Bischöfe verleihen Katholischen Medienpreis

"Die Wahrheit eben"

Die Deutsche Bischofskonferenz vergab am Montagabend in Bonn den Katholischen Medienpreis. Unter den Preisen sind Reportagen über Spätabtreibung und geflüchtete Syrer – schwere Kost, "die Wahrheit eben", wie Bischof Fürst formulierte.

Preisträger des Katholischen Medienpreises 2017 / © Harald Oppitz (KNA)
Preisträger des Katholischen Medienpreises 2017 / © Harald Oppitz ( KNA )

Die Journalisten Jeanne Turczynski, Claas Relotius und Christina Fee Moebus haben den Katholischen Medienpreis 2017 erhalten. Turczynski gewann in der Kategorie "Elektronische Medien" mit der Radio-Reportage "Risiko Spätabbruch. Eine Entscheidung zwischen Leben und Tod" auf Bayern 2. Den "Printmedien"-Preis erhielt Claas Relotius für den Text "Königskinder" im Magazin "Der Spiegel".

"Wirklichkeitsgesättigte und gehaltvolle Früchte"

Der erstmals ausgelobte "Sonderpreis der Jury" ging an Christina Fee Moebus für ihre Crossmedia-Serie "Der Gespenster-Schiff-Prozess" beim Nordwestradio. Die Sieger erhalten jeweils 5.000 Euro, für den Sonderpreis 2.000 Euro.

Medienbischof Gebhard Fürst dankte bei der Preisverleihung den Nominierten für "wirklichkeitsgesättigte und gehaltvolle Früchte ihrer journalistischen Arbeit". Allerdings sind diese Früchte zuweilen harte und bittere Kost; "die Wahrheit eben", sagte der Vorsitzende der Publizistischen Kommission der Bischofskonferenz.

Reportage über Spätabtreibung

Turczynski zeigt an vier Beispielen Gewissenskonflikte im Zusammenhang mit Spätabtreibungen auf. "Die Autorin trifft mit ihrer Sendung den Kern einer gesellschaftlichen Entwicklung, die der Selektion menschlichen Lebens in Theorie und Praxis immer mehr Platz einräumt", so die Jury.

ARD-Programmdirektor Volker Herres lobte nicht nur die journalistische Qualität, sondern auch Turczynskis Mut: "Man kann, nein, ich finde man muss also über das Stück auch streiten - und das ist gut so. Denn die offene Gesellschaft entwickelt sich nur im Diskurs weiter."

"Königskinder" handelt von geflohenen Syrern

In dem Artikel von Claas Relotius geht es um ein Geschwisterpaar aus Aleppo, das dort Grausames erlebt hatte und in die Türkei geflüchtet war. Der Verdienst des Preisträgers ist laut Jury, hinter das Abkommen der EU mit der Türkei zu schauen und auf Schicksale aufmerksam zu machen, nach denen hierzulande kaum jemand frage.

"Ich würde ein Gesetz erlassen, dass die Reportage 'Königskinder' zur Pflichtlektüre für alle Politiker wird", unterstrich Patricia Riekel, ehemalige Chefredakteurin der "Bunte". Relotius hebe jedoch nie den moralischen Zeigefinger. Der Journalist konnte aus persönlichen Gründen nicht an der Verleihung teilnehmen.

Hörspiel über Nazis in Bremerhaven

Die Sonderpreisträgerin schildert in ihrer Serie, wie 1933 Nazis in Bremerhaven politische Gegner auf einem Schiff im Hafen folterten. Moebus hat dies in einem Mini-Hörspiel verarbeitet und die Reportage mit Videos und Animationen im Internet veranschaulicht. "Sie hat damit das Genre des klassischen Radios verlassen und ein Stück modernen Lokaljournalismus verfasst", sagte Laudator Stefan Kläsener, Chefredakteur Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag.

Die "Auszeichnung journalistisch WERTvoll" erhielten die jeweils beiden Nominierten, die in den Kategorien nicht gewannen. Dies sind Björn Stephan für "Klassenunterschied" ("SZ Magazin"), Lena Niethammer für "Sieht mich jemand?" ("Tagesspiegel"), Jürgen Brügger und Jörg Haaßengier für "Nordstadtkinder" (WDR) sowie Manuel Daubenberger und Lara Straatmann für "Nach 30 Jahren ein Zuhause. Eine Romreise mit Folgen" (NDR).

Katholischer Medienpreis

Der Katholische Medienpreis wird seit 2003 von der Deutschen Bischofskonferenz in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft Katholischer Publizisten (GKP) und dem Katholischen Medienverband (KM) vergeben. Eine sechsköpfige Jury hatte aus 200 Einreichungen die Preisträger 2017 ermittelt.


Quelle:
KNA
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