Bischof von Münster suspendiert Pastor nach Missbrauchsvorwürfen

Alle priesterlichen Tätigkeiten verboten

Es gibt Missbrauchsvorwürfe gegen einen katholischen Priester im westlichen Münsterland - und das offenbar nicht zum ersten Mal. Jetzt hat der zuständige Bischof Felix Genn den Geistlichen vom Dienst suspendiert.

Symbolbild Missbrauch / © Harald Oppitz (KNA)

Der Münsteraner Bischof Felix Genn hat nach Missbrauchsvorwürfen einen Pastor vom Dienst freigestellt. Zugleich habe er dem katholischen Geistlichen "ausnahmslos alle priesterlichen und seelsorglichen Tätigkeiten" verboten, teilte das Bistum Münster am Sonntag mit. Der Priester war zuletzt als Pastor in drei Pfarreien in Ahaus tätig gewesen.

Laut Bistum hatte eine Person Ende Januar den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs gegen den Geistlichen erhoben. Dazu soll es in den Jahren ab 1995 gekommen sein, als der Priester als Pfarrer in Ochtrup eingesetzt war. Das Bistum habe den Fall der Staatsanwaltschaft übergeben, hieß es. "Gleichzeitig wurde eine kirchenrechtliche Voruntersuchung eröffnet, die bis zum Abschluss der staatlichen Ermittlungen ruht."

Mehrere Hinweise auf Missbrauch

Bereits 1997 und 2010 hatte es den Angaben zufolge Hinweise auf sexuellen Missbrauch durch den Beschuldigten in Ochtrup gegeben. Diese Hinweise seien aber nicht unmittelbar von betroffenen Personen, sondern von Dritten gekommen. "Es konnten - so etwa 2010 durch die Missbrauchskommission des Bistums - in beiden Fällen keine Erkenntnisse gewonnen werden, die Strafmaßnahmen möglich gemacht hätten." Im Jahr 2023 verzeichnete das Bistum überdies einen anonymen Hinweis, der sich ebenfalls auf die Zeit bezog, in der der Geistliche in Ochtrup tätig war.

Ein weiterer Vorwurf des sexuellen Missbrauchs gegen den Priester wurde laut Bistum 2022 erhoben. Dieser bezog sich auf das Jahr 1993, als der Beschuldigte als Kaplan in Rheine-Rodde tätig war. Das Bistum habe damals die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, die das Verfahren wegen Verjährung jedoch einstellte. Es folgte demnach eine kirchenrechtliche Untersuchung, aus der sich erneut keine Erkenntnisse für Strafmaßnahmen ableiten ließen. Die betroffene Person habe allerdings eine Zahlung im Rahmen des kirchlichen Verfahren zur Anerkennung des Leids erhalten.

Studie: Flächendeckender Missbrauch im Bistum Münster

Die Zahl der beschuldigten Priester und Missbrauchsopfer im Bistum Münster ist nach einer Studie der Universität Münster deutlich höher als bekannt. Laut der über zwei Jahre dauernden Forschungsarbeit eines fünfköpfigen Teams gab es von 1945 bis 2020 fast 200 Kleriker und bekannte 610 minderjährige Opfer von sexuellem Missbrauch. Damit sind 4,17 Prozent der Priester betroffen. Die Dunkelziffer ist erheblich höher. Die Forscher gehen von 5000 bis 6000 Opfern aus.

 Studie zu Macht und sexuellem Missbrauch in Münster
 / © Lars Berg (KNA)