Zum "Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen" an diesem Freitag haben Politiker, Kirchen und Menschenrechtler mehr Schutz von Frauen gefordert. Sie seien innerhalb der weltweiten Migrations- und Fluchtbewegung besonders verwundbar, erklärte der Vorsitzende der Pastoralkommission der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode. "Besonders grausam ist es, wenn die systematische Vergewaltigung von Frauen und Mädchen als Kriegsstrategie eingesetzt wird."
Geschlechtsspezifische Gewalt
"Ein gutes Drittel aller Asylsuchenden waren im Jahr 2016 Frauen. Viele von ihnen haben geschlechtsspezifische Gewalt erfahren", fügte Bode hinzu. Auch psychische Gewalt oder fehlender Zugang zu Bildung und einem selbstbestimmten Leben könne Migration auslösen. "Zu den frauenspezifischen Gründen für Flucht und Migration gehören drohende Verschleppung und Versklavung, Zwangsabtreibung, Steinigung, Zwangsverheiratung, Genitalverstümmelung sowie Mädchen- und Frauenhandel", sagte der Bischof.
Zu oft werde über Gewalt gegen Frauen geschwiegen, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und des Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen". Bundesministerin Manuela Schwesig (SPD) erklärte: "Für mich persönlich heißt Schweigen brechen vor allem: betroffenen Frauen und auch Männern Mut zu machen - Mut, sich Hilfe zu suchen und so ein neues Kapitel in ihrem Leben aufzuschlagen." Schwesig rief auf zur bundesweiten Mitmachaktion "Wir brechen das Schweigen". Je bekannter "die 08000 116 016 wird, desto mehr Frauen können wir einen Weg aus der Gewalt zeigen", sagte die Ministerin.
Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"
Von März 2013 bis Oktober 2016 wurden beim Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" den Angaben zufolge 100.729 Beratungskontakte per Telefon, Chat und E-Mail zu verzeichnet. Schon jetzt zeige sich für dieses Jahr, dass es einen Anstieg an Beratungen um circa 25 Prozent gegeben habe im Vergleich zum Vorjahr. Besonders häufig war häusliche Gewalt Anlass der Gespräche, hieß es weiter. Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" ist im Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben angesiedelt und wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziert.
Jede vierte Frau in Deutschland sei von häuslicher Gewalt betroffen, erklärte die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes in Berlin: Doch schutzbedürftige Frauen werden oft an der Tür abgewiesen- denn es gibt nicht genug Plätze in Frauenhäusern. Fehlende Kapazitäten und Finanzierungslücken führen dazu, dass von Gewalt betroffene Frauen oft schutzlos ausgeliefert sind." Terre des Femmes forderte mehr Plätze in Frauenhäusern, die Frauen unabhängig von Herkunft, Alter, Religion oder Behinderung zur Verfügung stehen sowie eine angemessene Finanzierung aller Frauenhäuser und Beratungsstellen.
Platzmangel in Frauenhäusern
Auch der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) beklagte einen dramatischen Platzmangel in Frauenhäusern. Immer wieder könnten von Gewalt bedrohte Frauen und ihre Kinder nicht aufgenommen werden, weil die Plätze nicht ausreichten oder die Finanzierung nicht gesichert sei, hieß es.
Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) fordert anlässlich des Gedenktags härtere Strafen für Gewalttäter. "Gewalt gegen Frauen ist ein Verstoß gegen die Menschenwürde. Sie ist diskriminierend und verhindert Gleichberechtigung", erklärte KDFB-Präsidentin Maria Flachsbarth. Zum Schutz der Betroffenen fordere der Frauenbund eine Verschärfung des strafrechtlichen Vorgehens gegen Männer, die Frauen als Objekte behandelten und ihnen damit Gleichheit und Würde absprächen.
Frank Johannes Hensel, Sprecher der Nationalen Armutskonferenz, sagte: "Dass eine für den Schutz von Frauen so wichtige Einrichtung wie das Frauenhaus bundesgesetzlich nicht einheitlich und klar geregelt ist, ist nicht akzeptabel." Seit 1976 gebe es Frauenhäuser in Deutschland. Wie ein Frauenhaus personell und räumlich ausgestattet ist, hänge aber im Wesentlichen vom politischen Willen der Kommune und des jeweiligen Bundeslandes ab.
Auch das internationale katholische Missionswerk missio München hat zu einem verstärkten Engagement für die Rechte von Frauen weltweit aufgerufen. "Es kann nicht sein, dass Frauen in vielen Ländern der Welt noch immer ganz offiziell wie Menschen zweiter oder dritter Klasse behandelt werden", sagte missio-Präsident Wolfgang Huber in München. Missio setze sich in vielen Projekten in Afrika, Asien und Ozeanien entsprechend ein. "Wir dürfen nicht tatenlos zusehen, wie Mädchen und Frauen diskriminiert und missbraucht werden", betonte Huber.