Durch die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen für das religiöse Leben haben nach den Worten des Generalsekretärs des Bonifatiuswerkes, Georg Austen, viele Christen erfahren, was es heißt, in einer Diaspora-Situation zu leben.
"Jeder ist gezwungen, für sich zu schauen, wie kann ich meinen Glauben leben, wenn ich nicht zum Gottesdienst gehen oder die Glaubensgemeinschaft in der persönlichen Begegnung erfahren kann", sagte Austen der Katholischen-Nachrichten-Agentur (KNA) vor der bundesweiten Eröffnung der Diaspora-Aktion am Sonntag in Würzburg.
"Existenzrelevant für den Menschen"
Corona sei zu einer "Bewährungsprobe für den Glauben" geworden. So stelle sich auch verstärkt die Frage, welche Rolle etwa die Hauskirche spiele, erklärte der Generalsekretär. "Der Auftrag ist, Abstand zu halten und gleichzeitig die Nähe zu suchen."
Das Bonifatiuswerk habe gerade in den ersten Wochen der Krise hunderte Telefonate mit Menschen geführt, die dem Werk verbunden seien. Dabei sei es auch viel um Einsamkeit gegangen.
"Was wir gerade spüren ist, dass der Mensch nicht nur allein von der Wirtschaft, von den Autohändlern und Möbelhäusern lebt. Für mich ist wichtig, dass wir und unser Glaube nicht nur für ein System relevant sind, sondern existenzrelevant für den Menschen", so Austen.
Hoffnung und Solidarität
Entscheidend sei die Frage: "Inwieweit schaffen wir es als Kirche, positive, ermutigende Signale zu geben aus unserer Hoffnung, die kein blinder Optimismus ist. Ebenso wichtig ist es, Solidarität zu zeigen, in Wort, Tat und Gebet."
Daher sei das diesjährige Motto der Aktion "Werde Hoffnungsträger" prophetisch. Am 15. November wird in allen deutschen Diözesen für Projekte des Bonifatiuswerkes gesammelt, das Christen unterstützt, die in Deutschland, in den nordeuropäischen Ländern und in Estland und Lettland in der Minderheit sind.
Hilfsfonds für Corona-Folgen
Angesichts der Corona-Beschränkungen rechnet das Hilfswerk mit weniger Einnahmen durch die Kollekten in den Gottesdiensten. Deshalb sei man auf andere Unterstützung, etwa durch Online-Spenden, angewiesen, um weiter den Projektpartnern zur Seite stehen zu können, sagte Austen. Er verwies darauf, dass das Bonifatiuswerk für die Projekte in Deutschland keine Kirchensteuermittel oder staatliche Förderung erhalte.
Das Hilfswerk unterstütze derzeit auch Projekte zur Milderung der Corona-Folgen, so der Geistliche. Als Beispiel nannte er einen Hilfsfonds der Caritas in Berlin für Familien und Alleinerziehende.
Kirchliche Angebote
Die ökumenisch angelegte Radio-Kinderkirche in Kiel stelle eigene Hörspiele, aber auch Gottesdienste als Audios für Kinder zur Verfügung.
Die Lernbar in Hildesheim biete Unterstützung für Hausaufgabenbetreuung und Home-Schooling.
Erfreulich viele Anträge auf Unterstützung gebe es für die Aktion "Tatort Nikolaus", bei der Kirchengemeinden Orte guter Taten schaffen wollten.
Diaspora-Aktion des Bonifatiuswerkes
Eröffnet wird die Aktion am Sonntag mit einem Gottesdienst im Kiliansdom, den der Würzburger Bischof Franz Jung zusammen mit Austen feiern wird, und der live im Internet und bei mehreren Fernsehsendern übertragen wird.
Bedingt durch die Pandemie ist die Teilnahme von Gästen aus dem Ausland nicht möglich. Auch weitere Veranstaltungen wie der sonst übliche Festakt finden nicht statt.
Bischof David Tencer aus der isländischen Hauptstadt Reykjavik wird als Vertreter der Nordischen Bischofskonferenz eine Grußbotschaft senden.