Bischof Kohlgraf besucht Tatort eines NS-Massakers

"Niemals Nazi-Verbrechen vergessen"

Es war das zweitgrößte NS-Massaker in Frankreich nach Oradour-sur-Glane. Zum 80. Jahrestag war der deutsche Pax-Christi-Präsident, Bischof Peter Kohlgraf, in Maille. Er rief dazu auf, die Nazi-Gräuel nie zu vergessen.

Bischof Peter Kohlgraf / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Peter Kohlgraf / © Harald Oppitz ( KNA )

Kein Schlussstrich unter die Nazi-Zeit! Die Verbrechen von damals dürften nie vergessen werden. Das hat der Mainzer katholische Bischof Peter Kohlgraf am 80. Jahrestag des NS-Massakers im mittelfranzösischen Maille gefordert. Beim zweitgrößten, aber nur wenig bekannten Massaker in Frankreich im Zweiten Weltkrieg hatten Angehörige der Waffen-SS am 25. August 1944 insgesamt 124 Menschen ermordet, darunter viele Frauen, Kinder, Babys und alte Menschen.

Versöhnung 

Er biete den Überlebenden und der ganzen Gemeinde von Maille seine Hand und bitte um Versöhnung, betonte der Präsident der deutschen Sektion der katholischen Friedensbewegung Pax Christi: "Ich bin mir der Schuld bewusst, die Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus auf sich geladen hat. Zur Versöhnung gehört auch das Versprechen, dass wir uns den Verbrechen stellen und sie nicht dem Vergessen anheimgeben."

Kohlgraf sprach zudem von einer zweiten Schuld, die Deutschland nach dem Krieg auf sich geladen habe: "Dass später viele Mörder straflos blieben und schwerste Verbrechen nicht gesühnt wurden, erfüllt mich mit Scham."

Kaum zu beschreibende Gräueltaten

In einem Gottesdienst in dem Ort südlich von Tours erinnerte Kohlgraf am Sonntag an die Taten von vor 80 Jahren: "Man muss sich fragen, was dies für ein Blutrausch war, in dem Deutsche (SS-Männer) einen ganzen Vormittag lang einen Mord nach dem anderen verübten." Unter anderem berichtete er von einem Überlebenden, der sich totstellen konnte und dann erleben musste, "wie die Mörder jedes einzelne Mitglied seiner achtköpfigen Familie erschossen, um sich anschließend in der Küche seines Hauses zu einem gemütlichen Essen zusammenzusetzen".

Die Beispiele seien schlicht unerträglich, fügte der Bischof hinzu: "Wir können nur hoffen, dass unser Besuch für manche der Überlebenden eine Stütze ist, besser mit den grausamen Erinnerungen umzugehen."

Im Anschluss an den Gedenkgottesdienst, den er gemeinsam mit Erzbischof Vincent Jordy von Tours feierte, segnete Kohlgraf einen Gingko-Baum, den er als Symbol des Friedens mitgebracht hatte. Der Ginkgo-Baum gilt seit Hiroshima als Friedensbaum, weil er dort den Atombombenabwurf überlebte.

Quelle:
KNA