Bischof Peter Kohlgraf hält den nachgewiesenen Zusammenhang zwischen Sorgetätigkeit und Armut aus christlicher Sicht für inakzeptabel. Aus Anlass des Welttags der Armen am Sonntag erklärte der Vorsitzende der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz:
"Sorgearbeit dient dem Menschen. Ohne Care-Arbeit gibt es kein Leben." Er forderte eine neue Wertschätzung derer, die sich ehrenamtlich oder beruflich um andere sorgen.
Konkret plädierte der Bischof von Mainz dafür, Christen sollten sich in ihren Gemeinden und Verbänden zivilgesellschaftlich für eine angemessene finanzielle Berücksichtigung von Care-Arbeit, für Maßnahmen zur Vermeidung von Altersarmut und zur sozialen Absicherung von Frauen, für die Ausweitung von Kinderbetreuungsplätzen, der Pflegeinfrastruktur und für Lohngerechtigkeit einsetzen.
Frauenarmut durch ungleich verteilte Sorgearbeit
In einer Mitteilung zum Welttag der Armen betont die Deutsche Bischofskonferenz (Mittwoch), dass unter den über 14 Millionen armen Menschen in Deutschland besonders viele Frauen seien.
Allein das Frausein führe hier wie international häufig zu ökonomischen Benachteiligungen. Eine der zentralen Ursachen dafür sei die ungleiche Verteilung der Sorgearbeit. Sie trage wesentlich zur Frauenarmut bei.
Kohlgraf forderte eine Überprüfung von Frauen- und Familienbildern, die Armutsrisiken inklusive ihrer steuerpolitischen Ursachen befördern. Dabei gehe es um den angemessenen Anspruch aller Menschen auf ein würdiges Leben: "Gerechtigkeit und so auch Geschlechtergerechtigkeit kann es immer nur für alle geben", so der Bischof.
Leitwort: "Das Gebet der Armen steigt zu Gott empor"
Papst Franziskus hatte den Welttag der Armen 2017 eingeführt, um den Blick auf die zahlreichen Formen von Armut heute zu lenken. Er findet immer zwei Wochen vor dem ersten Adventssonntag statt, diesmal am 17. November.
Der Papst schreibt zum Leitwort des diesjährigen Gedenktags ("Das Gebet des Armen steigt zu Gott empor"): Nicht irgendein Gebet steige zu Gott empor, sondern das Gebet des Armen".
Franziskus ergänzt: "Denken wir über dieses Wort nach und 'lesen' wir es auf den Gesichtern und in den Geschichten der Armen, denen wir in unseren Tagen begegnen, damit das Gebet zu einem Weg der Gemeinschaft mit ihnen wird und wir ihr Leid teilen.