Ebenso wandte sich Overbeck gegen eine solche Debatte ausschließlich im Vorfeld von Wahlen, wie er am Dienstag auf Anfrage in Essen sagte.
"Wir müssen in unserem Land die Frage besprechen, was wirklich zu unserer Identität gehört. Da ist es wichtig, dass auch die Politik dazu Stellung bezieht", so Overbeck, der auch Sozialbischof der Deutschen Bischofskonferenz ist. Mit Schlagworten wie "Wir sind nicht Burka" habe er dagegen Probleme, weil sie "nicht der Differenziertheit der Bedeutung der Religion für Menschen" gerecht würden. "Was uns keinesfalls hilft, sind irgendwelche Parolen vom Stammtisch."
Frieden unter den Religionen
Als "Mann der Kirche" sei ihm sehr daran gelegen, für Frieden unter den Religionen zu sorgen. Dazu zähle auch, "die teils religiös bestimmten Kleidungsvorschriften für Musliminnen so wertzuschätzen, dass daraus kein Kampffeld wird", sagte der Ruhrbischof. Zwar habe er aufgrund seiner Auffassung der Menschenwürde der Frau zu solchen Vorschriften ein "kritisch-distanziertes Verhältnis", führte Overbeck aus. "Trotzdem gehört das auf eine andere Ebene als auf einer solch schlagwortartigen diskutiert."
Die Veröffentlichung des Zehn-Punkte-Katalogs durch den Bundesinnenminister beweise Mut, so der Bischof, fügte jedoch zugleich hinzu: "Das ist ein Thema, das nicht nur in den Wahlkampf gehört." Doch liege die "Problematik der jetzigen Veröffentlichung" genau darin, dass sie in diesen Zeitabschnitt falle.
Diskussion auf vernünftigem Niveau
"Ich werde alles dafür tun, dass wir auf einem Niveau weiter diskutieren, das allen hilft, und nicht nur kleinen Gruppen, die vor allem von Ängsten getrieben werden, aber zu Schlussfolgerungen kommen, die ich nicht teilen kann", unterstrich der Sozialbischof.
Hier gehe es nicht nur um Religion. Vielmehr seien die Deutschen auch durch ihr Verhältnis zu Recht, Solidarität, Menschenwürde und Aufgeklärtheit geprägt. "Von daher hoffe ich, dass die Diskussion auf diesem Niveau stattfindet."
De Maiziere hatte am Wochenende einen Zehn-Punkte-Katalog für eine deutsche Leitkultur veröffentlicht. In einem Gastbeitrag für die "Bild am Sonntag" beschreibt er unter anderem Religion als "Kitt und nicht Keil der Gesellschaft". Weiter heißt es, Deutschland sei eine offene Gesellschaft: "Wir zeigen unser Gesicht. Wir sind nicht Burka."