Bischof Ackermann forderte die Verantwortlichen auf, den Bau auf privatem Land einzustellen. Er verurteilte den Beginn der Bauarbeiten an einem Teilstück der Sperrmauer bei Beit Dschalla unweit von Bethlehem.
Auch zwei Klöster beeinträchtigt
"Es verstößt gegen die Gerechtigkeit, wenn hier 58 christliche Familien ihres Landes und ihres Lebensunterhalts beraubt werden und keinen Zugang mehr zu ihren landwirtschaftlichen Flächen haben“, kritisierte Ackermann am Dienstag. Auch die Arbeit von zwei christlichen Klöstern werde durch den Mauerverlauf beeinträchtigt. Der Trierer Bischof ist Vorsitzender der Deutschen Kommission Justitia et Pax und Delegierter der Deutschen Bischofskonferenz bei den jährlichen Internationalen Bischofstreffen im Heiligen Land.
In Beit Dschalla im Westjordanland hatte es am Wochenende Proteste gegen die Sperrmauer und drohende Landenteignungen gegeben. Palästinensische Demonstranten waren mit israelischen Grenzpolizisten zusammengestoßen.
Der von Israel geplante Verlauf der Sperranlage im "christlichen Dreieck" Bethlehem, Beit Dschalla und Beit Sahur droht 58 christliche Familien sowie zwei Salesianer-Gemeinschaften von ihrem Land abzuschneiden. Betroffen wäre auch die 1960 gegründete Schule der Salesianerinnen mit 450 Schülern.
Grenzmauer seit Jahren umstritten
Die seit Jahren umstrittene Planung für den Verlauf der israelisch-palästinensischen Grenzmauer im Cremisan-Tal war im April 2015 durch ein Urteil des israelischen Obersten Gerichtshofs teilweise korrigiert worden; auch hatte das Gericht alternative Verlaufspläne eingefordert. Anfang Juli gestatteten die Richter jedoch den Bau der Mauer in bestimmten Teilstücken und veränderten damit ihr eigenes Urteil. Daraufhin wurde laut Bischofskonferenz Anfang August unmittelbar mit den Arbeiten begonnen; zahlreiche Olivenbäume auf der Bautrasse sind bereits der Rodung zum Opfer gefallen. Gegen das zuletzt ergangene Urteil hat die Menschenrechtsorganisation "Saint Yves Society" Einspruch beim Obersten Gerichtshof erhoben.
"Es ist besonders zu beanstanden, dass die Armee nun mit den Rodungsarbeiten begonnen hat, ohne eine abschließende gerichtliche Entscheidung in dieser Sache abzuwarten“, erklärt Bischof Ackermann. Das Vorgehen im Cremisan-Tal schüre weiter Unmut und Misstrauen und sei symptomatisch für die desolate Situation im Heiligen Land. "Es ist unheilvoll für beide Völker, wenn durch die Fortsetzung dieser Art von Siedlungspolitik eine Zwei-Staaten-Lösung unmöglich gemacht wird."
Die neue Entwicklung im Cremisan-Tal hat auch den Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Erzbischof Fouad Twal, und mehrere Bischofskonferenzen weltweit zu deutlicher Kritik veranlasst. Auch die Vertretungen der Europäischen Union in Jerusalem und Ramallah haben die Vorgänge zum Thema gemacht.