DOMRADIO.DE: Was bedeutet Ihnen dieses Amt?
Barbara Schock-Werner: Das finde ich natürlich eine große Ehre und eine große Verantwortung, denn es ist ja mit Ideen und Arbeit verbunden. In den letzten Jahren ist es um den Zentral-Dombau-Verein etwas still geworden, und das muss man wieder ändern. Denn ich glaube, jeder Kölner muss Mitglied im Zentral-Dombau-Verein sein.
DOMRADIO.DE: Das muss man ändern. Sie wollen neuen Schwung und neue Bewegung in den Zentral-Dombau-Verein bringen, den Schwung, den Sie sonst auch mitbringen. Wie wollen Sie das machen? Haben Sie Ideen?
Schock-Werner: Meine erste Idee, mein erstes Angebot ist, dass ich für die ersten 100 Neumitglieder, die ab heute eintreten, eine Abendführung im Binnenchor mache. Das ist doch schon mal ganz attraktiv. Alle, die noch im November eintreten, bekommen schon das Domblatt.
Und dann werden wir ab nächsten Jahr, das habe ich schon mit den Mitarbeitern der Dombauhütte ausgemacht, regelmäßig Veranstaltungen nur exklusiv für Mitglieder des Zentral-Dombau-Vereins machen. Also Spezialvorträge, Peter Füssenich zum Beispiel über den Einsatz von EDV oder Albert Distelrath zum Beispiel über moderne Steinkonservierung. Aber ich stelle mir auch vor, das ein Steinmetz mal direkt zeigt, wie er mit Steinen umgeht und so weiter. Also da fällt uns sicher noch einiges ein.
DOMRADIO.DE: Nun spielt der Dom natürlich als Herz des Erzbistums Köln eine besondere Rolle. Haben Sie da auch bestimmte Erwartungen an das Erzbistum, was den Dom betrifft? Weil es eben das Herz des Erzbistums ist?
Schock-Werner: Es gab Überlegungen, die zumindest angeklungen sind, dass man den Zuschuss des Erzbistums zum Domerhalt streichen soll. Das kann natürlich nicht sein. Das muss man verhindern, denn der Dom wirbt ja jeden Tag auch für die Kirche. Ganz nebenher.
Ich finde, das ist ein missionarischer Ansatz. Wenn man den Dom betritt und merkt, das ist ganz toll. Und warum haben die Leute das gemacht? Das ist der Glaube an Gott. Also der Dom hat durchaus eine missionarische Wirkung und deshalb darf das Erzbistum die Mittel zur Erhaltung des Doms nicht streichen.
DOMRADIO.DE: In anderen großen Kathedralen weltweit wird auch Eintritt erhoben. Was halten Sie denn davon?
Schock-Werner: Davon halte ich gar nichts. Erstens muss es auch nicht-kommerzielle Räume geben, und eine Kirche gehört für mich zu einem nicht-kommerziellen Raum. Und zweitens ist der sicher von mir am meistgehörte Satz: "Immer wenn ich in die Stadt gehe, dann gehe ich als erstes in den Dom." Das sagen die Menschen aus Bonn und Bergisch Gladbach oder auch noch ein Stückchen weiter weg.
Die würden natürlich das nicht mehr machen, wenn sie dafür zahlen müssen. Und damit verliert der Dom das, was für ihn ganz, ganz wichtig ist: seine Freunde und Bewunderer. Deshalb würde ich das nicht machen. Also statt Eintritt in den Dom lieber ein Eintritt in den Zentral-Dombau-Verein, dann hat man sozusagen mit einer Eintrittskarte den Unterhalt des Domes erkauft, wenn man will, oder gespendet.
DOMRADIO.DE: Nun gibt es ja, wie in allen Vereinen, auch beim Zentral-Dombau-Verein das Nachwuchsproblem. Wo sind die jungen Leute? Haben Sie Ideen, wie man vielleicht auch die jungen Leute dazu motivieren könnte, dem Zentral-Dombau-Verein beizutreten?
Schock-Werner: Da haben wir uns auch was überlegt. Also spezielle Führungen für U25 und dass vielleicht sogar unsere jungen Mitarbeiter diese Führungen machen. Und ich habe mir auch überlegt, ob unsere Lehrlinge zum Beispiel ihre Lehrlingsgenossen aus der Handwerkskammer führen. Aber ich würde das auch nicht so hochhängen, weil alle Vereine dieses Problem haben.
Es heißt ja, man geht eigentlich erst in einen Verein, wenn der Hund tot ist und die Kinder aus dem Haus, weil man dann die Zeit hat, sich so zu engagieren. Aber ich hoffe natürlich, dass das auch für Junge wirkt. Viele Kölner schenken ihrem Nachwuchs die Mitgliedschaft im Zentral-Dombau-Verein schon zur Geburt. Das kann man doch wieder mal aktualisieren. Finde ich eine wunderbare Idee!
DOMRADIO.DE: Der Zentral-Dombau-Verein ist ja eine der ältesten Bürgerbewegungen weltweit. Hat eine reichhaltige Tradition seit über 180 Jahren. Möchten Sie das auch wieder mehr bewusst machen?
Schock-Werner: Man muss den Verein als Ganzes und seine geleistete Arbeit und seinen geleistetes Engagement und seine Notwendigkeit bis in die Gegenwart wieder bewusster machen. Das ist ja von 1842 bis heute eine ganz lange Zeit. Da habe ich noch keine konkrete Idee, wie ich das mache oder wie wir das machen. Aber da wird uns auch noch was einfallen.
Das Interview führte Johannes Schröer.