Bischöfin setzt sich für Hinsehen im Theologie-Studium ein

Sexualisierte Gewalt muss Thema sein

Die badische evangelische Landesbischöfin Heike Springhart will an den Universitäten das Bewusstsein für die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Kirche stärker verankern. Dies sollte ein verbindlicher Teil des Lehrplans sein.

Heike Springhart, Landesbischoefin der Evangelischen Kirche in Baden / © Heike Lyding (epd)
Heike Springhart, Landesbischoefin der Evangelischen Kirche in Baden / © Heike Lyding ( (Link ist extern)epd )

Bislang werde das Thema erst in Vikariats-Kursen, also der Ausbildung zur Pfarrerin oder zum Pfarrer, thematisiert. Springhart sieht bei den Studierenden einen großen Bedarf, sich damit auseinandersetzen. Die habilitierte Theologin hatte kürzlich gemeinsam mit ihrem Amtsvorgänger, Altlandesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh, ein Seminar für Heidelberger Theologiestudierende zum Thema "Missbrauch der Macht: Sexualisierte Gewalt in Kirche und Theologie" angeboten. 

An zwei Tagen des Seminars war auch Matthias Schwarz als Vertreter der Betroffenen im Beteiligungsforum der EKD mit dabei. "Es ist ermutigend, dass die Studierenden sehr reflektiert an das Problem sexualisierter Gewalt in der Kirche herangehen", sagte
Springhart. Die jungen Leute hätten häufig ein hohes Problembewusstsein und einen ganz anderen Zugang zu dem Thema als frühere Generationen. 

Sexualisierte Gewalt wird sehr ernst genommen

Einige hätten entsprechende Schutzkonzepte bereits bei ihrem Engagement in der evangelischen Jugendarbeit kennengelernt und auch an Präventionsschulungen teilgenommen. "Das Thema sexualisierte Gewalt nehmen wir auf allen Ebenen der Landeskirche sehr ernst", sagte Springhart. Im Fokus des Seminars standen die Auseinandersetzung mit der mehr als 800 Seiten langen ForuM-Studie sowie die Diskussion systematischer und praktisch-theologischer Texte dazu. 

Als Bischöfin habe sie den Studierenden auch einen Einblick in die konkrete, landeskirchliche Aufarbeitung geben können. Wichtig sei auch der Hinweis vorab gewesen, dass die Veranstaltung emotional belastend sein könne, erläuterte Springhart. Außerdem hätten sie eine Liste mit Seelsorgerinnen und Seelsorger verteilt, die zu weiteren Gesprächen zur Verfügung standen. Das sei sehr gut angekommen. Ob Teilnehmende dieses Angebot genutzt hätten, wisse sie nicht.

MHG-Studie der Bischofskonferenz und ForuM-Studie der EKD

Die vor fünf Jahren veröffentlichte MHG-Studie der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und die ForuM-Studie zum Missbrauch in der evangelischen Kirche lassen sich nur bedingt miteinander vergleichen. Ziel ist es jeweils, Umfang und Strukturen des Missbrauchs in katholischer und evangelischer Kirche zu ermitteln. Die Kirchen sind auch Auftraggeber der Studien.

MHG-Studie / © Harald Oppitz (KNA)