Bischöfe beenden ihre Arbeit bei Vollversammlung in Fulda

Breite Themenpalette

Wie viel Geld sollen Betroffene von sexuellem Missbrauch in der Kirche erhalten? Diese Frage sorgt immer wieder für Debatten. Nicht nur mit diesem Thema haben sich die deutschen katholischen Bischöfe in Fulda beschäftigt.

Bischof Georg Bätzing / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Georg Bätzing / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Die katholischen Bischöfe in Deutschland wollen trotz Kritik an dem System der Anerkennungsleistungen für Missbrauchsopfer festhalten. Auf ihrer Herbstvollversammlung bestätigten die Bischöfe die zehn Mitglieder der dafür zuständigen Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen UKA für weitere vier Jahre im Amt. "Mit Betroffenen bin ich im Gespräch, denn ich weiß um die Unzufriedenheit mit einigen Entscheidungen der UKA", betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, am Donnerstag in Fulda.

Seit 2021 entscheidet die UKA darüber, wie viel Geld Missbrauchsopfer in der katholischen Kirche in Anerkennung des ihnen zugefügten Leids erhalten. Bei der Bemessung der Leistungshöhe orientiert man sich an Urteilen staatlicher Gerichte zu Schmerzensgeldern, und zwar an deren oberen Rand. Eine Höchstgrenze gibt es nicht. Neben Juristin Margarete Reske gehören neun weitere Mitglieder dem Gremium an.

Der Bischof von Limburg räumte ein, dass Betroffene sich abhängig fühlten von einem Gremium, "das sie persönlich nicht kennen". Dies bezeichnete Bätzing als Preis der Niederschwelligkeit. Jeder habe die Möglichkeit, zivilrechtlich zu klagen, aber viele wollten das nicht.

"Denen wollen wir in dem UKA-System entgegenkommen. Deshalb werden wir an diesem System auch weiterhin festhalten, zumal es in keiner anderen Institution in Deutschland derzeit ein vergleichbares außergerichtliches System für solche freiwilligen Leistungen gibt."

Mitglieder für neues Gremium stehen fest

Gleichzeitig gab der Bischofskonferenz-Vorsitzende die Besetzung des neuen Sachverständigenrates zum Schutz vor sexuellem Missbrauch und Gewalterfahrungen bekannt. Diesem Gremium gehören künftig an: der Bamberger Psychotherapeut Ralf Bergner-Köther, die Münsteraner Sozialpädagogin Judith Haase, die ehemalige hessische Justizministerin Eva Kühne-Hörmann, der Potsdamer Psychologe Jörg Maywald, der Bonner Moraltheologe Jochen Sautermeister, die Berliner Verhaltenstherapeutin Birgit Wagner und die Politologin Johanna Michaela Weber. Hinzu kommen die beiden vom Betroffenenbeirat bei der Bischofskonferenz entsandten Mitglieder Claudia Schmidt und Patrick Bauer.

Die Expertinnen und Experten sollen dabei helfen, deutschlandweit langfristig wirksame Strukturen zum Schutz vor sexuellem Missbrauch und Gewalterfahrungen aufzubauen und die Bistümer bei der Umsetzung von Maßnahmen zu Prävention und Intervention zu beraten.

Wie Bätzing weiter ankündigte, soll eine Kommission zeitnah fünf neue Mitglieder für den Betroffenenbeirat bei der Bischofskonferenz auswählen.

Deutsche Bischöfe rufen Katholiken zu Spenden für Ukraine auf

Weiter rufen die katholischen Bischöfe in Deutschland zu verstärkter Hilfe für die Ukraine auf. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, appellierte an die deutschen Katholiken, für die unter den Kriegsfolgen leidenden Menschen zu spenden. Auch die westlichen Staaten müssten dem angegriffenen Land weiter helfen.

Mann mit Kollektenkörben / © Harald Oppitz (KNA)
Mann mit Kollektenkörben / © Harald Oppitz ( KNA )

"Ich appelliere daher an die Katholiken, in ihrer bewährten Solidarität nicht nachzulassen. Damit unsere Hilfswerke, allen voran Renovabis und Caritas international, die erfolgreiche Arbeit der zurückliegenden beiden Jahre intensiv weiterführen können, sind mehr Spenden erforderlich", sagte der Limburger Bischof zum Abschluss der Herbstvollversammlung.

Harter Winter erwartet

Bätzing betonte, die Ukraine stehe vor dem vermutlich härtesten Winter seit dem russischen Großangriff vor über zwei Jahren. Raketen und Drohnen hätten wichtige Bereiche der ukrainischen Infrastruktur, besonders Kraftwerke und Stromleitungen, zerstört. Die Stromausfälle erschwerten die medizinische Versorgung und den Alltag in weiten Teilen des Landes.

Der Bischof rechnet mit verstärkten Fluchtbewegungen. Der bevorstehende Winter treibe wieder mehr Menschen zur Flucht in die westlichen Nachbarstaaten oder die von Militäraktionen weniger stark betroffenen Regionen der Westukraine. "Zeitnahe Hilfe für die Ukrainer ist deshalb geboten", unterstrich der Konferenzvorsitzende.

Beziehungen zur Kirche in Ukraine intensiv

Bätzing betonte, dass sich die Beziehungen der Deutschen Bischofskonferenz zu den Kirchen in der Ukraine in den zurückliegenden Monaten intensiv entwickelt hätten. Er erinnerte an den wenige Wochen zurückliegenden Deutschland-Besuch des Oberhaupts der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, Großerzbischof Sviatoslav Shevchuk, in Berlin. Der Großerzbischof habe intensive Gespräche mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Entwicklungsministerin Svenja Schulze (beide SPD) geführt. Auch deutsche Bischöfe hatten zuletzt die Ukraine besucht.

Bischöfe: Polizeiseelsorge angesichts wachsender Gewalt wichtig

Die katholischen Bischöfe in Deutschland haben zudem zwei Grundsatzpapiere verabschiedet. Die Texte befassen sich mit der Zukunft der katholischen Theologie an den Hochschulen sowie mit der Polizeiseelsorge, wie Bischof Georg Bätzing mitteilte. Die Grundlagentexte sollen in den kommenden Wochen veröffentlicht werden.

Polizeiseelsorge / © Caroline Seidel (dpa)
Polizeiseelsorge / © Caroline Seidel ( dpa )

Das Theologiepapier wurde von der bischöflichen Wissenschaftskommission unter Leitung des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki erarbeitet. Derzeit stehen die Theologischen Fakultäten an vielen Universitäten unter Druck. Die Zahl der Studierenden sinkt, auch gibt es weniger junge Wissenschaftler, die sich für eine Theologielaufbahn entscheiden. "Wir sehen den großen finanziellen Druck der Kultusministerien und der Hochschulen", sagte Bätzing.

"Aber wir sind davon überzeugt, dass die Theologischen Fakultäten auch künftig einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag für Bildung und Wissenschaft leisten können."

Zugleich formuliert das Papier Grundlagen, wie die Theologie Austausch und Dialog mit anderen Wissenschaften suchen soll, um sich in aktuelle gesellschaftliche Debatten einzubringen.

Partnerschaft Kirche und Polizei

Die Seelsorge für Polizisten und Polizistinnen bezeichnete Bätzing als besonders wichtige Aufgabe. "Wir erleben in unserer Gesellschaft immer mehr Gewalt, in Worten wie in Taten. Und Polizisten sind derzeit sehr häufig mit sehr schwierigen Situationen konfrontiert.

Hier können die Polizeiseelsorger wichtige erste Ansprechpartner sein", sagte Bätzing. Wichtig seien unabhängige, professionelle und verlässliche Gesprächspartner.

Bundesweit gibt es auf evangelischer und katholischer Seite je rund 100 Polizeiseelsorger und -seelsorgerinnen. Sie verstehen sich als unabhängige und vertrauliche Ansprechpartner und unterliegen der Schweigepflicht.

Deutsche und polnische Bischöfe erinnern an 80 Jahre Kriegsende

2025 wird ein wichtiges Gedenkjahr: 80 Jahre Befreiung des KZ Dachau, 80 Jahre Kriegsende und 60 Jahre Briefwechsel der deutschen und polnischen Bischöfe zur Versöhnung. Deshalb planen die katholische Deutsche Bischofskonferenz und die polnischen Bischöfe in den kommenden Monaten mehrere Gedenkveranstaltungen, wie der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, am Donnerstag in Fulda mitteilte.

Deutsche und polnische Bischöfe beten gemeinsam in der KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, 1980 / © KNA-Bild (KNA)
Deutsche und polnische Bischöfe beten gemeinsam in der KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, 1980 / © KNA-Bild ( KNA )

So ist am 26. April eine Wallfahrt polnischer Katholiken nach Dachau geplant, um den 80. Jahrestag der Befreiung des dortigen Konzentrationslagers zu begehen. Bätzing betonte, Dachau nehme in der Erinnerung der Kirche in Polen eine bedeutende Rolle ein, weil dort rund 1.800 Priester inhaftiert waren, von denen etwa die Hälfte ums Leben kam. An der zurückliegenden Wallfahrt vor zehn Jahren hatten mehr als 1.000 polnische Bischöfe, Priester und Laien teilgenommen.

Gemeinsame Botschaft geplant

Zum Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren und zum historischen Briefwechsel der polnischen und der deutschen Bischöfe vor 60 Jahren planen beide Bischofskonferenzen eine gemeinsame Botschaft. "Diese wird die Aussöhnung zwischen den Völkern nach den Verheerungen von Krieg und deutscher Okkupation Polens sowie die Beiträge der Kirche zu diesem epochalen Prozess zum Thema haben", kündigte der Limburger Bischof an.

Um diese Fragen zu vertiefen, hat die am Donnerstag zu Ende gegangene Vollversammlung der deutschen Bischöfe beschlossen, eine Akademieveranstaltung rund um den Gedenktag des Kriegsendes durchzuführen. "Intellektuelle aus Deutschland und Polen werden dort Gelegenheit haben, der Frage nachzugehen, ob die derzeitigen Veränderungen der politischen und geistespolitischen Lage in Europa - Nationalismus, Rechtspopulismus, Rechtsextremismus - die erreichte Versöhnung gefährden können und welche Auswirkungen das bei Vielen verblassende europäische Bewusstsein auf die Aussöhnungsprozesse hat."

Bedeutender Schritt der Versöhnung

Der Briefwechsel zwischen den Bischöfen gilt als einer der ersten und bedeutendsten Schritte der deutsch-polnischen Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg. In ihrem Schreiben an die deutschen Amtsbrüder vom 18. November 1965 formulierten die polnische Bischöfe unter anderem die berühmten Worte "Wir gewähren Vergebung und bitten um Vergebung".

Sie bezogen sich damit einerseits auf den Überfall Deutschlands auf Polen 1939 und die Kriegsgräuel sowie andererseits auf die Vertreibung der Deutschen am Kriegsende 1945. Zwei Wochen später antworteten die deutschen Bischöfe unter anderem: "Furchtbares ist von Deutschen und im Namen des deutschen Volkes dem polnischen Volk angetan worden. So bitten auch wir zu vergessen, ja wir bitten zu verzeihen."

Tagung in Fulda über mehrere Tage

Die katholischen Bischöfe hatten von Montag bis Donnerstag in Fulda getagt. Sie berieten beispielsweise auch über die weitere Missbrauchsaufarbeitung und über Klimaschutz. Am Mittwoch berichtete der Jerusalemer Kardinal Pierbattista Pizzaballa über das Kriegsleid in Israel, den Palästinensergebieten und in Libanon. Die Herbstvollversammlung war auch der letzte Austausch vor der in der kommenden Woche beginnenden Weltsynode im Vatikan.

Die nächste Vollversammlung der Bischöfe ist im Frühjahr im Kloster Steinfeld in der Eifel geplant.

Deutsche Bischofskonferenz

Die Deutsche Bischofskonferenz ist der Zusammenschluss der katholischen Bischöfe in Deutschland. Sie leiten als Ortsbischöfe eines der 27 Bistümer oder unterstützen als Weihbischöfe. Insgesamt gehören ihr derzeit (September 24) 61 Mitglieder an.

Ebenfalls zur Konferenz gehören - auch wenn sie nicht Bischöfe sind - Diözesanadministratoren, die ein Bistum nach Rücktritt oder Tod eines Ortsbischofs übergangsweise verwalten.

Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht ( KNA )

 

Quelle:
KNA