tausende Objekt- und Gebäude-Anstrahlungen wurden in Deutschland und Österreich abgeschaltet und in mittlerweile rund 25 Gemeinden sogar die gesamte Straßenbeleuchtung", sagt der Physiker und begeisterte Hobbyastronom. Auch Kathedralen und Kirchen beteiligten sich. In diesem Jahr sei mit Straßburg nun erstmals auchFrankreich vertreten.

Stuttgart ohne Gebäudebeleuchtung

In Stuttgart beispielsweise sollen laut Ankündigung von Peter Pätzold, Bürgermeister für Städtebau, Wohnen und Umwelt, an über 30 Objekten, darunter Kunstmuseum, Rathaus, Altes Schloss und Tagblattturm, die Beleuchtungen ausbleiben. "Die Earth Night gibt uns die Gelegenheit, einmal wieder den Nachthimmel mit seiner Sternenpracht zu erleben", so Pätzold. "Und sie zeigt auf, wo wir auf Licht verzichten und Energie einsparen können." 

Philipp verweist auf eine Studie, nach der die Nächte weltweit um knapp zehn Prozent pro Jahr heller werden. In Europa sind es mehr als fünf Prozent. "Eine dramatische Entwicklung", sagt der Wissenschaftler. "Denn letztlich sind fast alle Lebewesen essentiell auf ausreichend dunkle Nächte angewiesen." 

Symbolbild: Jugendlicher mit Handy / © Angelika Warmuth (dpa)
Symbolbild: Jugendlicher mit Handy / © Angelika Warmuth ( dpa )

Wissenschaft per App unterstützen

Auch die Wissenschaft befasst sich inzwischen mit der Lichtverschmutzung. Zwar zeigen Luft- und Satellitenaufnahmen, wo und in welchem Ausmaß die Erde auch des Nachts beleuchtet wird. Was sie nicht zeigen ist, welche Lichtquellen am Boden konkret die Lichtemissionen verursachen. 

Deshalb bitten Forschende aus Potsdam und Bochum sowie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt im September und Oktober die Bürger um Mithilfe: Mit der App "Nachtlichter" sollen sie Daten erheben und messen, wie viel Prozent der verschiedenen Lichtarten zu welcher Zeit in der Nacht ausgeschaltet werden. Die App ermöglicht es, Lichtquellen sowie ihre Helligkeit, Farbe und Abstrahlwinkel zu erfassen.

Außenbeleuchtung im Blick 

Sie kam schon einmal zu Einsatz: Im Jahr 2021 zählten und klassifizierten sogenannte Citizen Scientists weltweit fast eine Viertelmillion künstlicher Lichtquellen. Die gleiche Anzahl an Erhebungen will das Projektteam auch 2023 wieder durchführen, diesmal aber an einer kleineren Anzahl einzelner Straßen.

"Dank der Nachtlichter-Kampagne im Jahr 2021 haben wir den Zusammenhang zwischen der Anzahl der Lichter am Boden und der von Satelliten gemessenen Helligkeit besser verstanden", sagt Projektleiter Christopher Kyba. "Was wir noch nicht wissen, ist, welche Lichter sich wann ausschalten." Um die Veränderungen zu untersuchen, sollen die Bürger-Forscher die Lichter zu zwei oder mehr Zeitpunkten zählen, zwischen denen mindestens eine Stunde liegen sollte. Das Projektteam interessiert sich dabei für jede Art von Außenbeleuchtung, einschließlich Schildern, Fenstern und beleuchteten Fassaden. 

Ziel: Effizienz

Ein neues Ziel der Datenerhebung ist in diesem Jahr auch die Messung, wie viele Menschen sich zum Zeitpunkt der Erhebung auf der Straße aufhalten. Das Projektteam hofft, dass diese Daten den Städten und Unternehmen helfen können, die Beleuchtung effizienter zu nutzen und sie auf die Spitzenzeiten der Aktivitäten zu beschränken.

Maßnahmen gegen Lichtverschmutzung

Die Initiative "Paten der Nacht" kämpft für eine geringere Lichtverschmutzung im deutschsprachigen Raum. Zum vierten Mal lädt die Initiative deshalb in der Nacht von Freitag auf Samstag zur bundesweiten "Earth Night" ein. Bürger sowie Städte und Gemeinden sind aufgefordert, eine Nacht lang möglichst viele Lichtquellen auszuschalten.

Der Kölner Dom in Dunkelheit bei der Earth Hour / © Rebecca Dierkes, WWF
Der Kölner Dom in Dunkelheit bei der Earth Hour / © Rebecca Dierkes, WWF
Quelle:
KNA