Mit einem Festgottesdienst und mehrfachem Applaus im Dom zu Münster ist Bischof Felix Genn aus seinem Amt als Bischof verabschiedet worden. Am Donnerstag hatte Genn mit seinem 75. Geburtstag die vorgesehene Altersgrenze für Bischöfe erreicht. Am Sonntag nahm Papst Franziskus vom Krankenhaus aus Genns Rücktrittsangebot an. Genn war seit 16 Jahren Bischof des zweitgrößten deutschen Bistums.
In seiner Predigt rief er die Katholiken in der aktuellen "Wüstenzeit der Kirche" zu Ausdauer und Hoffnung auf. Viele sehnten sich danach, dass die Kirche wieder besser dastehe, ihr mit weniger Misstrauen begegnet werde. Gleichzeitig hätten viele Glaubenszweifel. Jesus selbst sei es nicht anders ergangen, so der Bischof mit Verweis auf den Evangeliumstext.
Gott nicht für eigene Zwecke einspannen
Um so dringender sei es, dass jeder einzelne Christ zu seinem Glauben stehe, auch wenn er oder sie gegen den Strom schwimmen müsse. Der Glaube an den auferstandenen Christus gebe Kraft und schaffe Gemeinschaft. Dabei warnte Genn davor, Gott für eigene Zwecke einspannen zu wollen, wie es manche Mächtigen wollten. Wichtig sei es, Arme nicht aus dem Blick zu verlieren und zu eigenen Schwächen zu stehen.
Zu Beginn des Gottesdienstes hatte der Botschafter des Papstes, Nuntius Nikola Eterovic, Genn zum Geburtstag gratuliert. Dabei bestätigte er Genns Rücktritt und dankte ihm für über 25 Jahre bischöflichen Dienst in Trier, Essen und Münster. In seinem Dank gab Genn dem Nuntius Genesungswünsche an Papst Franziskus mit auf den Weg.
Dank für klare Worte und hintergründigen Humor
An der Messe, die in die Stadtkirche Sankt Lamberti sowie online übertragen wurde, nahmen zahlreiche katholische Bischöfe auch aus dem Ausland teil ebenso wie Vertreter anderer Kirchen. Für die nordrhein-westfälische Landesregierung waren Arbeitsminister Karl-Josef Laumann und Bildungsministerin Dorothee Feller (beide CDU) anwesend, außerdem Landtagspräsident André Kuper.
Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing aus Limburg, würdigte Genns sachlich klare Stimme und seinen hintergründigen Humor. Damit habe er etwa bei der Weltsynode in Rom, aber auch beim Synodalen Weg in Deutschland überzeugend immer wieder für theologische und seelsorgliche Argumente geworben.
Guter Zuhörer und spiritueller Mensch
Vertreter der Laiengremien und des Priesterrates im Bistums würdigten Genn als guten Zuhörer, der sein Gegenüber und andere Meinungen ernst nehme. Dabei sei er zugleich ein sehr spiritueller Mensch. Dies habe sich auch beim Umgang mit so schwierigen Themen wie Missbrauch oder auch Gemeindereformen gezeigt.
Nach Genns Rücktritt muss das Münsteraner Domkapitel einen Übergangsverwalter wählen. Üblicherweise dauert es mehrere Monate, mitunter über ein Jahr, bis nach einem festgelegten Verfahren durch das Domkapitel in Münster und den Vatikan ein neuer Bistumsleiter bestimmt ist.
Genn stammt aus dem Bistum Trier. Am 6. März 1950 wurde er in Burgbrohl in der Eifel als Bauernsohn geboren. Nach dem Theologiestudium in Trier und Regensburg folgte 1976 die Priesterweihe. 1999 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof in Trier. 2003 übernahm er die Leitung des Bistums Essen. Seit 2009 war Genn Bischof von Münster. Zudem ist er seit 2013 Mitglied der für Personalfragen zuständigen Vatikan-Behörde für Bischöfe. Genn war nach Münchens Erzbischof Reinhard Marx der dienstälteste Diözesanbischof in Deutschland.