Augsburg begeht bundesweit einzigartigen Feiertag

Gleichberechtigung der Konfessionen

Am 8. August feiert die Schwabenmetropole ihr Hohes Friedensfest. Es ist der deutschlandweit einzige gesetzliche Feiertag, der bloß in einer Stadt gilt. Die Wurzeln des Festes reichen mehrere Jahrhunderte zurück.

Blick auf den Augsburger Dom / © Sean Pavone (shutterstock)
Blick auf den Augsburger Dom / © Sean Pavone ( shutterstock )

Für die Menschen in Augsburg ist die Arbeitswoche eine kurze. Grund ist das Hohe Friedensfest an diesem Donnerstag. Dabei handelt es sich um den einzigen gesetzlichen Feiertag in Deutschland, der nur in einer Stadt gilt. Die Augsburger haben dadurch die meisten gesetzlichen Feiertage bundesweit (14). 

Das Hohe Friedensfest wird seit 1650 gefeiert. Es kam auf, nachdem die Protestanten das Recht zur Religionsausübung und ihre Kirchen wiedererlangt hatten. Das Friedensfest steht seit 2018 im Bayerischen Landes- und im bundesweiten Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der Weltkulturorganisation Unesco.

Thema Demokratie

Zum jährlichen Festprogramm in der Schwabenmetropole gehören eine öffentliche Friedenstafel auf dem Rathausplatz und ein ökumenischer Gottesdienst. Diesmal ist als Festprediger in der katholischen Ulrichsbasilika Oliver Schuegraf angekündigt, der evangelische Landesbischof aus Schaumburg-Lippe. Für den Vorabend des Friedensfests ist ein multireligiöses Friedensgebet vor dem Rathaus geplant. Bereits seit mehreren Wochen stimmen kulturelle Veranstaltungen zum Thema Demokratie auf den Feiertag ein.

Das Hohe Friedensfest hat seine Wurzeln im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648). Die für die Freie Reichsstadt Augsburg geltende Parität, also die Gleichberechtigung von Katholiken und Protestanten, wurde mehrfach gebrochen. Am 8. August 1629 verbot Kaiser Ferdinand II. den 14 protestantischen Predigern der Stadt jede Amtshandlung; auf dieses Datum bezog sich später das Friedensfest. Evangelische Kirchen wurden geschlossen und teils abgerissen. 1632 eroberte der Schwedenkönig Gustav Adolf Augsburg und unterdrückte die Katholiken. Den Protestanten ging es ab 1635 erneut nicht anders.

"Niemand soll mehr ausgeschlossen werden"

Erst im Westfälischen Frieden von 1648 wurde die Parität wiederhergestellt, alle städtischen Ämter wurden fortan konfessionell gleichmäßig besetzt. Als Dank für das Kriegsende und die Möglichkeit, ihren Glauben frei und gleichberechtigt leben zu dürfen, stifteten die Augsburger Protestanten zwei Jahre später das Hohe Friedensfest. 300 Jahre später wurde der 8. August gesetzlicher Feiertag in Augsburg.

"Der Kern dieser Geschichte ist zeitlos aktuell", heißt es in einer aktuellen Mitteilung der Stadt. "Aus ihm leitet sich auch das heutige Verständnis der Friedensstadt ab: Niemand soll mehr aufgrund seiner Religion oder Herkunft ausgeschlossen werden."

Chronik des Westfälischen Friedens

Mit dem Westfälischen Frieden zu Münster und Osnabrück endete der Dreißigjährige Krieg (1618-1648), dem rund ein Drittel der Bevölkerung Mitteleuropas zum Opfer fiel. Zum 375. Jahrestag dokumentiert die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) einige wichtige Stationen auf dem Weg zum Friedensschluss:

23. Mai 1618: Ausbruch des Kriegs mit dem Prager Fenstersturz; im Lauf der Zeit entstehen daraus vier eng verzahnte Kriege.

1630: Schweden tritt in den Krieg ein.

1633: Schwedische Truppen besetzen Osnabrück.

Osnabrücker Friedensvertrag / © Roland Juchem (KNA)
Osnabrücker Friedensvertrag / © Roland Juchem ( KNA )
Quelle:
KNA