In Berlin wurde das Jahr des Reformationsgedenken für ein solches Treffen genutzt. Der evangelische Bischof Markus Dröge kam auf Einladung von Erzbischof Heiner Koch und Weihbischof Matthias Heinrich: Ihre Bilanz der Ökumene im Erzbistum Berlin und der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EBKO) war insgesamt positiv. Doch auch Unterschiede blieben nicht verborgen.
"In der Diaspora geht es nur gemeinsam"
Bischof Dröge stand noch ganz unter dem Eindruck, den der zentrale deutsche Auftaktgottesdienst des "Reformationsjubiläums" in der Sankt Marienkirche, seiner Bischofskirche, bei ihm hinterlassen hatte. "Es ist uns gelungen, deutlich zu machen, wie wir 500 Jahre Reformation feiern wollen", freute sich Dröge: "in Gemeinschaft mit den anderen Kirchen". Sie könnten "zusammen deutlich machen, was die christliche Botschaft heute bewirken kann". Erzbischof Koch stimmte ihm zu: "Vor allem in der ostdeutschen Diaspora geht es nur gemeinsam, die Gottesfrage wach zu halten."
Auf theologischer Ebene habe die Ökumene jedoch "Schwung verloren", räumte der evangelische Bischof zugleich ein: "Von Aufbruchstimmung ist nicht mehr viel zu spüren". Die "Herzlichkeit" von Papst Franziskus beim Auftakt des Reformationsgedenkjahrs im schwedischen Lund sei jedoch ein Ansporn, auf eine weitere Annäherung beim unterschiedlichen Verständnis der Kirche und ihrer Ämter hinzuarbeiten. Dröge warb für "eine sichtbare Einheit, die zulässt, wo wir verschieden bleiben".
Ökumene nicht nur zwischen Katholiken und Protestanten
Erzbischof Koch unterstützte Dröges Wunsch nach mehr Gemeinsamkeit "nachdrücklich". Das protestantische Modell der "versöhnten Verschiedenheit" sei aber "als Zielpunkt zu wenig", mahnte er. Der Erzbischof wandte sich gegen eine Ökumene "auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner". Die Kirchen dürften sich "nicht an die gegenwärtige Situation gewöhnen".
Weihbischof Heinrich warnte vor einer Engführung der Ökumene auf Katholiken und Protestanten. Einbezogen werden müssten auch die orthodoxen und altorientalischen Kirchen. Vor allem durch die Zuwanderung hätten sie wachsende Bedeutung, erklärte der Bischofsvikar des Erzbistums für Ökumene.
Für eine engere Zusammenarbeit plädierte Bischof Dröge auch auf der Ebene der Ortskirchen. Die laufenden Strukturreformen von Erzbistum und EKBO seien "sehr ähnlich". So könnten Caritas und Diakonie absprechen, welche sozialen Aufgaben sie stellvertretend für die andere Kirche auf Gemeindeebene übernehmen könnten. Eine Fusion beider Wohlfahrtsverbände wäre jedoch zu schwierig, betonte er zugleich.
Kooperationen beim Religionsunterricht
Zudem riet Dröge zu mehr Kooperationen beim Religionsunterricht. Wenn die Alternative kein Religionsunterricht sei, könnten katholische Schüler in der Diaspora in den evangelischen Unterricht gehen. Zur Ergänzung sollten den Schülern dort auch katholische Lehreinheiten angeboten werden.
Mit Blick auf den jährlichen "Marsch für das Leben" im Zentrum Berlins setzten Dröge und Koch unterschiedliche Akzente. Der Landesbischof verteidigte seine Distanz zu der Kundgebung mit der "Art und Weise", wie die Teilnehmer gegen Abtreibung demonstrierten.
Der Erzbischof betonte, angesichts gewachsener gesellschaftlicher Akzeptanz von Schwangerschaftsabbrüchen müsse "das Thema im Gespräch gehalten werden".