Bibelwissenschaftlerin erklärt Fun Facts aus der Bibel

"Humor gehört zur Bibel und zur Kirche dazu"

Die Bibelwissenschaftlerin Sandra Huebenthal kennt das Buch der Bücher genau. Daher weiß sie, wo man auch mal lachen darf und welche Tiere Teil der Bibel sind. Mit ihren Fun Facts will sie vermitteln, was kein Allgemeinwissen ist.

Autor/in:
Tobias Fricke
Offene Bibel mit Kreuz / © Freedom Studio (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Gab es einen besonderen Moment oder einen Text, über den Sie gestolpert sind und gedacht haben, was für ein Unterhaltungspotenzial eigentlich in der Bibel steckt?

Prof. Dr. Sandra Huebenthal (privat)
Prof. Dr. Sandra Huebenthal / ( privat )

Prof. Sandra Huebenthal (Professorin für Bibelwissenschaften an der Universität Passau): Naja, eigentlich war immer schon klar, dass die Bibel nicht nur unterweist, sondern auch unterhält. Man merkt das, wenn man manche der Geschichten liest. 

Das erste Mal den Eindruck von "Comic Relief", also wirklich lustig gemeinte Stellen, hatte ich bei der Apostelgeschichte. Als Petrus aus dem Gefängnis freikommt und an der Tür klopft und Rhode völlig begeistert ist, sagt er: "Petrus ist wieder da!" Und Petrus sagte: "Nein, du irrst dich." Und weiter heißt es: "Und Petrus stand weiter am Tor und klopfte." Wenn man sich das bildlich als Kino vorstellt, das ist lustig. 

Oder eine andere Stelle: Eutychus fällt im 20. Kapitel bei der Abschiedspredigt des Paulus mitten in der Nacht irgendwann entkräftet aus dem Fenster und stirbt, weil die Predigt zu lang war. Paulus weckt ihn wieder auf, aber er hat nichts gelernt. Er predigt weiter. Auch das muss man witzig sehen.

DOMRADIO.DE: Viele Fun Facts drehen sich um Giraffen, Elefanten oder Krokodile. Warum sind Tiere so wichtig in der Bibel?

Huebenthal: Tatsächlich sind die Tiere gar nicht so wichtig in der Bibel. Tiere kommen in der Bibel eigentlich mehr unter ihrem Nützlichkeits- und weniger unter ihrem Niedlichkeitsaspekt vor. Es ist eher andersrum: Es ist die Rezeption. Menschen interessieren sich für Tiere. Tiere gehen irgendwie immer und so guckt man ein bisschen genauer auf die Tiere in der Bibel.

DOMRADIO.DE: Sie lehren Exegese und biblische Theologie an der Universität Passau. Gucken Sie denn auch mit Ihren Studierenden auf diese Fun Facts?

Huebenthal: Na klar, so ein bis zwei Fun Facts sind in jeder Lehrveranstaltung mit dabei. Einer meiner Kurse, der Bible Monday, der besteht fast nur aus Facts. Wir entdecken spannende, lustige, interessante Passagen der Bibel. 

Der Bible Monday ist eine Lehrveranstaltung Montagsabends für Studierende, die keine Theologen sind. Das sind Historiker und Historikerinnen, die natürlich auch Bibel, Bibelwissen und biblische Hermeneutik brauchen, weil die Bibel Kulturgut ist. Mit dieser Gruppe lässt sich die Bibel noch mal ganz neu entdecken. Die haben unglaublich viel Spaß dabei. Und ehrlich gesagt - ich auch.

DOMRADIO.DE: Warum ist Humor denn wichtig in der Theologie?

Huebenthal: Humor ist eigentlich immer wichtig, nicht nur der Theologie. Humor verbindet Menschen. Mit Humor kann man auch schwierige Situationen entschärfen. Wichtig ist, dass man miteinander und nicht übereinander lacht. Das gilt genau so auch für die Bibel. Wenn man gemeinsam über witzige Stellen lacht, sich mit der Bibel amüsiert, ist das fein. 

Sandra Huebenthal

"Denken Sie an rheinischen Karneval und rheinischen Katholizismus. Das geht gar nicht ohne Humor."

Der Kabarettist Hagen Rether sagt in einem seiner Programme: Gott hat Humor, Gott hat Meerschweinchen erschaffen. Das bringt immer einen riesen Lacher. Aber genau darum geht es, dass man sich an der Schöpfung erfreut, auch an witzigen Situationen erfreut. Das ist überhaupt nicht unfromm. Im Gegenteil: Humor gehört zur Bibel und auch zur Kirche mit dazu. Denken Sie an rheinischen Karneval und rheinischen Katholizismus. Das geht gar nicht ohne Humor.

DOMRADIO.DE: Wir haben für eine Reihe mit Ihnen auch kleine Videos mit Ihnen aufgezeichnet, für unsere Social Media Kanäle, für (Link ist extern)Instagram, für Facebook. Was für eine Chance sehen Sie denn darin, Bibelhäppchen im Internet zu streuen?

Huebenthal: Häppchen machen Appetit. Und zwar bei einer Zielgruppe, die wenig bis gar nicht liest. So kann man zeigen, dass die Bibel nicht verstaubt, sondern überraschend aktuell ist. Ich hatte diesen Aha-Moment beim Drehen der Fun Facts bei der (Link ist extern)Cheeseburger Episode, als wir so lange auf den Cheeseburger warten mussten. 

Sandra Huebenthal

"Das ist Wissen, das nicht mehr jeder hat."

Da habe ich den Hinweis bekommen: Sie wissen aber echt viel. Und ich dachte immer, das sei Allgemeinwissen bis es bei mir Klick machte und ich feststellte, das ist Wissen, das nicht mehr jeder hat. Theologen und Kirchenleute erklären oft die Basics nicht mehr. Sie halten Predigten, aber es gibt diesen Disconnect zwischen dem, was die Leute wissen und dem, womit sie unterhalten oder auch in Predigten beschallt werden. 

Da gibt es doch eine Schnittstelle, da kann man doch mit Social Media zumindest mal Appetit machen und vielleicht auch ein paar ganz einfache Dinge noch mal lustig erklären, damit sie hängen bleiben. Das ist genau die Aufgabe von diesen kurzen Videos. Mir ist das in dem Moment klar geworden. Um Wort Gottes zu erklären, mache ich fast alles.

Das Interview führte Tobias Fricke. 

Die Bibel

Bibel ist die Schriftensammlung, die im Judentum und Christentum als Heilige Schrift gilt. Auf den Schriften fußt jeweils die Religionsausübung. Die Bibel des Judentums ist der dreiteilige Tanach, der aus der Tora, den Nevi’im und Ketuvim besteht. Diese Schriften entstanden seit etwa 1200 v. Chr. im Kulturraum der Levante und Vorderen Orient und wurden bis 135 n. Chr. kanonisiert. Das Christentum übernahm alle Bücher des Tanachs, ordnete sie anders an und stellte sie als Altes Testament (AT) dem Neuen Testament (NT) voran.

Eine Bibel liegt aufgeschlagen auf einem Tisch (KNA)
Quelle:
DR

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