Bischof Bätzing würdigt Horst Köhler

"Visionärer Staatsmann"

Altbundespräsident Horst Köhler war evangelisch - und nach eigenen Worten stolz, als im Jahr 2005 ein Deutscher zum Papst gewählt wurde. Die deutschen Bischöfe zeigen sich Köhler gegenüber dankbar. Reaktionen aus Kirche und Politik.

Ankunft von Papst Benedikt XVI. und Begrüßung durch Bundespräsident Horst Köhler (r.) auf dem Flughafen in Köln-Bonn am 18. August 2005 zum 20. Weltjugendtag in Köln. / © Pool (KNA)
Ankunft von Papst Benedikt XVI. und Begrüßung durch Bundespräsident Horst Köhler (r.) auf dem Flughafen in Köln-Bonn am 18. August 2005 zum 20. Weltjugendtag in Köln. / © Pool ( (Link ist extern)KNA )

Als Brückenbauer in verschiedenen Zusammenhängen hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, den verstorbenen früheren Bundespräsidenten Horst Köhler gewürdigt.

Köhler sei ein visionärer Staatsmann gewesen, heißt es in Bätzings Beileidsschreiben, wie die Deutsche Bischofskonferenz am Samstag mitteilte.

Georg Bätzing, Bischof von Limburg und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz / © Peter Jülich (KNA)
Georg Bätzing, Bischof von Limburg und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz / © Peter Jülich ( (Link ist extern)KNA )

Als Bundespräsident hatte sich Köhler für eine Globalisierung mit verlässlichen Regeln und eine echte Partnerschaft mit dem afrikanischen Kontinent eingesetzt. Er habe "wie kaum ein anderer Brücken zwischen den Kontinenten gebaut", betont der Bischof. "Wir dürfen dankbar sein für das, was er an internationaler Verständigung und durch den Dialog zwischen den Nationen ermöglicht hat."

Bätzing unterstrich zudem die Beziehungen des früheren Bundespräsidenten zu den Kirchen. Der Protestant habe mit den Menschen ins Gespräch kommen wollen, "über Barrieren der Religionen hinweg". Zweimal habe Köhler in seiner Amtszeit den damaligen Papst Benedikt XVI. in Deutschland willkommen geheißen, 2005 und 2011. Der Weltjugendtag 2005 in Köln sei für den Staatsmann "ein persönlich wichtiges Ereignis" gewesen, "das er immer als beste Chance der Völkerverständigung bezeichnete".

Kirsten Fehrs / © Lars Berg (KNA)

EKD-Ratsvorsitzende: "Mensch mit weitem Herzen"

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, hat Köhler für seinen Einsatz für Gerechtigkeit und Nächstenliebe gewürdigt. Er sei ein Politiker und Mensch "mit weitem Herzen und klugem Verstand" gewesen, sagte Fehrs am Samstag in Hannover.

Köhler habe sich für den Zusammenhalt in der deutschen Gesellschaft eingesetzt. Zudem habe er "mit unbestechlichem Gerechtigkeitssinn" die Überwindung von Armut und Unterentwicklung in Afrika angemahnt, sagte die Hamburger Bischöfin.
Köhler sei überzeugt gewesen, dass Wohlstand nur dann möglich sei, wenn es auch der weltweiten Gemeinschaft gut gehe. "Der christliche Wert der Nächstenliebe war für ihn dabei im persönlichen, wie im politischen Handeln eine klare Leitplanke", betonte Fehrs. Für sein Engagement für Afrika hatte der Rat der EKD ihm und seiner Frau 2015 die Martin-Luther-Medaille verliehen.
 

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält an der Villa Hammerschmidt eine Rede / © Thomas Banneyer (dpa)
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält an der Villa Hammerschmidt eine Rede / © Thomas Banneyer ( (Link ist extern)dpa )

Steinmeier: "Glücksfall für unser Land"

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat der Witwe seines Amtsvorgängers, Eva Luise Köhler, zum Tod ihres Ehemanns kondoliert. Die Nachricht vom Tod Horst Köhlers habe ihn "sehr traurig" gemacht, schreibt Steinmeier laut Bundespräsidialamt am Samstag. Köhlers Zugewandtheit, Energie und Kreativität hätten ihn "viele Herzen gewinnen lassen".

Bei seiner Wahl zum Bundespräsidenten im Jahr 2004 sei der frühere Chef des Internationalen Währungsfonds der Öffentlichkeit "nahezu unbekannt" gewesen, so Steinmeier weiter: "Und wie schnell hat er dann so viel Anerkennung und Sympathie erworben!" Schon zuvor habe Köhler sich um Deutschland verdient gemacht. "Als Staatssekretär leitete er die Verhandlungen über die deutsch-deutsche Währungsunion.

In Moskau handelte er das Abkommen über den Abzug der sowjetischen Truppen aus." Steinmeier würdigte auch das "unermüdliche, ja leidenschaftliche Eintreten" Köhlers für Afrika. Eine Kraftquelle sei für den Protestanten sein "tiefer christlicher Glaube" gewesen - "den er nicht besonders betonen musste, weil er ihm selbstverständlich war".

Köhler habe ein Bild von Deutschland als "Land der Ideen" geprägt, und er werde als "Glücksfall für unser Land" in Erinnerung bleiben.

Hendrik Wüst / © Oliver Berg (dpa)

Wüst: "Großer Staatsdiener"

Auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) gedenkt des gestorbenen Köhler und würdigt ihn als "großen Staatsdiener". "Zeit seines Lebens war es seine innerliche Haltung, vor allem aber seine Welt- und Weitsicht, die seine Arbeit bestimmten", erklärte Wüst am Samstag in Düsseldorf. Der CDU-Politiker Köhler, der von Juli 2004 bis zu seinem Rücktritt 2010 der neunte Präsident der Bundesrepublik Deutschland war, war im Alter von 81 Jahren am frühen Samstagmorgen nach Mitteilung seines Büros im Kreise seiner Familie in Berlin gestorben.

Köhler habe kritisch auf politische Entscheidungen der Politik in Deutschland und Europa geblickt, erklärte NRW-Ministerpräsident Wüst. Köhler habe klare Ideale und Standpunkte vertreten und diese nicht immer hinter seinem Präsidentenamt versteckt. Für Köhler hätten "fiskalische und politische Fragestellungen stets auf demselben Blatt" gestanden. "Die Währungsunion und der Vertrag von Maastricht bleiben auf ewig mit ihm und seiner Arbeit als Staatssekretär verbunden." Und immer wieder habe ihn das Thema der Gerechtigkeit angetrieben. "Sei es im Dialog mit Entwicklungsländern oder in seinem Verständnis der Globalisierung.

Wüst erinnerte daran, dass Köhler als zweiter Bundespräsident vor dem israelischen Parlament gesprochen und den Schutz jüdischen Lebens überall auf der Welt sowie die Verantwortung Deutschlands dafür betont habe. Auch nach seinem Rücktritt sei der afrikanische Kontinent für ihn eine Herzensangelegenheit geblieben. Köhler werde "als unbequemer Bundespräsident in Erinnerung bleiben, vor allem aber als Vermittler der unterschiedlichen gesellschaftlichen Stimmungen".