Bischof Genn verurteilt Rassismus gegen Priester aus Kongo

"Müssen als Gesellschaft endlich aufwachen"

Egide Muziazia stammt aus dem Kongo und ist katholischer Pfarrer am Niederrhein. Mit einem Hilferuf wendet er sich an die Öffentlichkeit, denn er habe zahlreiche rassistische Beleidigungen und Übergriffe erfahren.

Bischof Felix Genn / © Guido Kirchner (dpa)
Bischof Felix Genn / © Guido Kirchner ( dpa )

Nach zahlreichen rassistischen Angriffen und Beleidigungen hat sich ein aus dem Kongo stammender katholischer Priester im Bistum Münster mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit gewandt. Zugleich solidarisierte sich Bischof Felix Genn am Dienstag mit dem in Emmerich tätigen Geistlichen. 

Genn verurteilte die Übergriffe auf Pfarrer Egide Muziazia: "Gott hat die Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen - das gilt für alle Menschen, unabhängig von ihrer Hautfarbe und ihrer Herkunft. In unserem christlichen Glauben gibt es keinen Platz für Hass, Intoleranz oder Rassismus."

Eine dunkelhäutige Person hat die Hände zum Gebet gefaltet / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Eine dunkelhäutige Person hat die Hände zum Gebet gefaltet / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Der 42-jährige promovierte Priester lebt seit 2006 in Deutschland und leitet seit dem vergangenen Jahr die Pfarrei Sankt Vitus in Emmerich-Elten. In einem dort anberaumten Pressegespräch berichtete Muziazia, dass er in den vergangenen Wochen mehrfach insbesondere wegen seiner Hautfarbe angefeindet worden sei. 

So sei er in der Innenstadt von Emmerich bespuckt und mit dem Schimpfwort "Du Affe" beleidigt worden. Nachdem er Anzeige erstattet habe, sei die Person zwar ermittelt, das Verfahren aber eingestellt und lediglich ein Schiedsverfahren angeboten worden.

Zudem sei er als "Neger" beschimpft und im Rahmen von Nikolaus-Feierlichkeiten auf Niederländisch oder Plattdeutsch als "echte zwarte Piet" bezeichnet worden.

"Weg in Öffentlichkeit belastend"

Der Weg in die Öffentlichkeit sei für ihn sehr belastend, erklärte Muziazia. Aber die Fälle häuften sich. Deshalb wolle er öffentlich an die Menschen in der Pfarrei und darüber hinaus appellieren, "dass wir zusammenstehen im Kampf gegen Rassismus, Hass und Fremdenfeindlichkeit. Setzen wir uns gemeinsam ein für ein friedliches, tolerantes und vielfältiges Miteinander von Menschen aller Kulturen, Religionen und Hautfarben."

Rassismusdebatte: Kirche hat sich in der Vergangenheit nicht immer vorbildlich verhalten / © Rawpixel.com (shutterstock)
Rassismusdebatte: Kirche hat sich in der Vergangenheit nicht immer vorbildlich verhalten / © Rawpixel.com ( shutterstock )

Genn bekundete in einer in Münster veröffentlichten Stellungnahme seine Bestürzung über die Vorfälle. "Ich sichere Pfarrer Muziazia und allen Menschen, die von solchen verachtenswerten Übergriffen betroffen sind, meine uneingeschränkte Solidarität zu." Es brauche "einen lauten Aufschrei der Menschenfreundlichkeit", so der Bischof.

"Wir müssen als Gesellschaft endlich aufwachen." An Politikerinnen und Politiker aller Parteien appellierte Genn, durch populistische, plakative, reißerische und undifferenzierte Aussagen oder Parolen keine Ängste zu schüren.

Bistum geht von Dunkelziffer aus

Der für den Niederrhein zuständige Weihbischof Rolf Lohmann sagte vor Journalisten in Emmerich: "In unserer Gesellschaft gibt es keinen Platz für Intoleranz, für Rassismus, für Hass."

Laut Bistum Münster arbeiten in der gesamten Diözese derzeit 150 Priester aus anderen Ländern. Wie oft es zu rassistischen Übergriffen komme, lasse sich nicht sagen, da diese - etwa aus Scham oder Angst vor Ablehnung - oft verschwiegen würden, sagte Weltkirche-Referentin Renate Brunnett. Sie gehe aber von einer Dunkelziffer aus.

Bistum Münster

Münster: Außenansicht vom Dom St. Paulus / © David Inderlied (dpa)
Münster: Außenansicht vom Dom St. Paulus / © David Inderlied ( dpa )

Das Bistum Münster ist mit etwa 1,92 Millionen Katholiken die nach Mitgliedern zweitgrößte Diözese Deutschlands. Das an die Niederlande angrenzende und bis an die Nordsee reichende Bistum ist auf einer Fläche von 15.000 Quadratkilometern in fünf Regionen gegliedert. Vier von ihnen liegen in Nordrhein-Westfalen. Hinzu kommt der eigenständige Offizialatsbezirk Oldenburg in Niedersachsen. Seit 29. März 2009 leitet Bischof Felix Genn das Traditionsbistum.

Quelle:
KNA