KNA: Herr Bischof, wer wird Fußballweltmeister 2018?
Jung: Die deutsche Nationalmannschaft hat das Zeug dazu, den WM-Titel zu verteidigen. Vorstellen kann ich mir aber auch Brasilien, was sicherlich die Menschen in unserem Partnerbistum Obidos sehr freuen würde. Wichtig für die deutsche Mannschaft wird sein, dass sie als Team agiert und ihre Stärke als Turniermannschaft zeigt. Das bestimmte Quäntchen Glück kann dann noch den letzten Ausschlag geben. Unser Angstgegner Italien ist ja nicht dabei - zum großen Bedauern aller Fans der "Azurblauen".
KNA: Bei den letzten Spielen zeigten Jogis Jungs mehr Schatten als Licht. Ist das eine Hypothek?
Jung: Die Niederlage gegen Österreich motiviert möglicherweise sogar. Es war ja nur ein Testspiel. Wenn die Nationalmannschaft die Gruppenphase souverän meistert und in das Turnier findet, traue ich ihr alles zu. Das Finale ist dann möglich.
KNA: Wie verfolgen Sie selbst die WM?
Jung: Die Fußball-WM fällt mit meinen ersten Wochen als Bischof von Würzburg zusammen. Von daher werde ich nicht viel Zeit zum Fußball-Schauen haben. Die Spiele der deutschen Nationalmannschaft werde ich mit Interesse verfolgen und mir auch das ein oder andere Spiel anschauen. Gespannt bin ich, ob es wieder eine Überraschungsmannschaft gibt, die sich in die Herzen spielt.
KNA: Kann man überhaupt mit gutem Gewissen Fußball schauen – angesichts von Doping und der Menschenrechtslage in Russland?
Jung: Auf Menschenrechtsverletzungen müssen wir schauen und sie anklagen, davon befreit auch eine Fußball-WM nicht. Natürlich steht der Sport an erster Stelle, dennoch sind Sport, Gesellschaft und Politik nicht völlig voneinander zu trennen. Zu hinterfragen sind die Dopingkontrollen durch die FIFA selbst, ein unabhängiges Dopingkontrollverfahren wäre einer solchen globalen Großveranstaltung mehr als angemessen. Doping muss ohne Kompromisse bekämpft werden, letztlich schadet es der Gesundheit des Menschen und macht ihn zum bloßen Erfolgsobjekt.
KNA: Und der Kommerz?
Jung: Der lässt sich bei einer WM nicht verhindern. Ich hoffe, dass die Menschen im Gastgeberland von dem Turnier profitieren und es nicht allein zur Show der Mächtigen und Oligarchen wird. Ich wünsche mir, dass das sportliche Großereignis unsere Welt etwas mehr zusammenführt.
Christoph Renzikowski