Anton Bruckner ist bis heute ein Sonderfall

Zwischen geistlicher und spiritueller Musik

Er war tiefreligiös und hatte wenig Lust, sich an die vornehme Gesellschaft in Wien anzupassen. Trotzdem schaffte Anton Bruckner als Sinfoniker den Durchbruch, wenn auch spät. Seine Werke faszinieren auch 200 Jahre nach seiner Geburt.

Autor/in:
Mathias Peter
Denkmal von Anton Bruckner im Wiener Stadtpark / © Karl Allen Lugmayer (shutterstock)
Denkmal von Anton Bruckner im Wiener Stadtpark / © Karl Allen Lugmayer ( shutterstock )

Eine weitgespreizte Harmonik, vorwärtsdrängende Rhythmen, schmetternde Hörner-Klänge und dann wieder zarte, betörende Melodien: Anton Bruckner Sinfonien sind auch heute noch ein ganz eigener Klang-Kosmos, der aber zu Lebzeiten des Österreichers nur nach und nach auf Anerkennung stieß.

Eine österreichische Sondermarke zeigt Anton Bruckners zu seinem 150. Geburtstag im Jahr 1974. / © ilapinto (shutterstock)
Eine österreichische Sondermarke zeigt Anton Bruckners zu seinem 150. Geburtstag im Jahr 1974. / © ilapinto ( shutterstock )

Bis heute schadet Bruckner ein angebliches Zitat von Gustav Mahler, nach dem er "halb Trottel, halb Genie" gewesen sei. Der Österreicher, am 4. September 1824 in Ansfelden, Oberösterreich geboren, wird oft als bäuerlich, tapsig und ungehobelt dargestellt. Da auch schon das 19. Jahrhundert auf Klischees nicht verzichten konnte, ist dies aus heutiger Sicht ein Zerrbild, das wenig mit Bruckner Biografie zu tun hat. 

Genie oder Trottel?

Seine Kurzhaarfriseur und das eher einfache Auftreten lassen die Tatsache übersehen, dass Anton Bruckner aus einer Lehrer-Familie stammte und selbst Lehrer war, ehe er als Linzer Domorganist Profi-Musiker und später in Wien sogar Musik-Professor wurde. 

Wien bei Sonnenuntergang / © Calin Stan (shutterstock)

Eigenwillig war Bruckner im Auftreten allerdings schon; ein ewiger Junggeselle, der bei den Frauen nicht gut ankam, in Wiens feiner Gesellschaft auch anfangs auf Ablehnung stieß, aber wohl auch wenig Lust verspürte, sich anzupassen. Erst knapp zehn Jahre vor seinem Tod wurde er mit der siebten Sinfonie endlich anerkannt. 

Geistliche Musik mit Anspruch

Als Improvisator an der Orgel war er da schon lange berühmt und angesehen. Auch wenn ab seiner Lebensphase in Wien die Sinfonien im Zentrum seines Schaffens standen, schrieb Bruckner immer wieder geistliche Musik. Er passte sich vom Schwierigkeitsgrad dabei den Gegebenheiten an. Wenn die es aber zuließen, war seine geistliche Chormusik genauso expressiv und innovativ wie die Sinfonien. Seine f-moll-Messe war so schwer, dass sie als unsingbar galt. Auch einige a cappella Motetten wie etwa "Christus factus est" sind bis heute nur von qualifizierten Chören ansprechend singbar. 

Da Bruckner katholisch geprägt und ein eifriger Beter war, stellt sich heute die Frage, wie er seine rein instrumentale Musik gesehen hat, ob sie wie seine Kirchenmusik eine Art geistliche Musik ist. 

Dr. Meinrad Walter, Musikwissenschaftler und Theologe / © Manuel Mader (privat)
Dr. Meinrad Walter, Musikwissenschaftler und Theologe / © Manuel Mader ( privat )

In der Sendung Musica im Radioprogramm von DOMRADIO.DE am Sonntagabend geht dieser Frage ab 20 Uhr der Theologe und Musikwissenschaftler Prof. Dr. Meinrad Walter im Interview dieser Frage nach. Auf dem Programm steht von Bruckner seine Vertonung von Psalm 150 und sein berühmtes Te Deum auf dem Programm, dazu erklingt die Sinfonie Nr. 6 und die Chormotette "Christus factus est".

Quelle:
DR