Große Sorgen um Frauen und Mädchen in Afghanistan

"Angst und Unsicherheit"

Die Vorsitzende des Afghanischen Frauenvereins, Nadia Nashir, berichtet von großen Sorgen um Mädchen und Frauen in Afghanistan nach dem Abzug der westlichen Truppen. Das Land werde weiterhin internationale Unterstützung brauchen.

Frauen in Afghanistan  (dpa)
Frauen in Afghanistan / ( dpa )

"Viele Frauen fühlen sich im Stich gelassen, und sie betrachten den Einsatz der Nato als gescheitert", sagte sie der "Süddeutschen Zeitung" (Montag). "Es wurde anfangs so viel versprochen: Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit, Frauenbefreiung. Es gab zwar Erfolge, aber im Großen und Ganzen wurden diese Ziele nicht erreicht."

Das Land werde auf internationale Hilfe angewiesen bleiben, vor allem auf diplomatische Unterstützung. Doch die Sorge sei groß, so Nashir weiter, "dass der Westen so erleichtert ist, die Mission endlich zu beenden, dass er uns wie eine heiße Kartoffel fallen lässt".

Taliban wollen Bildung ändern

Man rechne nicht mit dem "Worst Case, dass Mädchen wieder von der Bildung ausgeschlossen werden, aber mit Einschränkungen, die wir natürlich vollkommen ablehnen", ergänzte sie. Aber wenn die Taliban wieder größeren Einfluss bekämen, "würden sicher die Kleiderordnung, die Geschlechtertrennung und der Lehrplan konservativer".

Einige der Taliban-Kommandeure hätten bereits mehrmals Schulleiter zusammengerufen und ihnen erklärt, dass auch der Unterricht für Mädchen weitergehen solle, berichtete Nashir. Allerdings sollten sich dann die Fächer stärker an der Religion ausrichten, "so wie die Taliban sie verstehen". Außerdem sollten Männer keine Schülerinnen und Frauen keine Schüler unterrichten dürfen.

"Kaum jemand wünscht sich eine Wiederholung"

"Wir haben ja bereits eine schreckliche Zeit der Talibanherrschaft erlebt. Und kaum jemand in der afghanischen Zivilgesellschaft, schon gar nicht die Frauen, wünscht sich eine Wiederholung", fügte sie hinzu: "Ohne Hilfe, auch finanzielle, von außen geht das aber nicht."

Gerade unter den Frauen bestehe große Angst und Unsicherheit. Doch viele hätten große Hoffnung, dass die Weltgemeinschaft eine Situation wie damals nicht noch einmal zulassen werde.

Der Afghanische Frauenverein setzt sich seit 1992 mithilfe von Spenden in derzeit 14 Selbsthilfeprojekten für Wiederaufbau und Frieden in Afghanistan ein.


Quelle:
KNA