Bischof Bätzing sieht Bedeutungsverlust des Pfingstfestes

Ignoranz gegenüber christlichen Wurzeln

Nach Einschätzung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, kennen immer weniger Menschen die Bedeutung von Pfingsten. Er spricht in seiner Pfingstpredigt von "inhaltlicher Entleerung".

Bischof Georg Bätzing predigt (Archiv) / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Georg Bätzing predigt (Archiv) / © Harald Oppitz ( KNA )

"Mehr noch als Weihnachten und Ostern leidet das Pfingstfest unter einer zunehmenden inhaltlichen Entleerung", sagte der Limburger Bischof in einer Predigt am Pfingstsonntag laut Manuskript. Es gebe einen Bedeutungsverlust bis hin zu einer weitgehenden Ignoranz gegenüber christlichen Wurzeln.

Zu wenig Brauchtum

Am ehesten werde man sich in der Bevölkerung darauf verständigen können, "ein Frühlingsfest zu feiern". Der Bedeutungsverlust habe auch damit zu tun, dass sich um Pfingsten herum wenig eigenes Brauchtum entwickelt habe, sagte Bätzing.

Für Christen ist Pfingsten das Fest des Heiligen Geistes und gilt als Geburtsfest der Kirche. Pfingsten sei "heute wie damals die Initialzündung einer Kirche der Vielfalt, der vielen Sprachen, Kulturen, unterschiedlichen Biografien und Herkünfte", so Bätzing.

Limburger Dom / © Julia Steinbrecht (KNA)
Limburger Dom / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Für ihn sei es "keineswegs eine Art Naturgesetz, dass es in Zeiten wachsender Pluralisierung und Säkularisierung immer weniger Menschen sind, die um die eigentliche Bedeutung wissen", so Bätzing weiter. "Warum sollte es denn nicht wieder eine wachsende Zahl interessierter und informierter – ja schließlich auch gläubiger Zeitgenossinnen und Zeitgenossen geben können?"

Nicht alle leben im selben Jetzt

Mit der "Zeitgenossenschaft" sei das jedoch kompliziert, denn tatsächlich lebe man längst nicht mit allen anderen Menschen in einer "gemeinsam geteilten Wirklichkeit". Dafür ließen sich genügend Beispiele nennen: Neueste Technologie gehe Hand in Hand mit ältesten Vorurteilen, so Bätzing. Es gebe einerseits Satelliten im All, Smartphones und die KI-Software ChatGPT – und andererseits Messerstechereien in der Fußgängerzone.

Künstliche Intelligenz (KI) - ChatGPT / © Kaspars Grinvalds (shutterstock)
Künstliche Intelligenz (KI) - ChatGPT / © Kaspars Grinvalds ( shutterstock )

"Impfstoffe neuester Machart, Hirnimplantate und Durchbrüche in der Krebsforschung und gleichzeitig uralte Verschwörungsmythen und Hassbotschaften", so Bätzing. "Wachsendes Bewusstsein für Schöpfungsverantwortung, während gleichzeitig mitten in Europa Städte bombardiert und andernorts demokratische Rechtsprinzipien ausgehöhlt und offen angegriffen werden", kritisierte Bätzing. Das Beispiel Pfingsten mache deutlich, "dass wir nicht alle im selben Jetzt leben" – auch wenn dies äußerlich so scheinen möge.

Deutsche Bischofskonferenz

Die Deutsche Bischofskonferenz ist der Zusammenschluss der katholischen Bischöfe in Deutschland. Sie leiten als Ortsbischöfe eines der 27 Bistümer oder unterstützen als Weihbischöfe. Insgesamt gehören ihr derzeit (September 24) 61 Mitglieder an.

Ebenfalls zur Konferenz gehören - auch wenn sie nicht Bischöfe sind - Diözesanadministratoren, die ein Bistum nach Rücktritt oder Tod eines Ortsbischofs übergangsweise verwalten.

Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA