"Der sexuelle Missbrauch und seine Vertuschung ist der größte Skandal, der die Kirche in ihrer Glaubwürdigkeit infrage stellt", sagte der Limburger Bischof am Freitag auf dem FAZ-Kongress "Zukunft gestalten" in Frankfurt am Main. "Wir müssen die systemischen Ursachen beseitigen, sonst gibt es kein Ende." Hier sei Vertrauen in die Kirche kaputtgegangen, das nicht zurückgewonnen, sondern nur neu aufgebaut werden könne.
AfD für Christen nicht wählbar
Angesprochen auf das Votum der katholischen Kirche 2024, die AfD sei für Christen nicht wählbar, sagte Bätzing, dass er immer zwischen Wählern und Ideologen unterscheide. Die hessen-nassauische Kirchenpräsidentin Christiane Tietz erklärte, die Kirche könne sich nicht nur zu privaten Dingen äußern. Die Bibel bezeichne den Menschen als Bild Gottes, aus dem sich seine Würde und damit politische Konsequenzen ableiteten. Allerdings solle die Kirche sich nicht parteipolitisch äußern.
Zum Umgang mit Menschen, die extreme politische Ansichten äußern, erinnerte die evangelische Theologin Tietz an die Rechtfertigungslehre. Martin Luther habe auf die Unterscheidung zwischen Person und Werken Wert gelegt. "Ich möchte zwischen der Person und ihrer Position unterscheiden", sagte Tietz. Der andere sei ein Mensch, "und so behandele ich ihn auch". Sie frage das Gegenüber: "Was ist deine Angst und Sorge, die dich zu dieser Position bringt?" So könne ein Gespräch entstehen.
Eucharistiegemeinschaft gleich Kirchengemeinschaft
Zur Ökumene erklärte die Kirchenpräsidentin, sie wachse trotz der zentralen theologischen Differenz der Konfessionen bei der Abendmahlsfrage. Ein gemeinsames Abendmahl sei möglich in der Vorstellung, dass der einladende Geistliche nicht im Namen seiner Kirche, sondern im Namen Jesu Christi einlade, sagte Tietz. Bätzing wies darauf hin, dass nach katholischer Vorstellung die Eucharistiegemeinschaft eine Kirchengemeinschaft voraussetze. Aber "wir brauchen Zwischenschritte", sagte er.