"Gerade wenn es um die Erneuerung der Kirche geht oder der Kurs zur Debatte steht, den die Kirche in Zukunft nehmen soll, ist das rechte Maß von großer Bedeutung", predigte Meier am Sonntag bei einem Gottesdienst in der Kirche des Campo Santo Teutonico im Vatikan.
"Der Mensch denkt, Gott lenkt"
"Christen, die Missstände zu Recht anprangern und dagegen ankämpfen, können dazu neigen, zu Fanatikern zu werden", sagte der Bischof und warnte vor einem "Chauvinismus der Wahrheit". Christen dürften sich die Wahrheit nicht aufzwingen, sondern müssten einander "in den Mantel der Wahrheit" helfen.
Meier lud zum Weg einer "radikalen Mitte" ein, die nicht Mittelmäßigkeit bedeute, sondern Gegensätze einschließe und zum Wesentlichen entschlossen sei. Dabei hob er hervor, dass der Mensch zwar vieles in Konzepte fassen könne, um für Gemeinschaften und Bistümer eine sinnvolle Zukunft zu erschließen.
Gleichzeitig müsse jedoch klar sein: "Wir sind nicht die 'Kirchenbastler', die sich das Haus Gottes nach selbst gemachten Plänen zurechtzimmern. Der Mensch denkt, und Gott lenkt."
"Kirche in Deutschland - kleiner Knoten im Netz der Weltkirche"
Bei den bisherigen Beratungen der Weltsynode habe es auch Spannungen und Kontroversen gegeben, die aber immer höflich ausgetragen worden seien, sagte Meier. Er selbst habe gelernt, dass sich die Geografie der Kirche wandele und sich die europäische Kirche relativiere.
"Im Netz der Weltkirche ist die Kirche in Deutschland ein kleiner Knoten, der beachtet wird", hob er hervor. "Unsere Verantwortung liegt darin, uns einzubringen und in der Einheit zu bleiben."
Seit fast drei Wochen beraten im Vatikan mehr als 300 Mitglieder der Weltsynode über die Kirche der Zukunft. Meier fehlte streckenweise wegen einer Corona-Infektion. Am Montag beginnt die vorerst letzte Woche der Beratungen; am 29. Oktober schließt die Weltsynode mit einem Gottesdienst ab. Im Oktober 2024 soll die Versammlung erneut im Vatikan beraten.