DOMRADIO.DE: Der kostenpflichtige Corona-Test ist da. Dieser könnte einkommensschwache Menschen benachteiligen, die möglicherweise kein Geld dafür haben, wenn sie denn nicht geimpft oder genesen sind. Ist das nicht ein Teufelskreis, wenn diese Tests dann nicht mehr bezahlt werden können?
Pfarrer Franz Meurer (Kölner Sozialpfarrer): Ja, aber gerade die einkommensschwachen Menschen, die bei uns in beengten Wohnverhältnissen wohnen, brauchen einen Stups um zu kapieren, wie wichtig Impfen ist. Es ist bei uns eine Frage der Aufklärung. Deswegen hatten wir Testzentren vor den Kirchen und deswegen gehen wir auf die Menschen direkt zu. Die Stadt hat hier auf mehreren Plätzen mobile Impfungmöglichkeiten eingerichtet. Das heißt, wir müssen das neben der Aufklärung in allen Sprachen den Leuten klar machen.
Gestern hatten wir wieder Vingster Kirmes (Kirmes im Kölner Stadtteil Vingst, Anm. d. Red.). Da war es knalle voll, mit der heiligen Messe am Autoscooter. Da kommen auch welche auf mich zu und sagen: "Meinste, ich soll das jetzt machen?" Da sage ich natürlich "Ja". Ich meine schon immer, dass man sich impfen lassen soll.
Leider sagt uns ja die Verhaltensforschung und Psychologie, dass Belohnung allein nicht hilft, sondern dass auch Bestrafung dazu muss. Ich hätte es lieber andersrum, aber so ist die Welt. Das heißt, diese Ansprache der Einzelnen wird jetzt durch diese klare Regelungen unterstützt, die eine Bestrafung ist und Sie haben recht, natürlich werden - wie immer - die Armen bestraft.
DOMRADIO.DE: Es gibt nicht nur militante Impfgegner, sondern auch Unentschlossene. Jetzt kommen diese Test-Gebühren, die vermutlich nicht alle zum Impfen bewegen wird. Welche Methoden gibt es denn noch?
Meurer: Ich habe mich für die Gebühren ausgesprochen und durchaus viel Kritik einstecken müssen. Ich bin auch der Meinung, dass in öffentlichen Verkehrsmitteln eine 2G-Regelung herrschen sollte (Geimpft oder genesen, Anm. d. Red.). Ich war jüngst in Bonn auf einer Abend-Diskussion. Ich war erst nach Mitternacht wieder zu Hause, weil die Züge nicht richtig funktionierten. Ich saß über Stunden im Zug und ich kann Ihnen nur sagen, da bekomme ich schon Angst.
Im Moment müssen wir den Leuten klar machen, wenn wir wieder so frei miteinander umgehen wollen, wie bei uns vor zwei Tagen auf der Vingster Kirmes, dann müssen wir Gas geben und müssen uns an die Regeln halten.
DOMRADIO.DE: Wie machen Sie das in Vingst? Welche Corona-Regeln gelten da aktuell?
Meurer: Bei uns ist alles ganz streng. Bei uns entscheidet alles der Pfarrgemeinderat, der Kirchenvorstand und wir haben auch einen Krisenstab. Ich entscheide zum Glück nichts. Ich habe übrigens als einziger dagegen gestimmt, dass samstags und dienstags neben der Hauptmesse am Sonntag wieder gesungen wird. Der Pastor als einzige Gegenstimme.
Aber ich bin eigentlich für noch strengere Regeln. Bei uns wird registriert. Man muss selbstverständlich etwas im Rahmen der 3G-Regelung (Geimpft, gesenen oder gestestet, Anm. d. Red.) vorzeigen. Man wird nach wie vor aufgeschrieben - auch bei der Messe auf der Vingster Kirmes, mit Anschrift und Telefonnummer. Wir machen mehr, als vorgeschrieben ist.
DOMRADIO.DE: Wie erleben Sie die Impf-Bereitschaft in Ihrem Umfeld? Wie sieht das aus?
Meurer: Langsam aber sicher wächst die. Wir haben hier auch ein Heim mit Flüchtlingen. Auch dort haben die Mitarbeiter sich dumm und dusselig geredet, um den Menschen klar zu machen, was Sache ist. Es ist anstrengend, es ist langwierig, aber es lohnt sich.
Das Interview führte Carsten Döpp.