DOMRADIO.DE: Im Abschlussdokument heißt es unter anderem: "Es gibt keinen Grund oder kein Hindernis, das Frauen davon abhalten sollte, Führungsaufgaben in der Kirche zu übernehmen". Konkreter wird es da nicht. Hatten Sie ein deutlicheres Signal erwartet?
Beatrice von Weizsäcker (Juristin, Autorin und Journalistin): Ehrlich gesagt, nein. Ich bin dann doch etwas zu realistisch, als dass ich erwartet habe, dass da mehr herauskommt. Schöner fand ich übrigens noch die Ergänzung in diesem Passus: "Was vom Heiligen Geist kommt, kann nicht aufgehalten werden". Darauf hoffe ich.
Aber es gab ja so viele Widerstände, das Thema Frauen überhaupt auf die Agenda zu nehmen. Und soweit ich das verfolgt habe, ist es aus der Synode gekommen und immer wieder gefordert worden, darüber zu sprechen. Es kam dann auch dazu, dass darüber gesprochen wurde. Es waren viele, die tatkräftig dabei waren, Frauen und auch Männer.
Aber von der Leitungsebene war das Thema eigentlich nicht erwünscht. Und in diesem Abschlussdokument, wenn ich das richtig im Kopf habe, hat dieser Passus auch die meisten Gegenstimmen von allen bekommen.
Sonst lagen die so bei zwei bis drei Prozent, aber hier lagen sie deutlich höher. Das zeigt, dass es eigentlich nicht erwünscht war. Schon gar nicht irgendeinen Satz, der in eine uns Frauen genehme Richtung gewiesen hätte.
DOMRADIO.DE: Das heißt aber, dass Sie diesen ersten Schritt gar nicht so verkehrt finden?
Von Weizsäcker: Richtig. Aber auf der anderen Seite muss man fragen, was das bringt. Denn es hat sich ja gar nichts geändert. Wenn man sich die Reaktionen anschaut, sieht man sich da bestätigt. Bischof Oster aus Passau zum Beispiel hat gleich gesagt, es bleibe alles, wie es sei.
Wir können uns zwar irgendwie an Entscheidungsfindungen beteiligen, aber wenn es um die Entscheidung selber geht, gar Frauen irgendwelche Ämter zu geben, bleibt das dem Bischof vorbehalten.
Wenn ich das höre, kann ich nur sagen: "Jungs, worüber habt ihr euch eigentlich so lange unterhalten? Warum hat das Ganze vier Wochen gedauert, wenn für die Frauen eigentlich nichts rausgekommen ist?" Ich bin nicht rasend enttäuscht, weil ich nicht realitätsfern bin. Wir machen bei uns in der Pfarrei einfach eigene Sachen.
DOMRADIO.DE: Wie bewerten Sie es denn insgesamt rückblickend, was in den letzten vier Wochen in Rom beraten und verkündet wurde?
Von Weizsäcker: Insgesamt finde ich es gut. Es war ja schon revolutionär, dass es diese Weltsynode überhaupt gegeben hat. Und dass sich Papst Franziskus kein eigenes Dokument vorbehalten hat, sondern dieses Schlussdokument gleich in Kraft hat treten lassen, zeigt doch, dass er sich diesem Prozess auch verpflichtet fühlt.
Das Synodale ist der katholischen Kirche ja fremd, also dass man viele Stimmen hört, viele Menschen beteiligen möchte und auch ermutigt, sich zu beteiligen. Das ist etwas, was ich sehr gut finde. Das ist in den letzten vier Wochen und über die letzten drei Jahre nicht erstickt worden. Das bedeutet natürlich für uns, für unseren Synodalen Weg eine Ermutigung. Das hoffe ich jedenfalls, dass unser Synodaler Weg mit Tatkraft weitergeht, und zwar in der Frage der Frauen, aber eben auch der Gendergerechtigkeit insgesamt.
Das Interview führte Carsten Döpp.